Autor: Dominik
Das Ai-S Nikkor 35mm f1.4 ist Nikon’s lichtstärkstes manuelles Reporter-Objektiv, welches ab Markteinführung knapp 30 Jahre lang produziert wurde. Getestet habe ich es an der hochauflösenden Nikon D810 Vollformatkamera bei 36 Megapixel, eine echte Herausforderung!
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1. Produkt
Standart-Festbrennweite.
2. Unternehmen
- Nikon Corporation AG (seit 1917), Shinagawa Intercity Tower C, 2-15-3, Konan, Minato-ku, Tokyo 108-6290, Japan
- Made in Japan
3. Kauf
- 05/2023: 379,-€ + 51,-€ Einfuhrabgaben aus Japan = 430,-€
- Gegenlichtblende: 30,-€
- Frontabdeckung LC-52: 14,-€
- Rückdeckel LF-4: 9,-€
Der Kauf dieses Objektivs war schon fast eine logische Konsequenz aus meinem Ai-S 35mm f2, bei dem ich mich gefragt habe, ob es nicht vielleicht noch besser geht? Und immerhin musste ja irgend etwas dran sein, dass nachdem das f2 ersatzlos eingestellt wurde, sich das f1.4 noch ganze 15 Jahre lang weiter in Produktion befand.
4. Spezifikationen
- Modellbezeichnung: Nikon Ai-S Nikkor 35mm f1.4
- Produktionsjahr:
- 12/1981 – 2005 (Serien-Nr. 430001 – 507435)
- 2006 – 2020 (Serien-Nr. 600001 – 616916)
- Serien-Nummer: 494193 (aus ca. Anfang 2000)
- ab 479xxx mit SIC (Super-integrated Coating)
- Produktionsvolumen: 481.349
- Vorgänger: Ai Nikkor 35mm f1.4 (1977 – 11/1981)
- Nachfolger: AF-S Nikkor 35mm f1.4 G (ab 2010)
- Gehäuse: komplett Metall, Gummi-Fokus-Ring
- optischer Aufbau: 9 Linsen in 7 Gruppen
- Brennweite: 35mm, fest
- Bildwinkel: 62°
- Naheinstellgrenze: 30cm
- Abbildungsmaßstab: 1:5,5
- Hyperfokale Entfernung: f5.6, f11, f16
- Infrarotmarkierung: kleiner roter Punkt auf silbernem Metallring
- Blende: f1.4 – f16
- Blendenlamellen: 9 gerade
- Blendenring: präziser Gang, eindeutige Verrastungen
- Fokus-Drehung: 105° (Vorgänger 180°), stramm
- Breite Fokusring: 20mm
- maximaler Fokusweg: 5mm
- Frontelement beim Fokussieren: fest
- Länge nackt: 73mm
- Länge mit Deckeln: 84,5mm
- Länge mit Gegenlichtblende: 98/104mm
- Durchmesser: 67,5mm
- Filtergewinde: 52mm
- Gegenlichtblende: HN-3 (Metall)
- Gewicht nackt: 380g (Herstellerangabe 400g)
- Gewicht komplett mit Deckeln und Geli: 420g
5. Praxis
Wie auch schon beim 35mm f2 empfinde ich auch das f1.4 als schönes Objektiv. Die Dimensionen sind ein wenig größer, die Form etwas “pummeliger”, die Proportionen jedoch stimmen dennoch.
Auffallen tun besonders die großen Linsen-Elemente, welche beim Fokussieren auf fern schon gefährlich weit (ungeschützt) herausstehen. Meine befinden sich noch in hervorragendem Zustand, ich habe jedoch auch viele gesehen, wo es schon anders aussah. Handle with care!
Beim Kauf habe ich darauf geachtet, eine Seriennummer ab 479xxx zu bekommen, welche durch die SIC-Beschichtung wohl besser sein sollen; derartige Exemplare sind dann natürlich auch gleich etwas teurer. Nicht nur die Linsen, auch die Blendenlamellen sind anders: 9 statt 7, und dann auch noch gegenteilig überlappend.
Die Gegenlichtblende, sofern man denn eine benutzen möchte, ist die selbe HN-3. Aufgrund der vergleichsweise starken Linsenreflexionen beim 35mm würde ich sie empfehlen, habe sie jedoch vor allem zu Schutzzwecken permanent montiert. Mit dazu gekauft habe mich mir außerdem eine neue Linsenabdekung LC-52, weil sich die alte mit Geli schlecht montieren ließ.
An meiner D810 macht das Nikkor 25mm f1.4 eine ordentliche Figur; alle weiteren Bilder in diesem Beitrag sind mit dieser Kombination entstanden.
