Nikon Ai-S Nikkor 50mm f1.8 (1981-1985)


Autor: Dominik

Das Ai-S Nikkor 50mm f1.8 aus den frühen 80er Jahren ist eine äußerst kompakte, wie auch hochwertig gearbeitete Standart-Festbrennweite mit herausragend optischer Leistung. Getestet habe ich sie an der hochauflösenden Nikon D810 Vollformatkamera bei 20 Megapixel, eine Herausforderung!

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1. Produkt

Standart-Festbrennweite mit natürlichem Blickwinkel

2. Unternehmen

  • Nikon Corporation AG (seit 1917), Shinagawa Intercity Tower C, 2-15-3, Konan, Minato-ku, Tokyo 108-6290, Japan
  • Made in Japan

3. Kauf

  • 05/2023
  • Gegenlichtblende HS-11: 37,-€

Entsprechend der Umstellung meines Objektiv-Parks stand natürlich auch eine 50mm-Linse mit auf der Liste. Da ich in der Vergangenheit bereits zwei 50mm f1.4 besaß (AF & AF-S), welche mich von der Gesamtschärfe nicht umgeworfen haben, fiel meine Wahl auf das 1.8er. Bei einem guten Angebot schlug ich zu, und bereits am nächsten Tag war das 50mm bei mir. Nicht immer klappt es so gut, jedoch habe in diesem Fall laut Seriennummer sogar eines der letzten 3000 je gebauten Exemplare ergattern können.

Ai-S Nikkor 50mm f1.8
Objektiv
Nikon HS-11
Gegenlichtblende HS-11
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
komplett

4. Spezifikationen

  • Modellbezeichnung: Nikon Ai-S Nikkor 50mm f1.8
  • Produktionsjahr: 07/1981 – 09/1985 (meins: 1985)
  • Serien-Nummer: 3135001 – 3304551 (meins: 3301630)
  • Produktionsvolumen: 169.550
  • Vorgänger: Ai 50mm f1.8 (1978-1982)
  • Nachfolger: Ai-S 50mm f1.8 New (1985-2005, Plaste-Fokusring)
  • Gehäuse: komplett Metall, Gummi-Fokus-Ring
  • optischer Aufbau: 6 Linsen in 5 Gruppen
  • Brennweite: 50mm, fest
  • Bildwinkel: 46°
  • Naheinstellgrenze: 45cm
  • Abbildungsmaßstab: 1:6,7
  • Hyperfokale Entfernung: f11, 16, 22
  • Infrarotmarkierung: kleiner roter Punkt auf silbernem Metallring
  • Blende: f1.8 – f22
  • Blendenlamellen: 7 gerade
  • Blendenring: weicher Lauf mit spürbaren aber sanften Klicks
  • Fokus-Drehung: 130°, butterweich (ein Traum!)
  • Breite Fokusring: 10mm (wirklich ausreichend)
  • maximaler Fokusweg:7,5mm
  • Frontelement beim Fokussieren: fest
  • Länge nackt minimal: 46mm
  • Länge nackt maximal: 54mm
  • Länge mit Deckeln: 67mm
  • Länge mit Gegenlichtblende: 69mm (77mm mit LF-1)
  • Durchmesser: 63mm
  • Filtergewinde: 52mm
  • Gegenlichtblende: HS-11 (Metall), HR-1 (Gummi)
  • Gewicht nackt: 210g (= Herstellerangabe)
  • Gewicht mit Deckeln und Filter: 245g
  • Gewicht komplett mit Gegenlichtblende (ohne Filter): 250g
Ai-S Nikkor 50mm f1.8 Gewicht
Gewicht
Kappen und Deckel
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
Gewicht komplett

5. Praxis

Beim Nachfolger handelt es sich um das sog. Pancake Ai-S, welches (wie auch schon zuvor die japanische Variante) nur 28mm lang, und der nun halb so schmale Fokusring auch noch aus Plaste war. Zudem wurde bei diesen späteren Modellen die Naheinstellgrenze von 45 auf 60cm erhöht, womit auch der Abbildungsmaßstab von 1:6,7 auf 1:9,6 fiel. Für mich bestand definitiv keine Notwendigkeit für solch einen abgespeckten Pfannkuchen. Die knapp 50mm Länge empfinde ich als gutes Maß an einer Vollformat-DSLR wie der Nikon D810.

