Porträt-Objektiv für Hunde (Ilai)


Autor: Dominik

In diesem Beitrag beschäftige ich mich mit dem idealen Objektiv für herausragende Hunde-Portraits, speziell von und mit meinem Weimaraner Ilai. Sämtliche Bilder sind unbearbeitet, d.h. out-of-the-box an meiner Nikon D810 entstanden; ich benutze keine Bildbearbeitungs-Software (außer natürlich für mein Wasserzeichen). Dieser Beitrag “lebt” bis zu seiner Fertigstellung, befindet sich also aktuell noch in ständiger Bearbeitung.

Nachtrag vom 20.06.2023: Meine Webseite ist komplett werbefrei, meine Arbeit unabhängig, sämtliche Informationen stelle ich Ihnen uneigennützig nach bestem Wissen und Gewissen kostenlos zur Verfügung. Mit einer Spende helfen Sie mir, Ihnen zu helfen, und unterstützen meine Tätigkeiten. Vielen herzlichen Dank!

1. Einleitung

Der Vorteil beim Porträtieren von Menschen: sie machen in der Regel keine plötzlichen unkontrollierten Bewegungen. Nachteil: sie sind selten mit dem Ergebnis zufrieden. Aus diesem Grund mag ich Naturfotos, es meckert einfach keiner;-)

Ein Tier zu fotografieren, ist nicht das selbe wie einen Menschen abzulichten. Die einzige Gemeinsamkeit sind Action-Fotos, d.h. egal ob Sportler beim Wettkampf oder Raubtier bei der Jagd, handelt es sich hier um Bilder während einer natürlichen schnellen Bewegung. Fotos von Hunden im Lauf habe ich hunderte, eines schönes als das andere. Das Resultat hängt hier vor allem vom richtigen Augenblick, einem scharfen Fokus und etwas Glück ab. Einen Hund in Ruheposition abzulichten, ist nicht unbedingt leichter…worum es in diesem Beitrag gehen soll.

2. Vorüberlegung

Ein gutes Hunde-Portrait hängt meiner Meinung nach von sechs Faktoren ab:

  1. dem Verhalten, der Stimmung und dem Charakter des Tieres
  2. der Beziehung zwischen Tier und Mensch
  3. der Entfernung und Perspektive zum Tier
  4. den Bedingungen vor Ort (Licht und Umfeld)
  5. der Foto-Ausrüstung
  6. dem Können des Fotografen

Emotionalität

Natürlich kann man auch einfach drauf los knipsen, ohne all dies zu beachten. Ich jedoch erkenne zumindest den Unterschied, womit dann ein sehr individueller Punkt Nr.7 hinzu kommt. Bei sehr vielen Aufnahmen (anderer) sehe ich, dass sich das Tier während der Fotografie nicht sonderlich wohl fühlt. Und hier genügt es bereits, wenn es durch den Menschen in die gewünschte Pose befehligt wurde, und es dies nicht freiwillig getan hat. Es gibt Hunde, denen ist das egal, und die machen schon beinahe gleichgültig alles, was man von ihnen will. Dann gibt es jedoch auch Hunde, die sträuben sich, müssen also bestimmt zurecht gewiesen werden; genau so etwas stört mich auf Bildern. Hunde, die man sehr gut “lesen” kann, sowie auch besonders emotionale Hunde, zeigen ihr Unwohlsein am deutlichsten. Und genau hier sind wir dann auch schon beim Weimaraner angekommen, der gleich beide Eigenschaften in seinem Charakter vereint. So schön die Rasse für die meisten Menschen auch sein mag, um so schwieriger sind “natürliche” Fotos von ihm. Ähnlich schwierig wie übrigens die Aufzucht und Erziehung.

