Autor: Dominik
Das Nikon Ai Nikkor 135mm f3.5 ist eine extrem solide, hochwertig verarbeitete, und dennoch relativ kompakte Festbrennweite, die sich vor allem für Portraits gut eignet. Getestet habe ich sie an der hochauflösenden Nikon D810 Vollformat bei 20 Megapixel, für ein über 40 Jahre altes Objektiv eine Herausforderung!
Nachtrag vom 20.06.2023: Meine Webseite ist komplett werbefrei, meine Arbeit unabhängig, sämtliche Informationen stelle ich Ihnen uneigennützig nach bestem Wissen und Gewissen kostenlos zur Verfügung. Mit einer Spende helfen Sie mir, Ihnen zu helfen, und unterstützen meine Tätigkeiten. Vielen herzlichen Dank!
1. Produkt
Mittlere Tele-Festbrennweite.
2. Unternehmen
- Nikon Corporation AG (seit 1917), Shinagawa Intercity Tower C, 2-15-3, Konan, Minato-ku, Tokyo 108-6290, Japan
- Made in Japan
3. Kauf
- 04/2023
Bereits vor dem Kauf war mir klar, dass für Portraits von Ilai 135mm Brennweite zu lang sein würden. Weil ich jedoch tatsächlich noch keine 135mm Festbrennweite besaß, und das AI f3.5 für den angebotenen Preis wirklich unschlagbar war, schlug ich kurzerhand zu.
4. Spezifikationen
- Modellbezeichnung: Nikon Ai Nikkor 135mm f3.5
- Produktionsjahr: 03/1977 – 09/1981
- Serien-Nummer: 193501 – 297657 (meins: 259851)
- Produktionsvolumen: 104.156
- Vorgänger: K 135mm f3.5 (1975-1977)
- Nachfolger: Ai-S 135mm f3.5 (1981-1983)
- Gehäuse: komplett Metall, Gummi-Fokus-Ring
- optischer Aufbau: 4 Linsen in 4 Gruppen
- Brennweite: 135mm, fest
- Bildwinkel: 18°
- Naheinstellgrenze: 130cm
- Abbildungsmaßstab: 1:7,5
- Hyperfokale Entfernung: f8, 16, 22, 32
- Infrarotmarkierung: kleiner roter Punkt auf Tubus
- Blende: f3.5 – f32
- Blendenlamellen: 7 gerade
- Blendenring: satte Rastung mit dennoch weichem Lauf
- Fokus-Drehung: 220° weich (Nachfolger hat nur noch 180°)
- Breite Fokusring: 15mm
- maximaler Fokusweg:
- Frontelement beim Fokussieren: fest
- Länge nackt: 82mm
- Länge mit Deckeln:
- Länge mit ausgezogener Gegenlichtblende:
- Durchmesser: 65mm
- Filtergewinde: 52mm
- Gegenlichtblende: integriert (Metall)
- Gewicht nackt: 400g (= Herstellerangabe)
5. Praxis
135mm empfand ich immer als sehr exotische Brennweite, noch selten nutzbarer als 180mm. Ein Anwendungszweck jedoch sind z.B. Portraits aus etwas größerer Entfernung und oder mit kleineren (Kopf)Ausschnitten.
Die Verarbeitung des Objektivs ist, wie bei Nikons älteren Linsen gewohnt, erstklassig. Diese Wertigkeit fühlt man auch, und es gibt absolut nichts zu beanstanden. Mit ganzen 220° Fokus-Throw lässt sich sehr genau fokussieren; der Ai-S Nachfolger hatte dann nur noch nur 180°. Ebenso praktisch ist die integrierte Sonnenblende, welche auch (im Gegensatz zu späteren Ai-S) schön fest sitzt.
Weder den Linsen, noch dem Bajonett sah man das Alter von ca. 44 Jahren an, auch die Blendenlamellen machten einen noch recht passablen Eindruck. Einzig der Blendenring ist etwas straff, hier dürfte das Fett mittlerweile zu alt geworden sein; ein Wechsel jedoch ist noch nicht dringend notwendig.
Überraschenderweise war auch der Staub noch nicht so dicht, dass man sich Sorgen machen müsste; Pilz oder Nebel Fehlanzeige. Offensichtlich wurde das Objektiv nur sehr selten benutzt, und zum Glück auch fachgerecht aufbewahrt. Solch einen guten Zustand hatte ich eigentlich gar nicht erwartet.
Auch an meiner D810 macht es eine wirklich gute Figur, es ist noch nicht zu kopflastig, dass die Kamera auf einer geraden Fläche nach vorn kippen würde. Bei allen weiteren Bildern ist die D810 auf mittlere Bildgröße eingestellt, ungefähr 20Megapixel.
Der Frühling auf meinem Grundstück bietet mehr als genug Motive, die ersten musste ich natürlich ganz gespannt bei Offenblende ablichten. Alle Fotos, wie immer bei mir, unbearbeitete jpeg, out-of-the-box.
Auch wenn 130cm Naheinstellgrenze alles andere als optimal für Makro-Aufnahmen sind, kamen mit etwas Geduld doch ganz ansehnliche Bilder zustande; alles Freihand wohlgemerkt.
