Magura Gustav M Bremsanlage (1996-2012)


Autor: Dominik

Mein Anspruch für diesen Bericht war es, den informativsten zu erstellen, den es zur legendären Magura Gustav M weltweit überhaupt gibt; allein schon für ihre angemessene Würdigung. Neben detaillierten technischen Daten zur Bremse selbst, enthält diese Ausarbeitung auch allgemeine Merkmale leistungsstarker Bremsanlagen, historische Informationen zum Unternehmen Magura, Tuning-Optionen der Gustav M, als auch Vergleiche zu anderen Bremsen, inklusive dem aktuell vermeintlichen Nachfolger Gustav Pro.

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1. Bremsleistung

Für eine maximale Bremsleistung gelten folgende Kriterien:

  • im Durchmesser größtmögliche Bremsscheiben (Hebelkraft), aus hochwertig vergütetem Stahl
  • maximal dicke Bremsscheiben (wegen Verzug mind. 2mm), mit homogenen Löchern (Standfestigkeit und Haltbarkeit)
  • Reibfläche der Bremsscheibe breit genug für die Beläge (maximale Reibung)
  • größtmögliche Bremsbeläge (Bremskraft, Standfestigkeit, Haltbarkeit)
  • Bremssättel mit größtmöglicher Kolbenfläche pro Bremsbelagseite
  • größtmögliche in einer Richtung drückende Nehmerkolben im Bremssattel (Bremskraft), aus Hitze-isolierendem Material (Standfestigkeit)
  • kleinstmöglicher Geberkolben im Bremsgriff (Dosierbarkeit)
  • größtmögliche Übersetzung des Bremshebels (Hebelkraft durch Hebellänge und/oder Wegverkürzungen)

Und natürlich ein Fahrrad, dessen möglichst haltbare Bauteile, mit all diesen Komponenten nicht überfordert sind (Rahmen und Gabel). Wobei ich es bezüglich der Materialstärke für äußerst bedenklich halte, wenn der Hinterbau oder eine Gabelaufnahme bricht, nur weil die Bremskraft “zu hoch” gewesen ist; man stelle sich so etwas mal bei einem Auto vor! Bei den damaligen Stahlrahmen noch undenkbar, werden Aluminium und Kohlefaser mehr und mehr zu Gunsten des Gewichts gefährlich dünn produziert, was immer wieder zu Rahmenbrüchen führte, und die Bremse eigentlich nicht zu stark ausfallen lassen sollte; so paradox dies auch klingen mag.

Übersetzung

Das Gesamtübersetzungsverhältnis einer Bremsanlage ergibt sich aus der mechanischen Hebelübersetzung am Griffende (ca. 6:1), und der hydraulischen Übersetzung, d.h. dem Verhältnis von Geber- und Nehmerkolben. Je größer das Übersetzungsverhältnis, desto höher auch die Bremskraft. Mit einem kleineren Geberkolben liegt an der Bremsleitung mehr Druck an, als mit einem größeren Kolben, und mit einem größeren Nehmerkolben ein höherer Druck auf den Bremsbelägen. Weil durch einen kleineren Geberkolben allerdings auch weniger Flüssigkeit transportiert wird, und durch zu wenig Flüssigkeitstransport wiederum die Bremsbelag-Rückstellung nicht mehr ausreichend funktionieren würde, darf dieser Kolben nicht zu klein wählen (minimal 9-10mm). Es ist also eine Gratwanderung zwischen maximaler Leistung und drohendem Totalausfall, wobei hier, trotz spürbarer Unterschiede, üblicherweise zu Gunsten der Sicherheit entscheiden wird.

2. Bremssättel

Fest- und Schwimmsattel

Scheibenbremsanlagen können mit Festsattel, Schwimmrahmen (Schwimmsattel) und Faustsattel ausgestattet sein. In einem feststehenden Sattel, der einfachsten Variante, drücken die gegenüberliegenden Kolben (zwei, vier oder sechs) die Bremsbeläge von beiden Seiten gegen die Scheibe. Ist dieser Sattel nicht aus einem Stück gefertigt, kommen verschleißanfällige Dichtungen für die Bremsflüssigkeit hinzu, welche sich durch die Umleitung zur anderen Seite auch noch unnötig stark erhitzen kann. Außerdem neigen die Kolben bauartbedingt eher zum Kippen und Festgehen, halten also nicht so lange.