Beziehung

Ist die Beziehung zwischen Hund und Mensch (Halter und/oder Fotograf) nicht 100%ig stimmig, wird es der Hund nicht freiwillig, oder besser gesagt, gern über sich “ergehen” lassen. Vielen Menschen, speziell den Haltern, ist dies oft egal, Hauptsache das Bild sieht “gut” aus. Vor allem natürlich, wenn man für den Fotografen auch noch Geld bezahlt hat, und die “Uhr” läuft. Dann wird nicht lange gefackelt, teilweise zurecht-positioniert, oder gar mit Befehlen um sich gebrüllt. Ohne selbst dabei gewesen zu sein, erkenne ich vieles davon allein beim Blick auf das Bild. Und damit sind dann solche Bilder, egal wie “schick” sie aussehen mögen, für mich nichts mehr wert. Wir alle kennen unsere “Verbrecherfotos” für Ausweisdokumente; so in etwa verhält es sich bei vielen Hund-Portraits. Ich übrigens nehme eine Pauschale, Zeit spielt dabei absolut keine Rolle, auch wenn es mehrere Versuche bedarf. Bei meinen Tieren gab es auch noch nie Probleme mit unserer Beziehung, dafür jedoch durchaus mal Launen, die das ein oder andere Bild schwieriger bzw. ohne (auf dem Bild erkennbaren) Druck unmöglich machten. In diesen Momenten verzichte ich dann auf’s Fotografieren, und mache ein anderes Mal weiter. Nicht anders als bei der Paarung: wenn einer keine Lust hat, bleibt es; auf keinen Fall arbeite ich auch nur mit irgendeinem Druckmittel.

Bei Ilai und mir kein Thema, fotografiere ich allerdings andere Hunde, und sind dabei mehrere Personen anwesend (mehr als nur ich), ist es nicht das selbe. Der andere Hund widmet seine Aufmerksamkeit natürlich auch seinem/r Halter/in, und passt zudem sein Verhalten entsprechend an. Je nach Tier und Halter kann dieses fixierte Verhalten dann so sehr überwiegen, dass es für meine Bilder störend ist. Auch kann die andere Person direkt störend sein, wenn sie mir (unbeabsichtigt) im Bild steht, weil der Hund zum Beispiel gerade an ihr vorbei läuft. Die besten Bilder habe ich meist mit den Tieren allein gemacht; auch weil ich mich dann so verhalte, dass sie entweder möglichst kein, oder aber ein sehr spezielles Interesse an mir zeigen. Für Außenstehende mag mein Verhalten manchmal etwas komisch wirken, wenn ich mit dem Hund kommuniziere oder mich auf dem Boden wälze; schon wegen eventuellen Fragen diesbezüglich bevorzuge ich ein “ungestörtes” Umfeld.

Perspektive

Der Blickwinkel, d.h. der Standort des Fotografen ist natürlich maßgeblich; niemand würde auf die Idee kommen, einen Hund von oben oder in einer unschönen Umgebung zu fotografieren (Spezialeffekte mal ausgenommen).

  • Es gibt Aufnahmen im (fremden) Fotostudio, mit einem künstlichen Umfeld, wo sämtliche Faktoren, die das Bild beeinflussen, vor allem die perfekte Belichtung, inszeniert sind. Die einzige Variable überhaupt ist noch das Tier selbst. Was als schön oder auch nicht empfunden wird, ist ja subjektiv. Persönlich mag ich solche Aufnahmen überhaupt nicht, genau so wenig Fotomontagen, wo das Tier z.B. vor einen digitalen Hintergrund gelegt wird. Beispiel: Vor dem Urlaub wurde der Hund in einer Heimtierpension abgegeben, musste zwei Wochen ohne seine Bezugsperson leben, und befand sich dann auf dem Foto doch plötzlich mit am Stand. Auch solche künstlerischen Bildmontagen gehören mit zur Fotografie, nicht jedoch zu meiner.
  • Mein Anspruch ist das natürliche Umfeld des Hundes, wo er sich freiwillig und gern aufhält. Neben den oft ungünstigen Lichtbedingungen, gibt es hier dermaßen viele Reize für das Tier, dass es ganz normal ist, wenn der Hund plötzlich den Standort ändert, oder aufgrund eines Insekts eine flüchtige Bewegung macht. Für das Tier völlig normal, für den (ungeduldigen) Fotografen mitunter nervenaufreibend. Solche Bilder sind in vielerlei Hinsicht deutlich schwieriger abzulichten, und nebenbei begibt man sich dabei auch noch auf das Niveau des Tieres, macht sich nicht selten schmutzig, oder ist hinterher von Kleintier und/oder Parasiten übersäht.
Weimaraner
freiwilliger Künstler
Weimaraner
Schnappschuss
Weimaraner
Wasserperspektive
Weimaraner
Heimatwiese