Wie bei allen meinen Objektiven üblich, habe ich auch dieses mit einem klaren Schutzfilter ausgestattet. Umwelteinflüsse führen regelmäßig zu einer verdreckten Frontlinse (Regentropfen, Blütenpollen, klebrige Pflanzensäfte, Staub, Insekten, usw.), und mit Filter kann ich das Frontelement einfach schonender sauber halten.
Blendenlamellen
9 eckige Blendenlamellen sind schon etwas besonders bzw. waren damals den teuren Objektiven vorbehalten. Neben diesem 35mm sind sie mir noch bei folgenden anderen Objektiven bekannt: AF 28mm f1.4 D, Ai-S 50mm f1.2, Ai-S 58mm f1.2 Noct, Ai-S 85mm f1.4, Ai-S 105mm f1.8, Ai/-S 135mm f2, Ai-S/AF 180mm f2.8, Ai/-S 200mm f2/4 …und dann natürlich die meisten 300mm, 400mm, 500mm, 600mm, 800mm. Alles keine “Einsteigerlinsen”, und alle samt mit einem sehr speziellen Charakter.
Aberrationen
Bei solch lichtstarken älteren Objektiven möchte ich hier zwei Begriffe aus der Fotografie, welche hier gewiss zutreffen werden, kurz erklären.
Koma (sphärischen Aberration) ist ein Abbildungsfehler, bei dem Lichtstrahlen außerhalb der optischen Achse, und zum Rand hin, Schweif-ähnlich abgebildet werden (lateinisch coma = Schweif); runde Objekte erscheinen oval. Dieser Effekt wird i.d.R. durch Abblenden verringert, praktisch jedoch nie ganz behoben.
Chromatische Aberrationen (CA) sind Farbsäume (blau, violett, grün, gelb, rot), besonders an den Umrissen zwischen einem dunklen Motiv und einem hellen Hintergrund. Da diese vor allem bei weniger vergüteten (älteren) Linsen und dort grundsätzlich bei Offenblende auftreten, hilft i.d.R. einfaches Abblenden. Menschen, die weniger auf den Bildcharakter, als viel mehr auf die perfekte Erscheinung Wert legen, entfernen diese CA meist durch Bildbearbeitungsprogramme. Im Laufe meiner fotografischen Entwicklung habe ich gelernt, sie als Charakter des Objektiv zu akzeptieren, und als einen Teil des (ganzen) Bildes zu sehen.
Unschärfe-Bokeh
Erwartungsgemäß lässt sich mit solch einem lichtstarken Objektiv natürlich gut freistellen. Allerdings würde ich es nicht deswegen nutzen, denn dafür gibt es auch andere, günstigere Alternativen. Dieses 35mm ist vor allem für Aufnahmen bei Dunkelheit (z.B. nächtliches Stadtleben) sowie Action, d.h. sich bewegende Motive, gedacht.
Besonders bei Nahaufnahmen stellt sich der unscharfe Hintergrund als relativ unruhig dar. Die Aufnahmen der Kugeldisteln von Blende 1.4 bis 8 entstanden Freihand.
Die Bilder der kleinen Nelke zeigen die Unruhe noch deutlicher, das Nikon Ai-S Nikkor 35mm f1.4 sollte bei Tageslicht wirklich nicht auf großen Blenden bzw. zum Freistellen verwendet werden (sofern nicht dieser Effekt ausdrücklich gewollt ist).
Schärfe
Die Schärfe macht einen Teil der Bildqualität aus, wie üblich teste ich sie auf verschiedene Entfernungen bei jeweils allen Blendenstufen.
Close-Up
Zu Beginn an der Naheinstellgrenze von 30cm. Alle Aufnahmen an der Nikon D810, auf Stativ, mit Kabelfernauslöser, aber ohne Spiegelvorauslösung. Aus den maximalen 7360 x 4912 Pixel dann jeweils ein 100%-Ausschnitt aus der Bildmitte sowie der unteren linken Bildecke.
Bildmitte: Offenblende erwartungsgemäß mit violetten Farbsäumen (CA), und praktisch voll-verschleiert bzw. mit unscharfem “blur-Effekt”. Blende 2 deutlich besser, CA nahezu verschwunden, aber noch unscharf. Blende 2.8 mit erheblichem Sprung und plötzlich scharf. Blende 4 nicht nur etwas besser, sondern auch schon fast maximale Schärfe! Zu Blende 5.6 nur marginale Steigerung, und über f8 und bis f11 Schärfe-Optimum. Blende 16 mit leichtem Abfall, und in etwa ähnlich der Schärfe von Blende 2.8.
