Entschleunigung


Entschleunigung

Autor: Dominik

Tempus fugit, die Zeit fliegt. Wir leben in einer Gesellschaft, die darauf ausgerichtet ist, vermeintlich Zeit zu sparen, unsere Leben tatsächlich jedoch immer schneller verlaufen lässt. Folgend analysiere ich die aktuellen Zustände, nenne die Ursachen für die Schnelllebigkeit, und zeige vor allem auch Maßnahmen zur Entschleunigung auf.

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Video zum Beitrag: https://youtu.be/eXJcxApFlz0

1. Beschleunigung

  • physikalisch: Änderung des Bewegungszustandes
  • zeitsoziologisch: Mengenzunahme pro Zeiteinheit
  • Entschleunigung: Gegenbewegung zur beruflichen und privaten Beschleunigung des Lebens, wieder langsamer zu werden

2. Bestandsaufnahme

  • Vor allem die wirtschaftliche, und damit dann auch gesellschaftliche Entwicklung in Industrieländern, führt zu einer sinnlosen Hast und Hektik, welche jedes natürliche, und damit auch menschliche Maß ignoriert.
  • Faulheit (z.B. Siesta) wird mittlerweile als negativ besetzt gesehen, Stress hingegen, welcher zu zahlreichen Krankheiten führt, als normal (Burn-out).
  • Mit steigendem wirtschaftlichen Wettbewerb steigt auch der Konkurrenzkampf unter den Menschen, welche sich immer mehr untereinander, als auch von anderen miteinander, verglichen werden.
  • Die Anforderungen steigen, der Mensch soll effektiver arbeiten, seine Aufgaben komplexer werden; in immer weniger Zeit sollen immer mehr Handlungen stattfinden.
  • Immer absurdere Aktivitäten mit dem Streben nach intensiveren Erlebnissen, sowie Anerkennung und Aufmerksamkeit (z.B. Tiefsee-, Polkappen- und alpiner 8000er-Tourismus) weichen den einst sinnvollen nachhaltigeren Aktivitäten.
  • Schneller, höher, weiter… aber der Umgang mit sich selbst, mit seiner Umwelt und mit anderen Menschen, bleibt dabei auf der Strecke.
  • Immer mehr Kontakte über digitale Kommunikation (z.B. soziale Netzwerke) führen zu immer weniger intensiven echten Kontakten. Einstmals soziale Beziehungen werden von physischer Nähe entkoppelt, das Sozialverhalten wird oberflächlich und unpersönlich.
  • Menschen nehmen sich viel zu oft nicht genügend Zeit, um durchdachte Entscheidungen zu treffen, was vermehrt zu blindem Aktionismus und sogenannten Scheinlösungen führt (siehe die aktuelle miserable Politik). Am Ende jedoch muss der Mensch noch viel mehr Zeit mit selbst-verursachtem Krisenmanagement verbringen.
  • Zeit wird zu einer Ware instrumentalisiert, die man ausbeuten kann, und damit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben (Familie, Freunde, Ruhe) immer unbezahlbarer.
  • Aber: wer über seine Zeit nicht frei bestimmen kann, d.h. keine Muße besitzt, lebt auch nicht frei!
  • Idiotisches Hamsterrad: unter stressigen Bedingungen erarbeitet man Geld, und versucht dann, mit Hilfe dessen, glücklich zu werden, was jedoch folglich nicht nachhaltig gelingen kann.
  • In immer weniger Zeit bekommt man immer weniger mit, und versucht diesem Defizit durch mehr Handlungen in kürzerer Zeit entgegen zu wirken, macht es damit jedoch nur noch schlimmer, noch stressiger.
  • Die durch maschinelle Fertigung für den Menschen gewonnene Zeit, nutzt dieser für überproportional viele (zu viele) Aktivitäten, anstatt sein Leben sinnvoll zu entschleunigen.
  • Die Glücksforschung (Erforschung von Bedingungen unter denen die Menschen glücklicher sind) kam zu dem Ergebnis, dass der bekannte (Güter)Wohlstand, dem viele nacheifern, in direkter Konkurrenz zum Zeitwohlstand steht
  • Unabhängig davon kam ich zu der Erkenntnis, dass Schnelllebigkeit keine Beständigkeit (Stabilität) ermöglicht, und Beschleunigung sowohl die Gesellschaft als auch die Umwelt zerstört.
  • Betrachtet man die gesellschaftliche Entwicklung der letzten 1000 Jahre, haben sich die bestehenden sozialen Missstände in Europa, ab dem 15. Jahrhundert auch global ausgebreitet, und mit der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts (Maschinenzeitalter) dann auch exponentiell die fortschreitende Umweltzerstörung. Pfeil und Bogen wichen Drohnen und Bomben, handwerkliche Tätigkeiten der sitzenden Bedienung von Maschinen. Wenn man die Software einiger Geräte des modernen Alltags nicht regelmäßig updatet, kann man diese, trotz technisch einwandfreier Funktion, praktisch nicht mehr nutzen. Man könnte sich die Frage stellen, was das überhaupt mit dem sogenannten Fortschritt zu tun hat, d.h. einer laut Definition für die Menschheit positiven Weiterentwicklung. Es drängt sich weiterhin die Frage auf, wohin sich der Mensch und seine Umwelt noch führen, und was er auf diesem fragwürdigen Weg noch alles zerstören wird?

