Autor: Dominik
Vergleich zwei sehr ähnlicher, leicht weitwinkliger manueller Festbrennweiten: dem Ai-S Nikkor 28mm f2 und dem Ai-S Nikkor 35mm f2.
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1. Produkt
Weitwinkel-Festbrennweiten
2. Unternehmen
- Nikon Corporation AG (seit 1917), Shinagawa Intercity Tower C, 2-15-3, Konan, Minato-ku, Tokyo 108-6290, Japan
- Made in Japan
3. Kauf
| Merkmal | Nikon Ai-S Nikkor 28mm f2 | Nikon Ai-S Nikkor 35mm f2 |
|---|---|---|
| Marktwert | 350,-€ | 350,-€ |
| Kaufpreis | 05/2023: | 05/2023: |
| Gegenlichtblende | 30,-€ | 30,-€ |
| Kaufgrund | Touren | Reisereportage & Reviews |
4. Spezifikationen
| Merkmal | Nikon Ai-S Nikkor 28mm f2 | Nikon Ai-S Nikkor 35mm f2 |
|---|---|---|
| Produktionsjahr | 09/1981 – 2005 | 06/1981 – 2005 |
| Produktionsvolumen | 44.715 | 123.417 |
| Seriennummer | 575.001 – 619.716 (meins: 616.510) | 210.001 – 333.418 (meins: 315.993) |
| Vorgänger | Ai Nikkor 28mm f2 (1977 – 09/1981) | Ai Nikkor 35mm f2 (1977 – 08/1981) |
| Nachfolger | ohne (letztes 28mm f2) | ohne (letztes 35mm f2) |
| ähnliches Modell | Ai-S Nikkor 28mm f2.8 + f3.5 | Ai-S Nikkor 35mm f1.4 + f2.8 |
| Gehäuse | komplett Metall, Gummi-Fokus-Ring (mein Modell Kunststoff-Ring) | komplett Metall, Gummi-Fokus-Ring |
| optischer Aufbau | 9 Linsen in 8 Gruppen | 8 Linsen in 8 Gruppen |
| Vergütung | ||
| Brennweite | 28mm | 35mm |
| Bildwinkel | 74° | 62° |
| Naheinstellgrenze | 25cm (CRC) | 30cm (CRC) |
| Abbildungsmaßstab | 1:5,4 | 1:5,7 |
| hyperfokale Entfernung | f5.6, f8, f16, f22 | f5.6, f11, f16, f22 |
| Blenden | f2 – f22 | f2 – f22 |
| Blendenlamellen | 7 gerade | 7 gerade |
| Fokus-Drehung | 120° (identisch wie Vorgänger) | 120° (Vorgänger 190°) |
| Fokus-Länge | 5,5mm | 6,5 mm |
| Länge mit Deckeln | 80mm | 73mm |
| Länge mit Deckel+Gegenlichtblende | 87mm | 88mm |
| Durchmesser | 62mm | 62mm |
| Filtergewinde | 52mm | 52mm |
| Gegenlichtblende | HN-1 | HN-3 |
| Gewicht nackt | 345g | 280g |
| Gewicht komplett mit Geli + Deckeln | 372g | 320g |
5. Praxis
Vermutlich wurde bei den letzten Modellen der griffige Gummiring einfach durch Kunststoff ersetzt, so wie ich es bereits von einem 50mm kannte. Nichts desto trotz liegt das Objektiv wertig in der Hand, die Fokussierung macht Freude, und gelingt im Nahbereich bis 2m auch sehr gut. Bei größeren Entfernungen dreht man einfach auf Anschlag, und hat die Schärfe auf unendlich.
Blendenlamellen
28mm
28mm
Unschärfe-Bokeh
28mm
35mm
Schärfe
Drei verschiedene Aufnahme-Abstände: Close-Up auf Naheinstellgrenze, kurze Entfernung von ca. 150cm, und große Entfernung auf ca. 50m.