Bei meinen Outdoor-Aufnahmen (wohlgemerkt nur Portaits) spielt der Abstand eine große Rolle. Nicht allein aufgrund der Perspektive, sondern hier entscheidet tatsächlich auch der Hund selbst. Ilai z.B. ist kein Hund, den man gut aus 10m Entfernung im Sitz porträtieren kann, da wird er schnell ungeduldig. Der ideale Abstand, bei dem ich ihm weder zu weit entfernt, noch er mir zu nah an der Optik ist, liegt bei circa zwei bis fünf Metern; hier bestehen die besten Voraussetzungen für gute Aufnahmen. Nachteilig ist unter Umständen mein eigener Schatten, sowie natürlich auch der Schatten des Hundes. Draußen ist kein Fotostudio mit künstlicher Beleuchtung, und bei mir darf die Natur auch leben; ich passe mich entsprechend an. Gerade diese natürlichen Einflüsse geben dem Bild seinen Reiz; im Studio hingegen erscheint mir oft alles leblos, selbst der Hund.

Im Schatten des Baumes zu dunkel
äußerst gelangweilt
plötzlich abgelenkt
mein eigener Schatten
absolut keine Lust
zu sehr auf mich fixiert
gute Pose, schlechter Hintergrund
Weimaraner Portrait
arrogant-genervt, und dennoch erhaben

Fotoausrüstung

Perspektive, Abstand und auch Lichtverhältnisse bestimmen, welches Objektiv benötigt wird. Meine professionelle Vollformat-DSLR (FX-Format) bringt das übliche Problem der nicht-vorhandenen Fokusmessfelder außerhalb der Bildmitte mit sich. Mit einer neuen DSLM gäbe es dieses Problem nicht unbedingt, jedoch lege ich mir deshalb keine, für mich sonst minderwertigere Kamera zu, sondern suche mir stattdessen ein geeignetes Objektiv, für meine bereits vorhandene. In diesem Punkt vertrete ich einen festen Standpunkt, was für mich Fotografie bedeutet, und was bereits ein “E-Bike” ist. Ich möchte meine selbstständigen Fähigkeiten behalten, und nicht durch irgendwelche überflüssigen Komfortunterstützungen verlernen, und mich dann auch noch von diesen abhängig machen, Punkt.

Autofokus vs. manuell

Auch wenn es gewiss komfortabler und “sicherer” ist, mit Autofokus zu arbeiten (vor allem im Zeitalter von Tier-Augen-Erkennung), sprechen in meinem speziellen Fall genau drei Gründe dagegen:

  • Aufgrund der AF-Messfelder im Bildmittenbereich, müsste ich mich sehr weit über die Grenze von 2-3 Metern nach hinten positionieren, um Ilai’s Augen vom AF erfassen lassen zu können. Auf diese Entfernung dann ein Fokusmessfeld zu haben, welches genau ein Auge trifft, dürfte schwierig werden, zudem ändert diese vergrößerte Entfernung auch Ilai’s Verhalten. Dann müsste ich von diesem Bild den Randbereich abschneiden, damit Ilai auch groß genug erscheint, womit die Bilder dann für Leinwand-Drucke wieder zu klein werden. Abgesehen vom Aufwand, ist dies alles für mich nicht akzeptabel.
  • Einen Menschen hat man auf “Augenhöhe” oder kann ihn als Fotograf entsprechend platzieren (grauenhaft solche Fotos), ein Hund jedoch wechselt ständig die Position. Für natürliche Bilder soll er dies auch, genau so wie ich mich ständig bewegen muss. D.h. in der Zeit, wo ich das Fokusmessfeld der aktuellen Position anpasse oder ein abgespeichertes aufrufe, habe ich auch manuell fokussiert; und dies ohne an irgendwelchen Tasten herumzuspielen, und das Tier damit abzulenken. Eine Drehung am Objektiv ist nicht nur für mich schneller, weil intuitiver, sondern auch für den Hund absolut belanglos.
  • Im Zuge meiner fotografischen Entwicklung möchte ich ab 2023 zudem ausschließlich manuelle Festbrennweiten benutzen. Einzige Ausnahme für einen notwendigen Autofokus sind Action-Aufnahmen mit dem Tele-Objektiv.

Für Ilai benötige ich also ein Objektiv, bei dem die Brennweite zum Aufnahmeabstand passt, welches sich hervorragend manuell fokussieren lässt, und das auch noch über eine sehr gute Lichtstärke mit schöner Hintergrundunschärfe verfügt. Ganz nebenbei muss es auch, wie meine anderen Objektive, robust sein; wir leben draußen.