Genug der bunten Blüten mit Insekten, nun zum Motiv der Begierde: Ilai…
Wenn schon Vollmond, dann musste ich diesen natürlich auch einfangen: Blende 8, 1/40s, ISO100 auf Stativ mit Spiegelvorauslösung an der Nikon D810.
Bildschärfe
130cm
Kürzeste Entfernung zum Motiv bei Naheinstellgrenze 130cm, Original-Auflösung 5520 x 3680 Pixel. Daraus dann jeweils die Ausschnitte (600 x 400 Pixel) aus der ungefähren Bildmitte (oberes “J”), sowie der unteren linken Bild-Ecke (Loch).
Auch wenn der Sprung zu Blende 4 sichtbar ist, kann man Blende 3.5 durchaus als bereits scharf bezeichnen. Zwischen f4 und f16 ist die Schärfe gleichbleibend, fällt mit f22 nur minimal ab, und Blende 32 ist von allen die weicheste.
In der unteren linken Bildecke sieht es ähnlich aus, wobei die Schärfe hier erst ab Blende 5.6 einsetzt, und bis Blende 16 reicht. Offenblende f3.5 ist noch weicher als f32, welche in etwas f4 entspricht.
Ferne 130m
An der Nikon D810 auf Stativ mit Kabelfernauslöser, und aus dem Originalbild 7360 x 4912 Pixel jeweils eine 100%-Vergrößerung der linken Bildmitte (Haus mit Schornstein), sowie der unteren rechten Bildecke (Wiese).
Offenblende bietet bereits zufriedenstellende Resultate, die Steigerung der Schärfe ist danach nur marginal, das Optimum liegt bei Blende 8-11, danach fällt die Schärfe wieder ab, Blende 22 ist sichtbar unschärfer, und Blende 32 ist als unschärfste aller praktisch nicht mehr zu gebrauchen.
In der Bildecke setzt ab Blende 11 eine Schärfe ein, Blende 16 ist das Optimum, danach fällt die Schärfe wieder ab, wobei Blende 32 ähnlich unscharf wie Blende 8 ist.
Ferne 200m
Als Tele-Motiv für lange Brennweiten wähle ich gern die Kirchturmuhr bei uns im Dorf in ca. 200m Entfernung von meinem Standort. Der Blick über den See ist links vom Kirchturm aus. Aus dem Original-Bild 5520 x 3680 folgen dann Ausschnitte im Maß 552 x 367 Pixel (100% Vergrößerung).
Auch wenn mit jeder Blende eine sichtbare Steigerung der Schärfe einher geht, so kann man auf diese Entfernung doch einzig Blende 11 als scharf bezeichnen; danach gibt es einen ähnlichen Schärfe-Abfall, entsprechend der Steigerung zuvor.
Zusammenfassung
Im Nahbereich ist die Schärfe gut, wird bereits bei Offenblende erreicht, und bleibt auch bis zur vorletzten Blendenstufe auf einem ebenso guten Niveau. In weiter Ferne müssen jedoch Abstriche gemacht werden, hier wird die Schärfe bei nur einer einzigen Blende erreicht.
Vergleich zum 105mm f2.5
Folgende Bilder mit Fokus auf unendlich (Stadt 3km entfernt), auf Stativ mit Kabelfernauslöser, Blende 8, 1/200s, ISO100. Der jeweilige Ausschnitt entspricht 100% Vergrößerung: 105mm – 135mm – 200mm. Das 105mm besitzt zwar den stärksten Kontrast, das 135mm ist jedoch das schärfste im Vergleich. Das 200mm punktet bei der vorliegenden Vergrößerung lediglich mit den größten Bildabmessungen.
Flares
Die 7 Blendenlamellen erzeugen 14 Sonnenstrahlen, wobei die Sonne bei 135mm Brennweite schon sehr weit am Horizont entfernt sein sollte, damit es überhaupt wirkt. Die Linsenreflexionen dabei sind mäßig, und von der Form vergleichsweise unschön.
6. Positives
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
- relativ kompakt
- sehr hochwertige Verarbeitung
- sehr genaue Schärfe-Einstellung im Nahbereich bis 10 bzw. 20m
- Offenblende bereits voll nutzbar
- im Nahbereich weiter Schärfebereich (7 von 8 Blendenstufen)
- unendlich-Fokussierung auf Anschlag
- integrierte Gegenlichtblende
7. Negatives
- bei Entfernungen über 50m schwieriges fokussieren
- auf hohe Entfernung nur sehr enger Schärfebereich (Blende 11)
- nur mäßiger Kontrast bei eher kühleren Farben
- ungeeignet für hochauflösende Sensoren (36MP)
8. Fazit
Das Nikon Ai Nikkor 135mm f3.5 eignet sich vor allem für Bilder im relativen Nahbereich (2-20m), und ist mit seinen größten, voll nutzbaren Blendenstufen, prädestiniert für Portrais. Zwar hinterlässt es keine besonders hohen Kontraste (bei Portraits auch eher unerwünscht), bietet dafür jedoch eine enorm solide Verarbeitung zu einem mittlerweile wirklich guten Preis-Leistungs-Verhältnis. DIe hohe Auflösung der Nikon D810 überfordert das 135mm offensichtlich leicht, die Bilder zeigen eine minimale Körnigkeit, ähnlich dem Rauschen bei erhöhten ISO-Werten.