Ai-S Nikkor 50mm f1.8
Ai-S Nikkor 50mm f1.8 D810
an der D810
Ai-S Nikkor 50mm f1.8

Das Objektiv macht eine tadellosen Eindruck, vor allem, wenn man bedenkt, dass es bereits 28 Jahre alt ist. Die Gläser sind klar, das Gehäuse sieht aus wie geleckt. Natürlich beinhaltet auch mein Exemplar den im Taschenlampenlicht sichtbaren üblichen Staub, auf die Bilder dürfte dies jedoch keinen Einfluss haben.

Ai-S Nikkor 50mm f1.8
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
Ai-S Nikkor 50mm f1.8

Beim ersten der beiden folgenden Bilder musste ich die Schatten ausnahmsweise etwas aufhellen, ansonsten hätte man aufgrund der bunt reflektierenden Glasbeschichtung die Iris nicht klar erkennen können. Der weich laufende Blendenring betätigt die 7 geraden Lamellen mit dennoch spürbaren Stops, und das Fokussieren mit dem griffigen Gummiring ist eine wahre Wonne. Es kommt nicht oft vor, aber funktional bzw. haptisch gesehen gebe ich dieser Linse eine glatte Eins – besser geht’s nicht.

Ai-S Nikkor 50mm f1.8
7 Blendenlamellen
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
Ai-S Nikkor 50mm f1.8

Der Vorgänger Ai besaß noch 210° Fokus-Drehung, die 130° beim Ai-S sind immer noch ausreichend. Wie man bereits an der Entfernungsskala erkennt (Beschriftung graviert und gefärbt), ist mehr als die Hälfte dieser für den Bereich unter einem Meter aufgeteilt, so dass sich vor allem im Nahbereich sehr genau fokussieren lässt. Auch bis 5m ist noch gutes fokussieren möglich, nur darüber hinaus wird es schwieriger. Zur Blende 11, 16 und 22 gehören die Markierungen für die hyperfokale Entfernung, was den Schärfebereich besser einzuschätzen lässt.

Ai-S Nikkor 50mm f1.8
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
minimaler Fokus 45cm
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
Made in Japan

Vor allem zum Schutz der Frontlinse, und anstatt eines Filters, nutze ich grundsätzlich Gegenlichtblenden. Die HS-11 Metallblende kann sowohl geschraubt, als auch per Federspanner angeklemmt werden. Weil das Einschrauben nicht ganz so komfortabel wie bei einer reinen Schraubblende abläuft, sollte man erst anklemmen, und die letzten paar Millimeter im Gewindegang nachschrauben, um einen wirklich festen Sitz zu haben. Im Gegensatz zu reinen Schraubblenden, welche man immer lose transportieren (oder aber immer montiert lassen) muss, kann man die HS-Blenden auf dem Objektiv praktischerweise auch umgekehrt montieren. So bleibt die gesamte Optik, auch mit Gegenlichtblende, beim Transport so kompakt wie sie auch ohne ist. Bei montierter Blende passt der Schutzdeckel allerdings nicht mehr auf die Frontlinse. Einmal passen die Finger nicht mehr dazwischen, und dann auch die Deckelspanner nicht mehr in den nun kleiner gewordenen Durchmesser. Am besten man besorgt sich eine große Kappe, welche direkt vorn auf die Gegenlichtblende gesetzt wird (Innen-/Außen-Durchmesser: 64,5 / 67mm).

Völlig gespannt habe ich das erste Bild natürlich mit Blende 1.8 geschossen, und tatsächlich sogar auch akkurat getroffen! Aus dem Original mit 5520 x 3680 Pixeln habe ich direkt an der Kamera einen Ausschnitt mit 960 x 640 Pixeln erstellt, und war (für die allererste Aufnahme) total von den Socken!