Close-Ups werden meist mit dem Fokus auf die Bildmitte gemacht. Für einen angehenden James Bond, der geheime Dokumente dennoch zufällig mit diesem Objektiv ablichten möchte hier der Hinweis: sinnlos! Die Bildecken reichen von völlig verwaschen bis hin zu einfach nur noch unscharf, selbst bei kleinster Blende.
Nahbereich
Gleiches Motiv, identische Einstellungen, nur Format-füllend aus 165cm Entfernung. Für die Überbelichtung möchte ich mich entschuldigen, sie kam durch die einmalige Verwendung des Live-View zustande. Aufgrund der Kiefernpollen war mein Sucher gänzlich verstaubt, und der Bildschirm ließ sich spontan einfach schneller reinigen. Ein gutes Beispiel für den Unterschied eines natürlichen Sucherbildes (was ich immer bevorzuge) vs. dem berechneten Bild eines LCD-Bildschirms.
Nichts desto trotz sind die wesentliche Dinge gut erkennbar, und entsprechen 1:1 der vorherigen Aufnahme bei kleinstem Aufnahmeabstand. Blende 1.4 leuchtet wie beim Super-Gau voller CA, Blende 2 deutlich besser aber noch unscharf, Blende 2.8 nochmals besser, und f5.6 bis f11 Schärfe-Optimum, Blende 16 dann mit Beugungsunschärfe.
Wenn James Bond die geheimen Pläne mit etwas Aufnahmeabstand an die Wand hängt, könnte Q daraus schon bessere Entwicklungen bereit stellen:-) Ab Blende 4 verwertbare Bildecken (das ist gut!), und dann bis zur kleinsten Blende (bitte die Überbelichtung “ausblenden”) eine wirklich herausragende Schärfe; das ist sogar sehr gut!
Entfernung 50m
Anderes Motiv, größere Entfernung, Einstellungen wie zuvor: Nikon D810, auf Stativ, mit Kabelfernauslöser; aus dem Originalbild jeweils die Ausschnitte aus der rechten Bildmitte (Haus mit Schornstein) sowie der linken unteren Bildecke (Wiese).
Zumindest was die Schärfe betrifft, ein sehr beständiges Objektiv. Ähnlich wie auch bei den Abständen zuvor, blurry bei Offenblende, unscharf bei f2, scharf ab f2.8, schärfer ab f4, scharf ab Blende 5.6 bis f11, Blende 16 ähnlich wie Blende 4.
In den Bildecken ist Blende 11 die schärfste, wobei aber auch diese noch nicht 100%ig scharf ist, unter Blende 8 ist alles sichtbar unscharf, unter Blende 4 nur verschwommen erkennbar.
Unendlich
Bei dieser Aufnahme liegt der Fokus im wahrsten Sinne des Wortes ausschließlich in der Bildmitte, die Stadt mit der Kirche ist ca. 3km entfernt. Folgend die 100%-Vergrößerungen von jeder Blendenstufe.
Offenblende schwammig mit starken chromatischen Aberrationen, Blende 2.0 ohne CA aber noch unscharf, Blende 2.8 deutlich besser, scharf ab Blende 4, Blende 5.6 nochmals besser, und dann nahezu bleibend bis Blende 11, Blende 16 noch über dem Niveau von Blende 2.8.
Zusammenfassung
Bei einigen modernen lichtstarken Objektiven können bereits bei Offenblende scharfe Bilder entstehen. Beim 35mm f1.4 ist diese Blendenstufe praktisch überhaupt nicht zu gebrauchen, oder aber für z.B. effektvolle Aufnahmen in der Geisterbahn. Abblenden ist also Pflicht, und das auch gleich um zwei ganze Blendenstufen. Dafür erhält man dann jedoch einen Schärfesprung, der seines Gleichen sucht. Ab Blende 4, und nahezu auch bis zur letzten Blendenstufe (mindestens bis f11) wird eine sehr gute Schärfe erreicht. Dennoch nie über den gesamten Bildbereich, die Ecken bleiben mal mehr mal weniger unscharf. Der Unterschied zwischen Bildmitte zu den Rändern ist ebenso groß, wie das Potential der höchsten Schärfe hoch. Um das Potential dieses Objektivs voll ausschöpfen zu können, muss man diesen Charakter zwangsläufig verstanden haben, und hat dafür im Idealfall auch einen geeigneten Anwendungszweck.