3. Folgen der Schnelllebigkeit

Zusammenfassend ist die Entfremdung des Menschen das Ergebnis der Schnelllebigkeit; ehemals feste Beziehungen werden ge- oder gar zerstört.

  • Immer mehr Umzüge, Dienstreisen, Ortswechsel, führen zu immer weniger Beschäftigung mit dem jeweiligen Ort selbst. → Der Mensch entfremdet sich vom Raum.
  • Durch immer kürzere Lebensdauer von Produkten, sowie der ausbleibenden Instandsetzung vorhandener, werden immer weniger Bindungen zu diesen Produkten aufgebaut. → Der Mensch entfremdet sich von Objekten.
  • Ein Tag mit vielen positiven Ereignissen scheint schnell zu vergehen, in der Erinnerung jedoch kommt er einem lange vor. Dem gegenüber erscheinen negative Ereignisse lange, werden jedoch rückwirkend als eher kurz empfunden. → Der Mensch entfremdet sich von der Zeit. Ursache: Immer mehr Dinge an denen man selbst nicht teilnimmt (z.B. Fernsehen) vs. immer weniger Aktivitäten an denen man selbst beteiligt ist (z.B. meine Touren)
  • Entfremdung ist wesentlicher Bestandteil des Kapitalismus, da es hier einzig um den Profit einer Produktion geht, und sich der Mensch sowohl von seiner Arbeit als auch dem Produkt und letztendlich von sich selbst entfremdet (Bsp. Herstellung von Massenprodukte ohne persönliche Bindung).
  • Folgen der Entfremdung: Weil die biologische Evolution des Menschen nicht mit dessen rasanter Weiterentwicklung mithalten kann, der Mensch sich quasi selbst kaputt macht, kommt es zu sog. Zivilisationskrankheiten, physische wie auch psychische (z.B. Depressionen, Angststörungen, Natur-Defizit-Syndrom [Entfremdung der Kinder von der Natur]).

4. Ursachen der Schnelllebigkeit

Meiner Erkenntnis nach habe ich die folgenden Gründe nach Priorität gegliedert, d.h. die erheblichsten zuerst.