Ai-S Nikkor 50mm f1.8
Mein erstes Foto…
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
…Ausschnitt

Auf meiner Wiese mit aktuell gefühlt 10.000 blühenden Löwenzähnen, habe ich mir eine einzelne Pusteblume gesucht, und Freihand die Blenden 1.8, 2.0, 2.8 und 4.0 durchgeschossen; mit offensichtlich grandiosen Ergebnissen. Bei nicht einmal voll ausgereiztem Abbildungsmaßstab (Motiv-Entfernung gut 50cm), könnte man meinen, wer braucht da noch eine Makro-Linse;-)

f1.8
f2.0
f2.8
f4.0

Auch hier wieder aus den 5520 x 3680 Pixeln jeweils der Ausschnitt mit 960 x 640 Pixeln.

f1.8
f2.0
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
f2.8
f4.0

Die Blume genug angestarrt, habe ich meine Aufmerksamkeit nun voll Ilai gewidmet, der gerade dabei war, genüsslich seinen gebackenen Schweinefuß zu verspeisen. 50mm sind dafür nicht die ideale Brennweite, und einen Winkelsucher habe ich auch nicht mehr (Nikon DR-5 folgt), insofern war das Gekrieche am Boden ein wenig mühsam. Dennoch macht der Junge einen ganz guten Eindruck wie ich finde, und der Schärfebereich geht auch in Ordnung. Das Bokeh wirkt zwar ein wenig unruhig, aber es ist ja auch keine Portait-Linse;-)

Ai-S Nikkor 50mm f1.8
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
Ai-S Nikkor 50mm f1.8

Am ersten Tag mit dem 50mm f1.8 gab es zum späten Abend ägyptische Kartoffeln mit indischem Pyramidensalz und deutschem Mischgemüse; natürlich hat Ilai etwas abbekommen. Während des Kochens ging der Teig für mein Dinkel-Sonnenblumen-Chia-Brot, von dem wir uns dann zum Nachtmahl noch zwei warme Scheiben mit Butter geteilt haben. Mit solch einem tollen Objektiv macht auch das Essen gleich mehr Freude:-) Alle Indoor-Aufnahmen entstanden unter unseren üblich schlechten Hütten-Lichtverhältnissen, bei Blende f1.8, 1/50Sekunde und ISO1000, unbearbeitet an der Nikon D810, ohne Blitz.

Fokus auf der mittigen Salzpyramide
geduldig während der Zubereitung
Weicher Teig, weicher Fokus
Brot mit Ilai-Bokeh
Fokus auf der Schnittkante

Bildschärfe

Close-Up

Kürzeste Entfernung zum Motiv bei Naheinstellgrenze 45cm, Original-Auflösung 5520 x 3680 Pixel. Daraus dann jeweils die Ausschnitte (600 x 400 Pixel) aus der ungefähren Bildmitte (oberes “J”), sowie der unteren linken Bild-Ecke (Loch).

Close-Up 45cm
Original-Bild

Blende 1.8 ist noch sehr weich, f2 schon besser, f2.8 recht gut, und zwischen Blende 4 und 8 wird das Schärfe-Optimum erreicht, danach wird es wieder langsam weicher, wobei aber selbst f22 noch schärfer als Offenblende ist.

In der Bildecke sieht es etwas anders aus, hier ist nur f16 ausreichend scharf, wobei die beiden Blendenstufen darunter und darüber noch ok sind. Die maximale Schärfe über das gesamte Bild bei einem Close-Up liegt demnach bei Blende 11, für die Bildmitte f4-8, für die Ecken f16.

Nähe 230cm

Selbiges Motiv, diesmal jedoch die gesamte Kfz-Front aus 230cm Entfernung. Wieder jeweils einen Ausschnitt aus der Bildmitte sowie die untere linke Bildecke.

Entfernung zum Motiv 230cm

Auch diese Entfernung im Nahbereich von 230cm ergibt bezüglich der Schärfe praktisch keinen Unterschied zum Close-Up von 45cm Entfernung. Bei einigen älteren Weitwinkel-Objektiven ginge der Vorteil hier zu Gunsten des extremen Nahbereiches aus. Für das 50mm spielt es offensichtlich keine Rolle, ob man 45cm oder aber oder fünfmal so weit vom Motiv entfernt ist; nah ist nah.