Blüten mit Stativ
Die Motive Hundsrose und Fingerhut jeweils auf Stativ und mit Kabelfernauslöser. Aus 7360 x 4912 Pixeln des Originalbildes dann jeweils ein Ausschnitt in der Größe 2700 x 1880 Pixel (30% Vergrößerung) sowie bei 100% Vergrößerung (763 x 491 Pixel).
Hundsrose
Jeweils bei ISO 100 reichen die Belichtungszeiten von 1/2000s bei Blende 1.4 bis zu 1/25s bei Blende 16. Sollte es hier minimale Abweichungen vom üblichen Bildcharakter geben, die Blüte hat sich im Wind bewegt, und ich habe versucht, den jeweils besten Augenblick abzupassen.
Fingerhut
Wieder grundsätzlich bei ISO, reichen die Belichtungszeiten von 1/1600s bei Blende 1.4 bis zu 1/20s bei Blende 16. Der Aufnahmeabstand ist nicht ganz optimal, es wurde durch einen Zaun hindurch fotografiert.
Linsenreflexionen
Trotz SIC entstehen unschöne Geisterbilder und Linsenreflexionen. Neben dem wird jedoch die Sonne mit 18 Strahlen vergleichsweise schön abgebildet.
Schnappschüsse
Wiesen-Bocksbart
Junikäfer
Kamille
Eidechse
Unter meiner baufälligen Terrasse lebt ein Pärchen Zauneidechsen, die immer mal wieder gut für ein Bild sind. An der letzten Vergrößerung erkennt man die ungeheure Schärfe des Objektivs. Für alle Pixelzähler mit Autofokus: diese Aufnahmen entstanden mit einem manuellen Objektiv, ohne Bildschirmlupe o.Ä. und natürlich spontan Freihand…es gäbe also ggf. noch Verbesserungspotential;-)
Ein paar Tage später, und nachdem das trächtige Weibchen (Bild siehe hier) wieder einmal geflüchtet ist, hat sich das Männchen noch 2 Stunden lang auf den warmen Steinen entspannt, und sich dabei nicht einmal stören lassen, als ich 30cm vor seinem Augen mehrfach den Auslöser meiner Kamera betätigt habe.
Hornisse
Im Eifer des Gefechts habe ich leider nicht daran gedacht, meine Bildqualität von 5520 x 3680 (M, normal) auf L fine (7360 x 4912 Pixel) zu erhöhen; ich hatte gerade ebay-Fotos gemacht, als mich dir Hornisse besucht hat. Dass die Auflösung nicht optimal ist, spielt jedoch in Hinblick auf den deutlich schwierigeren Fokus keine allzu große Rolle. Aus 10 Bildern in ein paar Sekunden sind die folgenden die besten, daraus dann ein paar Ausschnitte im Format 1200 x 800 Pixel.
Spinne
Beim Gehen durch’s Gebüsch ist mir dieses kleine Tier an der Brille hängen geblieben, und sein Preis für diese kostenlose Mitnahme war dieses Bild für mich;-)
Grünes Heupferd
Nachdem es bereits am Abend zuvor im Schlafzimmer laut gezirpt hatte, ich im Dunkeln jedoch nichts entdecken konnte, saß das Heupferd dann am nächsten Morgen an meinem Insektenschutzgitter des offenen Fensters. Draußen auf einen Stuhl platziert ließ es sich weiterhin in aller Ruhe von mir ablichten, bis es mir dann beim Start an den Kopf und danach weiter flog.
Holunder
Beim schwarzen Holunder sieht man schön den Unterschied zwischen Blende 2.8 und Blende 4, den beiden Blenden, welche man zum Freistellen auf Naheinstellgrenze benutzen kann (f2 wird schon kritisch). Die ungewöhnlich hohen Werte resultieren aus einem sehr schattigen und zugleich windigen Ort. Für die Schärfe optimal wäre Blende 5.6 gewesen, dann jedoch hätte ich auch mit der ISO auf 800 gehen müssen, und es wären zu viel Blätter im Bild.
Klatschmohn
Die Sonne stand zum Nachmittag ungünstig im Rücken, abends allerdings wäre die Kornblumen wieder geschlossen gewesen. Bei der Hummel hätte ich durchaus aus f4 abblenden und ISO800 hoch gehen können. Dennoch beides, die im Wind wehende Mohnblüte und das dabei krabbelnde Insekt scharf zu bekommen, wäre dennoch nicht möglich gewesen. Es war so windig, dass die Hummel mehrfach aus der Blüte heraus gerollt ist.