  • Politik:
    • Im Kapitalismus ist die politische Führung eines Landes von der Wirtschaft „gekauft“. Keine mir in den letzten 100 Jahren bekannte Regierungspartei hat sich vorwiegend um das Wohl des eigenen Volkes gekümmert, stattdessen standen Wirtschaft und Abhängigkeiten zu anderen Regierungen im Fokus. Die Politik war und ist nach wie vor gekennzeichnet durch eigennützigen Machtmissbrauch. Folglich agiert solch eine Regierung ohne jede ökologische Nachhaltigkeit (auch keine „Grüne Partei“!), und auch nicht zum Wohle des einzelnen Individuums, siehe zahlreiche soziale Missstände.
  • Kapitalismus:
    • das auf menschlicher Gier beruhende, permanente, industrielle Wachstum, was praktisch nur durch das Aufbrauchen begrenzter Ressourcen möglich ist, und damit zur kompletten Zerstörung sämtlicher Umwelt führt
  • Industrialisierung:
    • die Entwicklung von einem sich selbst ernährenden Agrarstaat mit überwiegend ländlicher Bevölkerung, zu einem sich abhängig machenden, urbanisierten, und umweltzerstörenden Industriestaat.
  • Technisierung:
    • statt geistiger und handwerklicher Tätigkeit des Menschen, die vorrangige Nutzung technischer Hilfsmittel, sogenannter Innovationen, die dem Menschen das Leben angeblich immer leichter machen, deren daraus resultierender Wohlstand jedoch einzig das Leben immer mehr beschleunigt und die Menschen immer mehr überfordert
  • Globalisierung:
    • die weltweite Verflechtung von Wirtschaft, Politik, Kultur und Kommunikation, welche erst durch den technischen Fortschritt möglich wurde, und vor allem zu einer weltweit noch größeren sozialen Ungerechtigkeit führte
  • Digitalisierung:
    • das Umwandeln von für den Menschen gerade noch erfassbaren analogen Werten, in mittlerweile unvorstellbar große Mengen an digitalen Daten
  • zahlreiche Gegenstände und Gewohnheiten des modernen Alltags, die das Leben komfortabler (aber auch schneller) machen, z.B. Internet, Smartphone, Notebook, Digitalfotografie, Pkw ab Bauhjahr 2000, Geschirrspüler, Mikrowelle, Fast-Food-Restaurants, Drive-in-Apotheken, Speed-Dating, Power-Napping, Multitasking

5. Maßnahmen zur Entschleunigung

Nahezu alle folgenden Punkte praktiziere ich bereits seit vielen Jahren erfolgreich, und übertrage sie auch als Konzept auf meine Touren.

  • praktizieren echter Nachhaltigkeit
  • Abschaffung der aktuellen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung des Kapitalismus (Utopie?)
  • Regionalversorgung statt Globalisierung (Postwachstumsökonomie)
  • Führung eines einfachen Lebens:
    • Reduzierung von Besitz, technischen Hilfsmitteln, Konsum, und Ressourcenverbrauch
    • stattdessen Minimalismus (weniger ist mehr) und Selbstversorgung (Tiny Home)
  • Gegenstände des technischen Fortschritts:
    • Überprüfen auf das nachhaltige Wohl der Menschheit
    • Nutzung bewährter Kommunikationsmethoden (z.B. Telefonieren oder BRiefe schreiben statt Messenger-Dienste)
    • Verbot künstlicher Intelligenz (Bei aller Ethik und Logik bin ich fest davon überzeugt, das dieser „Fortschritt“ einer der gefährlichsten der Menschheit überhaupt ist; die Atombombe sah man damals auch noch als Fortschritt an, ihre Folgen jedoch waren irreversibel.)
  • Reduzierung der Arbeitszeit (Downshifting, Work-Live-Balance, Quality Time)
  • Enthaltsamkeit (Verzicht auf bestimmte Genüsse), d.h. Abstinenz von Konsum, Drogen, Medien, Ehe, Sexualität (in Maßen genossen sind gewisse Dinge davon sicher nicht schlecht)
  • Abkehr von quantitativen Vergleichen, sowie dem Wettbewerb allgemein
  • Slow Travel: bewusstes Reisen mit Verzicht auf Pauschaltourismus und schnelle Fortbewegungsmittel (z.B. meine Touren)

6. Organisationen

  • Verein zur Verzögerung der Zeit“ im österreichischen Klagenfurt
  • Slow Food“ Bewegung: Qualität braucht Zeit, Genuss im Mittelpunkt
  • Cittàslow„: internationaler Verein mit der Verbesserung der Lebensqualität in Städten und das Verhindern der Vereinheitlichung und Amerikanisierung (Franchise-Unternehmen)
  • Backcountry-Expeditions„: Zitat Startseite: „Mein Motto, Backcountry-Expeditions, bedeutet Hinterland-Entdeckungsreisen, und steht sowohl für einzigartige Abenteuerreisen mit Expeditionscharakter, als auch für eine ganzheitlich bewusste Lebensweise.“

7. Ihre Unterstützung

Gefällt Ihnen meine ehrliche Arbeit, helfen Ihnen meine informativen Berichte, möchten Sie meine Empfehlungen für einen deutlich nachhaltigeren Lebensstil unterstützen, und ggf. auch ein positives Zeichen setzen, freue ich mich über jede Form der Unterstützung – Vielen Dank!