Bei einem verschiebbaren Faust- und Schwimmsattel drückt der Kolben den Bremsbelag gegen die Bremsscheibe, verschiebt dadurch den Sattel, und drückt damit den gegenüberliegenden Belag ebenfalls gegen die Scheibe. Je mehr der Bremsdruck erhöht wird, umso mehr (exponentiell) erhöht sich auch die Bremskraft, weil sich der Anpressdruck durch die schwimmende Lagerung gegenseitig verstärkt bzw. abstützt. Länge Kolben eines Schwimmsattels können sich besser im Gehäuse abstützen, neigen also weniger zum Kippen, und halten dementsprechend läger. Zudem bietet die schwimmende Lagerung des Sattels der Bremsscheibe Raum zur Hitze-bedingten Ausdehnung, und es wird nicht unnötig viel Bremsflüssigkeit im Sattel selbst erhitzt.

Rückstellung

Das Lüftspiel des Bremskolbens (Kraft des Kolbendichtringes), die Spreizfeder der Beläge, sowie die Rotation der Bremsscheibe sorgen dafür, dass die Beläge wieder in ihre Ausgangspostion zurück kehren. Gibt es hier ein Problem, oder befindet sich (z.B. durch Wasser) Schmutz zwischen Belag und Scheibe, entsteht das bekannten Bremsenquitschen.

Konstruktionsbedingt neigt ein Schwimmsattel mehr zum Quitschen als ein Festsattel, weil hier nicht nur die Beläge selbst, sondern auch der halbe Sattel zurückgestellt werden muss. Im Kfz-Bereich geschieht dies mit Hilfe von dehnbaren Gummidichtungen, welche die Gustav M jedoch nicht besitzt. Außerdem sind die Fliehkräfte bzw. die Rotationsgeschwindigkeit der Bremsscheibe bei Fahrrädern natürlich deutlich geringer. Deshalb quitscht die Gustl immer mal wieder.

Schwimmsattel
nicht ganz korrektes Lüftspiel

3. Magura Gustav M

Entgegen aller anderen (!) hydraulischen Fahrradbremsanlagen mit Festsätteln, besitzt die Magura Gustav M Schwimmsättel, deren großer Vorteil die nahezu vollständige Wartungsfreiheit, sowie eine zuverlässige Funktion und maximal lange Lebensdauer, selbst unter widrigen Bedingungen, sind. Und weil dieses Konzept direkt aus dem Motorrad übernommen wurde, kommt auch eine für Fahrräder einzigartig hohe Leistung hinzu; Eignung: Downhill, Tandem und Anhänger.

  • Die bauartbedingt langen Kolben (aufgrund des Schwimmsattels länger als alle anderen) aus Phenolharz neigen weniger zum Verkanten, sind deutlich hitzebeständiger und rosten nicht, was ihre Lebensdauer erhöht.
  • Die Bremsflüssigkeit (hier: Mineralöl statt Polyglykol) muss nicht durch den Sattel um die heiße Bremsscheibe herum geleitet werden (wie bei Festsätteln), was die Temperatur des Sattels nicht unnötig erhöht, es also weniger zur Überhitzung kommt.
  • Da sich die Bremskraft vor allem aus der Fläche der Nehmerkolben ergibt, welche in die selbe Richtung drücken (und nicht etwa die Gesamtfläche aller gegenüberstehenden Kolben!), erzeugt die Gustav M mit ihren großen 2x18mm Kolben (und 10,5mm Geberkolben), und dem dazu passenden einzigartig großen Bremsbelag, einen enormen Bremsdruck.
Magura Gustav M
Magura Gustav M
Magura Gustav M
Bremsanlagen
Magura Gustav M

Konstruktionsbedingt bringt diese Bremse allerdings auch einige charakteristische Nachteile mit sich:

  • der lange Bremsbelag neigt zum in der Längsachse leicht schrägen Abnutzen, sowie auch zu mehr Quitschen (Merkmal eines jeden Schwimmsattel, auch im Kfz)
  • die Schwimmsättel benötigen, entsprechend der Rahmenaufnahme, spezielle Sattelhalter, können also nicht direkt montiert werden
  • durch den großen Sattel und den zusätzlichen Sattelhalter ist die Bremse schwerer als Festsattel-Bremsanlagen
Gewicht Vorderradbremse
Gewicht Hinterradbremse
Vorder- und Hinterradbremse
Magura Gustav M Gewicht
Gewicht komplett mit Bremsscheiben