Ferne 150m

Die Entfernung zu den Büschen beträgt ca. 150m, zu, Kiefernwald ca. 200m. Zuerst die Ausschnitte aus der rechten Bildmitte (Haus mit Schornstein), dann die untere linke Bildecke (Wiese).

Entfernung bis zu den Büschen ca. 150m

Für die Ferne sind Blende 8 und 11 jeweils am schärfsten, f5.6 identisch zu f16, und f22 etwas schärfer als f4. Eine Astro-Linse ist das 1.8er damit schon mal nicht, aber das hätte mich auch stark überrascht;-)

Zusammenfassung

Blende 1.8 ist eher als weiche Effekt-Blende zu bezeichnen, und dürfte selbst aus der Nähe, und wenn überhaupt, nur für sehr spezielle Motive zu gebrauchen sein. Mit Blende 2 kann man tatsächlich schon etwas anfangen, und Blende 2.8 genügt z.B. für Portraits allemal. Ab Blende 4 kann man dann von Schärfe sprechen, und auch mit Blende 22 sind noch brauchbare Bilder zu machen, womit der Schärfebereich beim 50mm f1.8 relativ breit ist.

Bokeh

Mit Blende 1.8 bis 4.0 lässt sich der Hintergrund relativ schön aufweichen, so wie man es auch von solch lichtstarkem Objektiv erwartet.

Flares

Sonnenstrahlen lassen sich durch die 7 Blendenlamellen zwar 14 erzeugen, jedoch nur jeweils 7 lange und und kurze; ob das gefällt obliegt dem persönlichen Geschmack.

Ai-S Nikkor 50mm f1.8
f22, 1/100s, ISO100
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
f22, 1/100s, ISO200
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
f16, 1/50s, ISO1000
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
f22, 1/60s, ISO800

Für Sonnenstrahlen unter Mittag bieten sich die vergleichsweise langen 50mm Brennweite eher weniger an, und zum Sonnenuntergang waren die Resultate bezüglich flares recht moderat. Würde man es wollen, könnte man diese kleinen Linsenreflexionen leicht ausradieren, ich jedoch belasse sie für die Bilddynamik grundsätzlich drin, ohne wirkt das Bild schon fast “leblos”.

Ai-S Nikkor 50mm f1.8
f22, 1/200s, ISO64, nachbearbeitet (Vordergrund aufgehellt), und von 7360 x 4912 auf 1700 x 1134 Pixel bei 85% Qualität skaliert
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
f22, 1/6s auf Stativ, ISO 250

Mond

Vermutlich eher als Spass könnte man eine Aufnahme unseres Trabant in 372.816 Kilometern bezeichnen. Weil ich jedoch gerade meinen 200mm f4-Linsen im Mondschein getestet habe, wollte ich auch dem 50mm die schöne Nacht nicht vorenthalten;-) Auf Stativ mit der Nikon D810, Spiegelvorauslösung, Kabelfernauslöser, bei Blende 8, 1/40s, ISO100. Vom Originalbild 5520 x 3680 den umwerfenden Ausschnitt von 600 x 400 Pixel. Wer etwas mehr vom Mond sehen möchte, schaut vielleicht doch besser bei meinen Tele-Objektiven nach;-)

Originalbild
Ai-S Nikkor 50mm f1.8 Mond
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
AF-S Nikkor 28-70mm D ED bei 50mm Brennweite

Schnappschüsse

Das folgende Bild habe ich bewusst bei starkem Gegenlicht und ohne Gegenlichtblende aufgenommen, die Sonne befand sich direkt über dem Bildrand. Das Ziel war also der geringst-mögliche Kontrast, und tatsächlich sieht es einem ausgewaschenen HDR relativ ähnlich. Der daraus getätigte Ausschnitt aus der Bildmitte liegt in ca. 200m Entfernung.

f8, 1/200s, ISO100
Ausschnitt 600 x 400 Pixel

Für eine angemessene Perspektive sind 50mm beim Hund entweder zu lang (siehe oben), oder aber meist zu kurz, wie hier. Eine Portrait-Linse wird es also schon mal nicht;-)

Ai-S Nikkor 50mm f1.8
f4, 1/200s, ISO200
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
Ausschnitt 1500 x 1000 Pixel
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
f4, 1/200s, ISO200

Der Ameisenhaufen lag am schattigen Feldrand, daher musste ich mit der ISO etwas höher gehen, und wollte zu Gunsten des Bildrauschens nicht kürzer als 1/100s belichten. Bei dem regen Treiben wären jedoch mindestens 1/250s angebracht gewesen. Motivabstand entspricht Naheinstellgrenze, d.h. maximaler Abbildungsmaßstab.