Zwei der ganz wenigen Indoor-Aufnahmen (wirklich nur Schnappschüsse) mit 1.4er Blende am AF-S Nikkor 24mm 1:1.4 G ED sowie AF-S Nikkor 58mm 1:1.4 G. Wirklich grandiose Optiken, leider jedoch auch mit viel Elektronik, keinem schönen Manuell-Fokus, dazu noch in einem Plaste-Gehäuse, und das für einen vierstelligen Betrag! Die negativen Seiten hinter solchen Bildern sieht der Betrachter natürlich nicht, und auch der Hund bekommt davon zum Glück nichts mit… und kann sich schön entspannen.

Weimaraner Portrait
Nikkor AF-S 24mm 1:1.4 G ED

3. Objektiv-Auswahl

Im Portrait-Bereich (für Menschen) sind vier Brennweiten populär, welche natürlich auch für Hunde passen können: 58mm, 85mm, 105mm und 135mm. 85mm werden als “kurze” Porträt-Brennweite bezeichnet, 105mm als “lange”. Da der Hund kleiner als ein Mensch ist, meist jedoch ganz abgebildet werden soll, wird auf kurze Entfernung auch eine eher “kurze” Brennweite benötigt. Folgende Bilder zeigen den jeweils unterschiedlichen Bildausschnitt bei 2m Entfernung, aufgenommen mit dem AF-S Nikkor 70-200mm 2.8 G ED VR II bei Blende 2.8 (58mm sind deutlich zu kurz).

85mm Brennweite
105mm Brennweite
135mm Brennweite

135mm sind zu nah dran (es sei denn, man möchte immer nur 3/4-Hunde), bleiben also 85mm und 105mm. Ginge man nicht nach dem Motiv-Abstand, sondern hätte man bereits ein Objektiv, ergeben sich folgende Abstände, um Ilai Bild-ausfüllend abzulichten:

  • 50mm Brennweite: 1,0m
  • 85mm Brennweite: 2,0m
  • 105mm Brennweite: 2,5m
  • 135mm Brennweite: 3,0m

Hinzu muss man allerdings noch den Randbereich rechnen, ohne welchen kein Motiv wirkt; d.h. in der Praxis die Aufnahmedistanz vergrößern. Meine Faustregel hier: ungefähr x2, dann bereits inklusive nachträglichem Verschnitt w.z.B. durch Zentrierung oder Anpassung der Horizontalen. Bei 85mm ergeben sich also 4m, bei 105mm gut 5m Entfernung zum Motiv. Speziell für Ilai wäre eine Brennweite genau in der Mitte, also 95mm, die beste Lösung. Da mir so etwas nicht bekannt ist (90mm kenne ich, jedoch nicht mit ausreichend hoher Lichtstärke), gilt es aus 85 und 105mm die beste heraus zu finden. Natürlich kommt es hier auch auf den jeweiligen Charakter des Objektivs, und nicht nur dessen Bildwinkel an. Eine Entscheidung nur auf dem Papier zu treffen, könnte daneben gehen.

85mm

Folgend alle 85mm-Nikkor-Festbrennweiten mit hoher Lichtstärke. In Frage kommen nur die ersten beiden manuellen, bei denen es gravierende Unterschiede gibt: Kompakt, preiswert, aber optisch nur durchschnittlich (f2) vs. doppelt so schwer, dreimal so teuer, aber dafür mit herausragender optischer Leistung (f1.4). Wer manuell nicht fokussieren kann oder aus anderen Gründen den Autofokus benötigt, für den dürften (zumindest im Nikon-Sortiment) die letzten vier interessant sein (ich würde zum teuersten greifen).