Close-Up um 30cm
Zu Beginn an der Naheinstellgrenze von 25 bzw. 30cm. Alle Aufnahmen an der Nikon D810, auf Stativ, mit Kabelfernauslöser, aber ohne Spiegelvorauslösung. Daraus dann jeweils ein Ausschnitt aus der oberen Bildmitte sowie der unteren linken Bildecke im Format 600 x 400 Pixel (knapp 100% Vergrößerung).
In der Bildmitte ist das 28mm eigentlich nur bei Offenblende weich, bereits f2.8 ist akzeptabel scharf, die Schärfe steigert sich minimal bis zum Optimum bei Blende 11, wobei Blende 22 dann zwischen f2.8 und f2 liegt. Das 35mm ist bei Offenblende noch eine Hauch weicher als das 28mm, steigert sich genau wie das 28mm bis f11, wobei jedoch alle Blendenstufen etwas unschärfer als beim 28mm sind.
In den Bildecken ist zwar die Steigerung der Schärfe bis Blende 11 bzw. 16 identisch, der Unterschied jedoch deutlich größer. Denn während beim 28mm die Bildecken ab Blende 8 wirklich scharf sind, erreichen sie dieses Level beim 35mm nie.
28mm
35mm
28mm
35mm
Nahbereich um 150cm
Gleiches Motiv, identische Einstellungen, nur aus 165cm Entfernung.
In der Bildmitte sind bei Offenblende beide anährend gleich weich. Das 28mm steigert die Schärfe dann minimal mehr zu f2.8, hat sein Schärfe-Optimum von Blende 5.6 bis 11, und fällt danach nur wieder leicht ab, wobei die Schärfe bei Blende 22 zwischen f2 und f2.8 liegt. Das Verhalten des 35mm ist praktisch gleich, nur mit dem Unterschied, dass es (bis auf Offenblende) in allen Blenden nicht ganz so scharf wie das 28mm ist; dieser Unterschied ist jedoch nur marginal.
In den Bildecken sieht es ein wenig anders aus, hier ist das 28mm in den ersten drei Blendenstufen sichtbar unschärfer als das 35mm, holt dann mit Blende 5.6 jedoch derart sprunghaft auf, dass es dann in allen kleineren Blenden deutlich schärfer als das 35mm ist.
28mm
35mm
28mm
35mm
Entfernung 30/50m
Wie auch zuvor, Nikon D810, auf Stativ, mit Kabelfernauslöser, aus dem Originalbild jeweils die Ausschnitte aus der rechten Bildmitte (Haus mit Schornstein) sowie der linken unteren Bildecke (Wiese).
In den Bildecken ein ähnliches Ergebnis wie im Nahbereich auf 150cm: das 28mm ist bei Offenblende zwar weich, jedoch nicht so sehr wie das 35mm, auch wird es ab Blende 8 wirklich scharf, während das 35mm allenfalls auf Blende 16 scharf erscheint.
28mm
35mm
28mm
35mm
Zusammenfassung
Der charakteristischste Unterschied ist wohl die Verteilung der Bildschärfe: das 28mm ist bei mehr Blendenstufen über das nahezu gesamte Bild scharf, während das 35mm vor allem in der Bildmitte scharf ist; dort jedoch nicht schärfer als das 28mm. Während dieses bei praktisch allen Aufnahme-Entfernungen die selbe Charakteristik zeigt, ist der Schärfebereich des 35mm deutlich schmaler, und für mittlere Entfernungen optimiert. Das insgesamt schärfere 28mm eignet sich somit hervorragend für Landschaften, während das 35mm offensichtlich für Reportagen gemacht ist. Kennt man beide Charakteristika, kann man mit beiden Objektiven, entsprechend ihrer Eignung, gute bis sehr gute Resultate erzielen.
Schnappschüsse
Ein paar Blüten bei mir auf dem Grundstück, Freihand, Blende 2.8, ISO100, und mit entsprechendem Vergrößerungs-Ausschnitt.