Ai-S Nikkor 50mm f1.8 Ameisenhaufen
f8, 1/100s, ISO800
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
f5.6, 1/100s, ISO640, Ausschnitt 2000 x 1133 Pixel
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
f5.6, 1/100s, ISO640, Ausschnitt 1200 x 800 Pixel
Ai-S Nikkor 50mm f1.8 Waldameisen
f5.6, 1/100s, ISO500, Ausschnitt 1000 x 667 Pixel

Blende 2.0 ist für ein Insekt schon äußerst grenzwertig, der Ausschnitt wirkt entsprechend flach. Mir kam es hier jedoch auf die “dramatische” Bildwirkung durch die unscharfen Grashalme an, insofern wirkt das Originalbild stimmiger.

Ai-S Nikkor 50mm f1.8
f2, 1/500s, ISO100
Ai-S Nikkor 50mm f1.8 Löwenzahn
Ausschnitt 1920 x 1280 Pixel

Beim Löwenzahl gilt es einen guten Kompromiss zwischen Hintergrundunschärfe und dennoch Tiefenschärfe der Blüte zu erreichen. Statt mit f2.8 wäre es mit f4 vermutlich leichter gewesen, zumindest wenn man nur die Ausschnitte betrachtet. Auch hier entstand die Aufnahme Freihand.

Ai-S Nikkor 50mm f1.8
f2.8, 1/160s, ISO100
Ai-S Nikkor 50mm f1.8 Löwenzahn
Ausschnitt 1920 x 1280 Pixel
Ai-S Nikkor 50mm f1.8 Löwenzahn
Ausschnitt 960 x 640 Pixel

Hier macht es vor allem die Perspektive, und die Blickwinkel könnte dabei nicht groß genug sein. Close-Ups sind mit 50mm nur begrenzt möglich, ein Weitwinkel-Objektiv würde eine etwas beeindruckendere Wirkung erzielen.

Ai-S Nikkor 50mm f1.8
f2, 1/320s, ISO80
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
f2.8, 1/320s, ISO100

Pusteblume Mitte Mai mit zwei erkennbaren Schärfeebenen: Samen innen und Gleitschirm außen.

Pusteblume
f16, 1/50s, ISO500
Pusteblume
f2.8, 1/640s, ISO100
Pusteblume
f2.8, 1/640s, ISO100

Bei den Gänseblümchen habe ich mich für Blende 4 mit etwas tieferem Schärfebereich entschieden, um die beiden zentralen Blüten, welche hintereinander stehen, gleichzeitig scharf abzubilden.

Gänseblümchen
f4, 1/250s, ISO 100, Originalgröße 5520 x 3680 Pixel (auf 1700 x 1134)
Gänseblümchen
Ausschnitt 665 x 1000 Pixel

Die folgenden 2 Bilder (sowie die jeweiligen Ausschnitte) sind mit Blende 2.8, 1/320s und ISO100 Freihand entstanden. Für jedes der beiden Motive habe ich mir nur jeweils 3 Aufnahmen durch den Sucher der D810 gegönnt, und daraus das jeweils schärfste ausgewählt. Unter anderen Umständen (mehr Aufnahmen, Bildschirmlupe, Stativ) ginge es also vermutlich noch schärfer. Der Hintergrund jedoch war ein Vergleich mehrerer Objektive (28mm, 35mm, 50mm), bei welchem ich herausfinden wollte, mit welcher Linse mir spontan die besten Bilder gelingen (Schärfe, Perspektive und Bildwinkel).