MerkmalAi-S 85mm f2Ai-S 85mm f1.4AF 85mm f1.4DAF-S 85mm f1.4GAF 85mm f1.8DAF-S 85mm f1.8G
Baujahr1981 – 19951981 – 20051995 – 2005
(2006 – 2010)
2010 –1994 – 2005
(2006 – 2009)
2012 –
Seriennummer270001 – 358019179091 – 245723200001 – 303107
(400001 – 471619)
200001 – 299950400001 – 506533
(600001 – 677523)
200001 – 571237
Lichtstärke2.01.41.41.41.81.8
Optik5 Elemente in 5 Gruppen7 Elemente in 5 Gruppen9 Elemente in 8 Gruppen10 Elemente in 9 Gruppen6 Elemente in 6 Gruppen9 Elemente in 9 Gruppen
Lamellen799 runde9 runde97 runde
Bildwinkel28°28°28°28°28°28°
Fokus85 cm85 cm85 cm85 cm85 cm80 cm
Makro1:8,11:7,91:8,81:8,31:9,21:8
Filter52 mm72 mm77 mm77 mm62 mm67 mm
BlendeHN-7 (Metall)
HS-10 (Metall)
HN-20 (Metall)HN-31 (Metall)HB-55 (Plaste)HN-23 (Metall)HB-62 (Plaste)
Abmaße63 x 53 mm73 x 81 mm80 x 74 mm87 x 84 mm72 x 59 mm80 x 73 mm
Gewicht310 g620 g530 g595 g380 g350 g
Marktpreis200,-€600,-€700,-€900,-€200,-€350,-€
Positivkompakt, und robustrobust, schön, bestes manuelles Fokussierensehr gute Optik,
bestes Bokeh
schärfste Optik bei Offenblendekompakt, trotz Plaste relativ wertigschärfstes 1.8er
Negativnur mäßiger Kontrastselten, schwer, teuerPlaste-Gehäuse,
nerviger AF-Schalter, relativ lauter Autofokus
Plaste-Gehäuse, am teuerstenPlaste-GehäusePlaste-Gehäuse, Made in China
Nikkor 85mm Portrait-Objektiv
Nikkor Ai-S 85mm f2
Nikkor Ai-S 85mm f1.4
Nikkor AF 85mm 1.4D
Nikkor AF-S 85mm 1.4G
Nikkor AF 85mm 1.8D
Nikkor AF-S 85mm 1.8G

105mm

Was mich am 105mm stört, ist die Tatsache, dass diese Brennweite bereits zu meinem ausgewählten Sortiment gehört, nämlich als Makro-Objektiv für Nahaufnahmen, und ich keine doppelten Brennweiten besitzen möchte. Ansonsten kommen auch hier wieder nur die ersten zwei Modelle ohne Autofokus in Frage.

MerkmalAi-S 105mm f2.5Ai-S 105mm f1.8AF 105mm f2.0D DCAF-S 105mm f1.4E ED
Baujahr1981 – 20051981 – 20051993 – 20202016 –
Seriennummer890001 – 1053938179091 – 223497200001 – 4157182000001 –
Lichtstärke2.51.82.01.4
Optik5 Elemente in 4 Gruppen5 Elemente in 5 Gruppen6 Elemente in 6 Gruppen14 Elemente in 9 Gruppen
Lamellen799 runde9 runde
Bildwinkel23°23°23°23°
Fokus100 cm100 cm90 cm100 cm
Makro1:7,71:7,61:7,71:7,7
Filter52 mm62 mm72 mm82 mm
Blendeintegriert (Metall)integriert (Metall)integriert (Metall)HB-79 (Plaste)
Abmaße64 x 70 mm79 x 81 mm79 x 111 mm95 x 106 mm
Gewicht435 g580 g640 g985 g
Marktpreis300,-€500,-€500,-€1.300,-€
Positivkompakt, cremiges Bokeh?
(keine Quellen)
Unschärfe-Kontrollebeste Schärfe
Negativrelativ kleine Offenbelndeschwergroß und schwergroß, schwer, Plaste-Gehäuse
Nikkor 105mm Portrait-Objektiv
Ai-S Nikkor 105mm f2.5
Ai-S Nikkor 105mm f1.8
AF Nikkor 105mm f2.0D DC
AF-S Nikkor 105mm f1.4E ED

85 vs. 105mm

Um das bestmögliche Objektiv auszuwählen, müsste man die folgenden vier miteinander vergleichen. Theoretisch kein Problem, eine Sache von ein paar Minuten…wenn man es sich denn leisten kann. Weil ich es nicht kann, beginne ich mit dem preiswertesten.

