Autor: Dominik
Trotz vielfältiger Fotonachbearbeitungsmöglichkeiten sind spezielle Filter für Objektive auch heute noch teilweise unersetzbar, ihr Effekt nicht ohne weiteres durch Bildbearbeitssoftware zu erzeugen.
1. Schutzfilter
Der Schutzfilter ist wohl der einfachste aller Objektivfilter, seine Aufgabe besteht ausschließlich darin, möglichst ohne jegliche Beeinträchtigung der Bildqualität, die Linse vor Beschädigungen durch Kartzer sowie Witterungseinflüssen wie Staub und Regen zu schützen. Ich nutze für alle meine Linsen permanent einen Schutzfilter (es sei denn, ich tausche ihn temporär gegen einen anderen Filter). Nach jahrelangem Gebrauch sieht man deutliche Kratzer auch auf sehr hochwertigen Schutzfiltern, die vorderste Linse des Objektives selbst sieht jedoch aus wie neu – eine lohnenswerte Investition.
2. UV-Filter
Damals hat ein UV-Filter Kamera bzw. Sensor und Objektiv vor ultraviolettem Licht geschützt. Modernes Equipment heute ist praktisch nicht mehr empfindlich für UV-Strahlen, es bleibt nur noch der Schutz der Frontlinse vor Beschädigungen. Weil UV-Filter jedoch die Bildqualität reduzieren, Abbildungsfehler erzeugen können und einfache Schutzfilter preiswerter sind, sehe ich eigentlich keinen Sinn mehr für deren Nutzung.
Beispiele für ungefilterte Aufnahmen in direktes Sonnennlicht
3. Polarisationsfilter
Polfilter absorbieren bestimmte Lichtwellen und unterdrücken damit unerwünschte Reflexionen, verstärken Farben, erhöhen Kontraste. Spiegelnde Oberflächen erscheinen durchsichtiger (z.B. Glasflächen und Wasseroberflächen) bzw. weniger spiegelnd (z.B. glatte Oberflächen generell). Ein bewölkter Himmel erscheint mehr dunkelblau, die Wolken kontrastreicher, Pflanzen erscheinen grüner, weil Lichtreflexionen der Blattoberfläche reduziert werden. Weil Polarisationsfilter je nach Grad der Unterdrückung der Reflexionen auch Licht schlucken, muss ein paar Stufen aufgeblendet werden. Besonders sinnvoll in ihrer Bauweise sind Zirkular-Polarisationsfilter an denen man durch Drehen des vorderen Filterglases den erwünschten Effekt einstellen kann.

Beispielaufnahme (Gewitterstimmung) für die Verschlechterung der Bildqualität auch bei Verwendung eines sehr hochwertigen Polarisationsfilters. Nikon D800, Nikkor 80-200mm 1:2.8 ED auf 200mm, f=8, t=1/100s, ISO=720. 2x Originalabmessungen 7360 x 4912 Pixel, 2x Vergrößerungsauschnitt 2000 x 1335 Pixel.
4. Graufilter
Möchte man in hellen Umgebungen bzw. bei normalem Tageslicht Langzeitbelichtungen durchführen kommt ein Neutraldichtefilter bzw. Graufilter zu Einsatz. Der Filter schluckt also “einfach” nur Licht, wodurch man länger belichten kann. Bis zu einem gewissen Grad kann man natürlich abblenden, aber selbst bei minimalster ISO wird das Bild bei sekundenlanger Belichtung am Tage schnell überbelichtet. Beim starken Graufilter muss allerdings erst fokussiert und dann der Filter aufgeschraubt werden, sonst ist es einfach zu dunkel, man sieht schlichtweg nichts im Sucher. ND-Filter gibt es in verschiedenen Tönungsstufen, zudem kann man auch mehrere Filter ineinander schrauben um den gewünschten Effekt bei entsprechendem Licht zu erzielen. Klassische Anwendungen in der Natur sind eingefrorenes bzw. unscharfes oder weiches Wasser sich bewegender Strömungen (Bäche, Wasserfälle, Meeresbrandung); Bewegungen werden dynamischer dargestellt. In Städten kann man durch eleminieren jeglicher sich bewegender Objekte Gebäude freistellen und so menschen- und fahrzeugleere Straßen erzeugen.
5. Filtergrößen
Um nicht für jedes Objektiv jede Filtervarinate kaufen zu müssen und damit eine Unmenge von Filtern mit sich umherzutragen, ist es sinnvoll bereits beim Objektivkauf möglichst gleichgroße Filteranschlussgewinde zu berücksichtigen.
6. Eigenbau-Filter
Die Sonnenfinsternis wurde am 20.03.2015 zwischen 11:00 und 13Uhr mit der Nikon D7100 (Blende 32, Belichtung 1/1000s, ISO100) und dem Nikkor 80-400mm (maximale Brennweite d.h. durch Cropfaktor 600mm) provisorisch mit einem Schweißhelm-Schutzglas aufgenommen (daher der Grünstich).
7. Mondfinsternis (ohne Filter)
Die Mondfinsternis (sog. Blutmond) wurde am 28.9.2015 morgens zwischen 4:00 und 6Uhr mit der Nikon D7100 (Blende 2.8, Belichtung 1s, ISO100) und dem Nikkor 105mm 1:2.8 aufgenommen; die Milchstraße im vorangegangenen Sternenhimmel mit dem Nikkor 24-70mm 1:2.8 an der Nikon D800 (Blende 2.8, Belichtung 30s, ISO2500).
8. HDR statt Objektivfilter
Ein HDR (High Dynamic Range) ist ein Hochkontrast-Bild bzw. ein Foto mit hohem Dynamikanfang, welches aus einer Mehrfachbelichtung (Belichtungsreihe) in der Kamera erstellt wird (oder z.B. durch Smartphone-Software imitiert wird). Durch diese Technik kann ein ähnliches Ergebnis erzeut werden, wie beispielsweise bei der Verwendung eines Polarisationsfilters.
Als Lokalität diente im Spätsommer 2015 eine landestypische Schotterpiste in schwedisch Lappland, allerdings mit für die Kamera nicht ganz einfachen Lichtverhältnissen. Es war ein sehr sonniger, aber auch wolkenreicher Tag, die Straße war sowohl von Licht, als auch Schatten geprägt, die Sonne stand hinter dem rechten Bildrand. Das menschliche Auge ist in der Lage, sich diesen Lichtverhältnissen anzupassen, die meisten Kameras jedoch nicht. Man kann sich in solch einem Fall entscheiden, ob man die dunklen Bereiche im Bild (hier den Wald) oder die helleren (hier den Himmel) realistisch abbilden, sprich über- oder unterbelichten möchte, in jedem Fall fehlt aber das tatsächliche Spiel von Licht und Schatten, es fehlt dem Bild an Dynamik.
Die folgenden beiden Fotos (nicht nachbearbeitet) sind mit dem AF-S Nikkor 105mm 1:2.8 an der Nikon D800 freihand und ohne VR entstanden, jeweils ISO100 und 1/100s Belichtungszeit. Eine der besten Kameras für Landschaftsfotografie und ein sehr abbildungsscharfes und kontrastreiches Festbrennweitenobjektiv.