Freihand, Blende 5.6, 1/100s, ISO320. Scharf gestellt habe ich hier (in jeweils 3 Versuchen) auf die Blattlaus, das war eine echte Herausforderung! Den Unterschied kann man deutlich sehen, das 28mm ist minimal schärfer, dennoch liefern hier beide Objektive wirklich gute Bilder.
Beide folgenden Aufnahmen auf Stativ mit Kabelfernauslöser, Blende 8, 1/160s und ISO100. Ginge es mir nur um den Fokus auf unendlich, d.h, die Türme in ca. 3km Entfernung, hätte ich gewiss Blende 11 bis 16 genutzt. Dann jedoch wäre der Vordergrund derart düster gewesen, dass man das Bild nicht mehr gut hätte verwenden können. Die Aufnahmen sollen möglichst realistische Tour-Bedingungen simulieren, wo ich dann auch nicht in jedes Bild hinein zoome, sondern dieses als Ganzes betrachte; ein einzelner Bereich kann da immer mal wieder über- oder unterbelichtet sein. Aus dem Originalbild 7360 x 4912 Pixel dann jeweils ein Ausschnitt mit 100% Vergrößerung. Erkenntnis: Bei unendlich ist das 28mm ein klein wenig schärfer als das 35mm; dieser Unterschied ist jedoch wirklich nur sehr klein.
Ebenfalls auf Stativ, jedoch bei Blende 4, 1/40s, ISO250, eine Zeckenpaarung.
Offenblende (f2), 1/1000s, ISO100, direkt am Straßenrand auf dem Weg zum Einkaufen.
Super-Schmacko bei Offenblende (f2), 1/320s, ISO250, kurz vor Sonnenuntergang
Flares
Hier gibt es einen klaren Unterschied: bei Gegenlicht neigt das 35mm zu deutlich mehr Linsenreflexionen, und produziert auch nicht ganz so schöne Sonnenstrahlen wie das 28mm; die des 35mm sind immer etwas matschiger.
Freihand, Blende 16, 1/50s, ISO200 (28mm) bzw. ISO250 (35mm). Die Sonne befindet sich jeweils und voll in der oberen rechten Bildecke.
Auf Stativ (nur der guten Ordnung halber) und bei Blende 22. Die ersten zwei Bilder zum Sonnenuntergang bei 1/40s und ISO640, die letzten zwei Bilder ein wenig früher bei 1/100s und ISO100.
6. Positives
- robuste Bauweise
- sehr hochwertige Verarbeitung
- Offenblende voll nutzbar
- gute Bildqualität
- gute Schärfe über viele Blendenstufen (28mm mehr als 35mm)
- sehr genaue Schärfe-Einstellung im Nahbereich bis 2m
- unendlich-Fokussierung auf Anschlag
- 28mm mit guter Resistenz gegen Streulicht
7. Negatives
- auf über 20m Entfernung schwieriges Fokussieren
- Gegenlichtblende nur optional
- relativ schwer erhältlich (28mm seltener als 35mm)
8. Fazit
Beide Objektive besitzen die selbe Lichtstärke, unterscheiden sich trotz relativ ähnlicher Brennweite dennoch in ihrer Charakteristik. 35mm entsprechen am meisten dem natürlichen Blickwinkel, womit dieses Reportage-Objektiv alltagstauglicher ist. Mit seinen 12Grad mehr Blickwinkel kommt das 28mm dem klassischen Weitwinkel mit 24mm schon sehr nahe, und eignet sich damit vor allem besser für Landschaften; auch weil es weniger Gegenlicht-empfindlich ist. Während die Schärfe des 35mm vor allem auf die Bildmitte konzentriert ist, erzeugt das 28mm praktisch ganzheitlich scharfe Bilder, und diess auch über einen weiteren Blendenbereich. Trotz des scheinbar nur geringen Unterschieds in der Brennweite, ersetzt das eine Objektiv dennoch nicht das andere; der Anwendungszweck bestimmt die Auswahl.