MerkmalAi-S 85mm f1.4Zeiss Planar T 85mm f1.4 ZF.2Ai-S 105mm f1.8Ai-S 105mm f2.5
Baujahr1981 – 20052007 –1981 – 20051981 – 2005
Seriennummer179091 – 245723179091 – 223497890001 – 1053938
Lichtstärke1.41.41.82.5
Optik7 Elemente in 5 Gruppen6 Elemente in 5 Gruppen5 Elemente in 5 Gruppen5 Elemente in 4 Gruppen
Lamellen9997
Bildwinkel28°28°23°23°
Fokus85 cm100 cm100 cm100 cm
Makro1:7,91:101:7,61:7,7
Drehwinkel Fokus125°243°140°140°
Filter72 mm72 mm62 mm52 mm
BlendeHN-20 (Metall)dazugehörigintegriert (Metall)integriert (Metall)
Abmaße73 x 81 mm77 x 85 mm79 x 81 mm64 x 70 mm
Gewicht620 g570 g580 g435 g
Marktpreis600,-€1.200,-€ (neu)400,-€300,-€
Positivsehr gutes bokeh, hochwertigsehr genaue Scharfstellungscharfkompakt, scharf
Negativschwer, teuersehr teuerteuerwacklige Blende
Nikkor Portrait-Objektiv
Ai-S 85mm f1.4
Zeiss Planar T 85mm f1.4 ZF.2
Ai-S 105mm f1.8
Ai-S 105mm f2.5
Nikon Ai-S Nikkor 105mm f2.5

Das 105mm f2.5 hat eine wirklich cremige, ruhige Hintergrund-Unschärfe, die das Motiv ohne Ablenkung gut in den Vordergrund stellt. Aber es eignet sich vor allem für gute Lichtverhältnisse, Indoor-Aufnahmen oder Bilder im dichten Wald oder bei Dämmerung sind damit weniger möglich. Bei ungefähr der Hälfte aller Aufnahmen war ich weit genug entfernt, so dass ich die Bildränder entsprechend des Hintergrundes zuschneiden und ggf. die Horizontale ausrichten konnte (mehr Bildnachbearbeitung mache ich auch nicht). Bei der anderen Hälfte war ich jedoch zu nah dran, so dass es für solche Korrekturen keinen Spielraum mehr gab, was einige Bilder herausfallen ließ. 50:50 also, und nun müsste man sehen, wie das Verhältnis bei 85mm Brennweite, und mit mehr Lichtstärke aussieht.

Erster Versuch

Nachdem ich meine üblichen Objektiv-Tests vollzogen hatte, war Ilai das nächste, und natürlich wichtigste, Test-Objekt; also gleich auf die Wiese.

Zuerst die Toilette
100% Vergrößerung
Dann etwas Auslastung
f2.5, 1/400s, ISO400
f2.8, 1/200s, ISO160 – Backfokus, nicht immer klappt es

Die ersten Versuche waren recht passabel, die mittige Unschärfe fällt hier fast gar nicht auf.

Weimaraner Ilai
f2.5, 1/125s, ISO100
Weimaraner Ilai
Ausschnitt 1500 x 1000 Pixel
Weimaraner Ilai
f2.8, 1/200s, ISO200
Weimaraner Ilai
Ausschnitt 1500 x 1000 Pixel

Was jedoch auffällt, ist unsere aktuelle Mückenplage. Ilai hat sich tapfer geschlagen, man sieht ihm jedoch auch den Unmut darüber an. Fotografiert habe ich hier wirklich nur wegen dem Objektiv, ein Fotoshooting mit dem Ziel schöner Bilder, würde ich unter diesem Umständen nicht machen. Alle 3 Bilder bei Blende 2.8, 1/200s, ISO160.

Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai

Zur Entspannung sind wir kurzzeitig in den Wald geflüchtet, auch weil es dort bald zu dunkel für Fotos wurde (wie man auch gut am Weißabgleich sieht). Alle 4 Bilder bei f2.5, 1/200s und bereits ISO400. Viel mehr geht hier schon nicht mehr, bzw. für hellere Bilder fehlt es dem Objektiv hier an Lichtstärke. Natürlich könnte ich mit meiner D810 die ISO noch locker bis 1000 erhöhen, mache ich jedoch Bilder mit der Option eines großen Ausdrucks, vermeide ich jedes Risiko von Bildrauschen. Einzig im Notfall, aber dies ist keiner;-)

blauer Weimaraner Ilai
blauer Weimaraner Ilai
blauer Weimaraner Ilai
blauer Weimaraner
Ausschnitt 1500 x 100 Pixel

Also wieder zurück auf die Mückenwiese, und erst mal etwas Parasiten aufscheuchen, Action-Bilder bei Blende 2.5, 1/1000s und ISO250. Hier sieht man übrigens “sehr schön” die starke Randabschattung bei Offenblende. Viertes Bild in ruhigem Gang, und dennoch mit seitlicher Beachtung, ein “natürliches” Motiv, wie ich es mag.