Seerose
Meine selbstgebaute Groß-Vogeltränke wurde unfreiwillig auch die Heimat von zahlreichen Seerosen, welche sich bekanntlich nur schwierig bzw. mit etwas mehr Aufwand besser in Szene setzen lassen. Sie blühen nur bei direkter Sonnenstrahlung, sind dann aber auch schnell überbelichtet. Leider hatte ich für diese Freihand-Aufnahmen jedoch noch keinen Polarisationsfilter für das 35mm f1.4, daher punkten diese Bilder weniger mit den (dennoch natürlich wiedergegebenen) Farben, dafür um so mehr mit einem herausragenden Schärfe-Beleg.
Weimaraner
Natürlich darf auch Ilai in dieser faunistischen Bildersammlung nicht fehlen. Übrigens immer noch das fotogenste Tier an diesem Tag, wo man auch noch einmal gut das Schärfepotential dieser Optik sehen kann. Der Weißabgleich passt übrigens, die gleißende Sonne hat jedoch das gesamte Feld extrem überbelichtet; weiteres Abblenden hätte Ilai noch dunkler erscheinen lassen.
Auf dem Sofa habe ich nachts einmal mit höchster Mühe, und in sehr vielen Versuchen, versucht, den Fokus möglichst akkurat auf das Auge scharf zu stellen. Meine Hütten-Beleuchtung ist dabei nicht mit einer normalen Wohnungsbeleuchtung vergleichbar, die Aufnahmen bilden das Halbdunkel sehr gut ab; daher die kurze Belichtung und hohe ISO-Empfindlichkeit. Auch sieht man gut den Unterschied zwischen Blende 2.8 und Blende 2.
Noch viel dunkler, und daher ausschließlich bei Offenblende (1.4) bei mir unter dem Bett bzw. in Ilai seinem Bett. Wessen Bett auch in einer dunklen Ecke an der Wand steht, weiß, wie viel man beim Drunterschauen sieht, nämlich so gut wie fast nichts. Für die lange Belichtungszeit habe ich die Kamera auf den Boden gelegt, und die Schärfeeinstellung auf dem Objektiv abgelesen; im Sucher war fast nichts mehr zu sehen. Ohne Blende 1.4 und/oder mit Autofokus wären derartige Aufnahmen (out-of-the-box!) schlichtweg unmöglich gewesen. Und für genau solche Momente hat man diese Linse!
6. Positives
- robuste Bauweise
- sehr hochwertige Verarbeitung
- stimmiges Gesamtdesign
- stimmig laufender Fokus (Verhältnis Drehwinkel – Widerstand)
- genaue Schärfe-Einstellung im Nahbereich bis 2m
- gute Schärfe bereits bereits bei vergleichsweise kleinen Blendenstufen (ab f4)
- sehr gute Schärfe zwischen Blende 5.6 und 11
- unendlich-Fokussierung auf Anschlag
- natürlicher Blickwinkel
7. Negatives
- Offenblende bei Tageslicht unscharf, und mit viel Koma und Aberrationen
- auch Blende 2 noch unscharf (Schärfe maximal in der Bildmitte)
- an Vollformat praktisch nie scharfe Bildecken
- hohes Maß an chromatischer Aberration sowie Koma
- vergleichsweise Gegenlicht-empfindlich (flares)
- über 2m, und besonders jenseits 10m schwieriges fokussieren (Schärfe-Indikator unerlässlich), auch weil Fokus-Anschlag unendlich und kurz davor relativ ungenau ist (zu kurzer Drehwinkel)
- nicht für die Verwendung mit Zwischenringen geeignet
- Gegenlichtblende nur optional
8. Fazit
Dieses Objektiv muss man verstanden haben, um sein volles Potential ausnutzen zu können. Es hat nichts mit den modernen gemeinsam, die man aufsteckt, und sofort “tolle” Bilder machen kann. Der Anwendungszweck ist eher speziell, und nur für den Alltag gibt es günstigere als auch leichtere ältere Festbrennweiten. Kennt man jedoch das Potential, und weiß es entsprechend einzusetzen, erhält man eine sehr gut Bildqualität mit einer für diesen Brennweitenbereich herausragenden Schärfe. In wie weit man es aufgrund seiner optischen Fehler für Nachtfotografie benutzen möchte, ist fraglich, hier gibt es Objektive mit größeren Linsen (z.B. den AF-S-Nachfolger). Nutzt man das 35mm f1.4 jedoch bei besseren Lichtverhältnissen, sind damit auch sehr kurze Belichtungszeiten, d.h. Aufnahmen von sich bewegenden Motiven, möglich; vorausgesetzt man kommt mit dem Fokussieren hinterher.
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