Ai-S Nikkor 50mm f1.8
Ai-S Nikkor 50mm f1.8

Kirschblüte, Apfelblüte und Schwarzerle bei Blende 2. Blende 1.8 erscheint mir persönlich zu weich bzw. bildet kein Motiv ausreichend scharf ab.

Ai-S Nikkor 50mm f1.8 Kirschblüte
f2, 1/500s, ISO64
Ai-S Nikkor 50mm f1.8 Apfelblüte
f2, 1/500s, ISO64
Ai-S Nikkor 50mm f1.8
f2, 1/125s, ISO100

Unter meiner maroden Terrasse lebt im Sommer meist eine Zauneidechse, welche wohl noch fotogener wäre, würde sie nicht permanent in der überstrahlenden Sonne liegen. Dennoch, mit der “Gänseblümchen-Einstellung” ist ein erstaunlich scharfes Ergebnis zu erreichen; Ausschnitte 900 x 600 Pixel.

Zauneindechse
Ai-S Nikkor 50mm f1.8 Zauneindechse
Ai-S Nikkor 50mm f1.8

Ähnlich bemerkenswert ist die Aufnahme von Ilai’s Auge in meiner halbdunklen Hütte bei Blende 2, 1/100s und ISO1000. Eine derart klare Iris gelang im recht dunklen Sucher allerdings erst beim fünften Versuch, wobei die Schwierigkeit eher der sich ständig bewegende Hund, als meine bescheidenen Fotokünste waren.

Weimaraner
f2, 1/100s, ISO1000, 5520 x 3680 Pixel
Ai-S Nikkor 50mm f1.8 Weimaraner
Ausschnitt 900 x 600 Pixel, 100% Qualität
Vergleich zum Ai-S 35mm f2

Beide Aufnahmen auf Stativ mit Kabelfernauslöser bei Blende 8, 1/160s, ISO100, und daraus jeweils ein Ausschnitt mit 100% Vergrößerung.

50mm
35mm
50mm
35mm

6. Positives

  • geringes Gewicht
  • kompakte Abmaße (selbst mit Gegenlichtblende)
  • sehr hochwertige Verarbeitung
  • super weich laufender Fokusring (“Butter-Ring”)
  • sehr genaue Schärfe-Einstellung im Nahbereich bis 2 bzw. 5m
  • relativ weiter Schärfebereich (6 von 9 Blendenstufen) mit grundsätzlich guter Schärfeleistung
  • relativ wenig Gegenlicht-anfällig
  • unendlich-Fokussierung auf Anschlag

7. Negatives

  • Blende 1.8 gesamtheitlich weich, f2 noch weitesgehend
  • nur mäßiger Kontrast bei eher kühleren Farben (eher neutrale als negative Wertung)
  • sichtbare Vignettierung bei Offenblende (verschwunden ab f2.8)
  • gut erhaltene Exemplare sind relativ selten

8. Fazit

Das Ai-S 50mm f1.8 ist ein hervorragendes Objektiv, das selbst an einer Vollformat-DSLR mit 20MP einwandfreie Bilder liefert. Nicht wenige der älteren Linsen sind mit den hochauflösenden Sensoren überfordert, diese jedoch gehört keinesfalls dazu. Kompakt, leicht, hochwertig, äußerst robust, bei Bedarf knackscharf, und das bei einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Sofern in technisch gutem Zustand, klare Kaufempfehlung!

Angeblich sollen die späteren 50mm f1.8 die gleichen Optiken, und sogar bessere besitzen. Mit den neueren 50mm f1.4 war ich dahingehend unzufrieden, dass auch deren Schärfe erst ab Blende 2.8 erreicht wurde, das Ganze jedoch in einem Plastegehäuse zu einem wesentlich höheren Preis. Dem gleich alten aber teureren Ai-S 50mm f1.4 (250g, 7 Blendenlamellen) wird ein, zumindest im Bereich der großen Blenden, ähnliches Verhalten nachgesagt. Genau wie das nochmals deutlich teurere und schwerere 50mm f1.2 (360g, 9 Lamellen), soll die Bildschärfe dann bereits ab Blende 8 wieder nachlassen. Wäre dem so, wäre das f1.8 das deutlich universellere 50mm.

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