Weimaraner Ilai
Trotz großer Entfernung sitzt der Fokus…
Weimaraner Ilai
Ausschnitt 600 x 400 Pixel
Weimaraner Ilai
Auch auf kurze Entfernung sind Action-Bilder möglich (Originalformat)
Weimaraner Ilai
f2.5, 1/320s, ISO200

In den letzten abendlichen Sonnenstrahlen konnte ich dann mit der ISO wieder etwas runter gehen, im Halbschatten wieder höher; 2.5 bleibt meine favorisierte Blende.

Weimaraner Ilai
f2.5, 1/125s, ISO100
Weimaraner Ilai
f2.5, 1/200s, ISO100
Weimaraner Ilai
f2.5, 1/320s, ISO200
Weimaraner Ilai
Akkurater Blick:-)

Ilai hat sich ganz spontan zu einer schönen Platz-Pose entschlossen (weniger wegen der Mücken, mehr mir zu Liebe), leider jedoch zu nah vor mir, weshalb der Randbereich etwas knapp bemessen ist, und leider auch nur sehr kurz; hier wären 85mm Brennweite geeigneter gewesen. Alle drei Bilder bei Blende 2.5, 1/320s und ISO200.

Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai

Gleiche Einstellung auch zum Abschluss im Sitz (f2.5, 1/320s, ISO250), und dann konnten wir nach gut 30 Minuten Feldarbeit endlich vor den Mücken flüchten! Für die ersten Bilder mit dem Objektiv am schon frühen Abend nicht so verkehrt wie ich finde; Verbesserungspotential vorhanden.

Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Zweiter Tag

Zwei Tage später, wieder später Nachmittag mit der Sonne im Rücken, dafür aber mit etwas weniger Mücken. Ilai war diesmal deutlich besser drauf, und auch ich wusste nun, wie ich mit dem nicht ganz einfachen Objektiv, bestmöglich umzugehen habe…was, wie ich finde, beides auch ganz gut auf den Bildern zu sehen ist. Alles Blende 2.5, diesmal jedoch (ganz optimistisch) das größte Bildformat in der höchsten Auflösung 7360 x 4912 Pixel = 36,2 Megapixel. Aufgrund meiner schiefen Bodenkriecherei (teilweise auch über Kopf um Ilai zu erheitern), musste ich zwar etwas häufiger die Horizontale korrigieren (der Feldrand ist Perspektiv-bedingt leicht schräg), hatte dafür jedoch etwas weniger Verschnitt (kleinstes Bild 6000 x 4000 Pixel = 24MP).

Weimaraner Ilai
Ausschnitt 2000 x 1333 Pixel
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai

Man sieht es dem Jungen wirklich an, wie viel Freude er beim Posieren hat. Wer Ilai nicht kennt, kann es natürlich nicht wissen, aber jede seiner Positionierungen, egal ob Sitz oder Platz, macht er freiwillig. Ich muss praktisch nichts weiter tun, als im richtigen Moment die Kamera halbwegs gerade zu halten (abhängig von meiner eigenen Position), den Fokus scharf zu stellen, und den Auslöser zu betätigen. Anweisungen gebe ich also keine, er weiß von allein, was mir gefällt bzw. zumindest was ich gern von ihm hätte. Und wenn er Lust darauf hat, ist es für ihn auch ein Klacks das umzusetzen, kleine Spielereien zwischendurch inklusive.

Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai

Für das (subjektive) “Foto des Tages” habe ich die originalen 7360 x 4912 Pixel (Format 2:3 bzw. 1,50) auf das US-Briefformat 8,5 x 11 inch (21,6 x 27,9cm bzw. 1,29), d.h. 7319 x 4849 Pixel zugeschnitten. Unter den gegebenen Umständen ein nahezu perfektes Bild, wie ich finde.

Weimaraner Ilai
Weimaraner Ilai
Fazit 105mm

Das Nikon Ai-S Nikkor 105mm f2.5 besticht durch seinen cremigen Hintergrund, auch die Randabschattung, sowie die weichen Bildecken bei Offenblende gefallen mir recht gut. Weniger gut gefällt mir die Weichheit in der Bildmitte, welche auch beim Abblenden auf f2.8 bleibt, sowie auch die zu kleine Offenblende (was mir allerdings vorher schon klar war). Theoretisch könnte man nun auf das 105mm f1.8, welches sowohl schärfer sein soll, als auch offensichtlich lichtstärker ist. Da man jedoch für den selben Preis bereits Lichtstärke 1.4 bekommt, und ich mir finanziell nicht alle Testläufe erlauben kann, würde ich gleich auch zu einer kürzeren Brennweite, und damit DEM Porträt-Objektiv der 80/90er Jahre schlechthin, übergehen.

85mm f1.4: Nikon vs. Zeiss

Die Entscheidung zwischen den vermeintlich beiden besten ihrer Klasse fällt schwer, wenn man sie nicht direkt miteinander vergleichen kann.

MerkmalNikon Ai-S Nikkor 85mm f1.4Zeiss Planar T 85mm f1.4 ZF.2
Baujahr1981 – 2005– 2007 – 2014 mit Hasenohr
– ab 2014 mit CPU-Kontakten und 1/3-Blendenverstellung per Kamera (kein 100% manuelles Objektiv)
HerstellungJapan, NikonJapan, Sony (?)
Seriennummer179091 – 245723
Lichtstärke1.41.4
Optik7 Elemente in 5 Gruppen6 Elemente in 5 Gruppen
Lamellen99
Bildwinkel28°28°
Naheinstellgrenze85 cm100 cm
Makro1:7,91:10
Drehwinkel Fokus (gravierender Unterschied von eventuell zu kurz vs. eventuell zu lang)125°243°
Durchmesser Fokussierring80 mm72 mm
Filter72 mm72 mm
BlendeHN-20, einschraub, Metalldazugehörig, Bajonett, Metall
SchutzdeckelNikon 72N, einschraub, Metall, extrem schick und super-hochwertigKunststoff, einsteck, sehr minderwertig (fällt wohl gern ab)
Abmaße73 x 81 mm77 x 85 mm
Gewicht620 g570 g
Marktpreis600,-€ national, oder exklusive Import-Gebühren aus Japan800,-€ gebraucht, oder 1.200,-€ neu
Alter bei Kauf20 bis 40 Jahreweniger als 10 Jahre
Positiv– sehr hochwertig verarbeitet und bildschönes Design
– über viele Jahre hinweg viele sehr gute Bewertungen, auch von Nutzern anderer Hersteller
– hochwertige Verarbeitung
– sehr genaue Fokussierung möglich
– sehr feinfühliger Fokusring
– CPU-Datenübertragung zur Kamera
– Metall-Gegenlichblende mit exakt rastendem Bajonettverschluss
Negativ– 50g schwerer
– relativ kurzer Fokussierwinkel
– altersbedingte Gefahr von schwergängigem Fokus durch ausgetrocknetes Fett, sowie ggf. auch mehr Staubeinschlüssen
– 200,-€ teurer
– nur wenig ehrliche Meinungen mit ebenso wenigen Nachweisen (Sponsoring, Zeiss-Fans, Selbst-Beweihräucherung)
– eventuell zu langer Fokussierweg (ca. 3 Drehbewegungen von/bis Anschlag = doppelt so viel)
85mm Portrait-Objektiv
7 Elemente in 5 Gruppen
Nikon Ai-S Nikkor 85mm f1.4
6 Elemente in 5 Gruppen
Zeiss Planar T 85mm f1.4 FZ.2
Nikon Ai-S Nikkor 85mm f1.4

Zwei Monate später, Mitte Juli 2023, habe ich mich dann zu Gunsten dem Nikkor entschieden:-)

Meine ersten Bilder mit Ilai enstanden direkt an dem Tag, wo ich das 85mm bekam. Das extrem sonnige Wetter war nicht gerade ideal, dennoch musste ich das Objektiv natürlich gleich ausprobieren. Erwartungsgemäß eignen sich 85mm Brennweite tatsächlich besser als 105mm. Abseits dessen sind das Ai-S Nikkor 105mm f2.5 und das Ai-S Nikkor 85mm f1.4 charakterlich zwei sehr verschiedene Objektive.

Ai-S Nikkor 85mm f1.4
f1.4, 1/3200s, ISO100
Ai-S Nikkor 85mm f1.4
f2, 1/2000s, ISO100
Ai-S Nikkor 85mm f1.4
f2.8, 1/1000s, ISO100

Weitere Bilder folgen demnächst!

4. Zusammenfassung

folgt!

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