Gewichte

BauteilGewicht
Bremshebel154 g
Bremssattel138 g
Bremsbeläge35 g (Paar)
2x Bremshebel + 2x Bremssättel mit Belägen + Stahlflexleitungen (vorn + hinten)ca. 800 g
Bremsscheibe 190 x 2,0mm kreisrund210 g
Bremsscheibe 190 x 1,9mm Storm190 g
Bremsscheibe 210 x 2,0mm kreisrund250 g
Bremsscheibe 210 x 1,9mm Storm230 g
2x Sattelhalterca. 100 g (Paar)
Gesamtgewicht mit Bremsscheiben 190 + 210mm kreisrundca. 1.350 g (fahrbereit)
Magura Gustav M Gewichte

4. Unternehmen

  • MAGURA, Gustav Magenwirth GmbH & Co. KG (seit 1893), Stuttgarter Straße 48, 72574 Bad Urach (übergeordnete Holding ist die Magenwirth Technologies GmbH)
  • Made in Germany (nur Gustav M! MT2, MT4, MT5 sind Made in Taiwan)

Der Name MAGURA, ein Akronym, setzt sich zusammen aus dem Nachnamen des Unternehmensgründers “MAGenwirth” und “URAch”, seiner Heimatstadt in der schwäbischen Alb. Das Unternehmslogo zeigt eine Zahnstange, bzw. den vom Gründer 1923 erfundenen Geradzug-Regulierhebel (gebogener Zahnstangengriff) für BMW-Motorräder.

Im Laufe der Jahre wurde die Unternehmensausteilung internationaler, und auch das Logo hat sich zwischenzeitlich mehrfach geändert (1932 schwarz-weiss geschwungen mit 9 Zähnen, 1960 etwas gerader mit 5 Zähnen, 1996 perspektivisch dynamischer, 2010 Logo mit nur noch drei Zähnen außerhalb des geraden Schriftzuges).

MAGURA Bike Parts GmbH & Co. in 89150 Laichingen

Entwicklung

Gustav Magenwirth war ein Tüftler und Denker, und als über 130-jähriges Familien-Traditionsunternehmen ist Magura verantwortlich für viele Innovationen, und hält zahlreiche Patente. Mit der Hydro-Stop (HS) entwickelte Magura 1987 die weltweit erste hydraulische Felgenbremse (heutiges Topmodell: HS33), und 1996 mit der Gustav M, einer verkleinerten Motorradbremse, die erste hydraulische Scheibenbremse für Fahrräder.

Magura Gustav M 1996
Magura Gustav M 1996

Die Gustav M war, zur Einführung noch mit geschlossener aufgenieteter Bremsscheibe, die Fahrradbremse mit der damals höchsten Bremskraft auf dem Markt. Und auch 28 Jahre später gilt sie immer noch als Referenz, und ist nach wie vor die weltweit stärkste sowie auch einzige Schwimmsattel-Scheibenbremsanlage.

Magura Gustav Workshop
Magura Gustav M Workshop
Magura Gustav Workshop
Magura Gustav M Workshop

Namensgebung

Der Name “Gustav” steht für das im Unternehmen jeweils innovativste und leistungsstärkste Produkt, das die Gustav M zweifelsfrei war. Die nach ihr folgenden Zweikolben-Festsattelbremsen Louise (Luise Magenwirth, Frau von Gustav Magenwirth), Julie (Julie Auch, Tochter), Clara (Klara Munz, Tochter) und Marta (Martha Munz-Magenwirth, Tochter), wurden alle nach den Familienmitgliedern des Unternehmensgründers benannt.

Magura Gustav, Marta, Louise, Julie
Einsatzbereiche der hydraulischen Magura Scheibenbremsanlagen

Produktionsende

Seit dem das Unternehmen ab 1957 zunehmend Kunststoffe hergestellt, und 2010 die Carbonfaser Carbotecture entwickelt hat, war neben einem Haufen Plastik offensichtlich kein Platz mehr für die nahezu ausschließlich aus robustem Metall bestehende Gustav M. Nach 15 Jahren wurde die Produktion 2011 eingestellt; die letzten Modelle fanden immer noch einen reißenden Absatz. Nicht nur die Bremsanlage selbst, sondern auch die dafür notwendigen Zubehör- und Verschleißteile wurden ersatzlos aus dem Sortiment verbannt, und damit sämtliche Nutzer einer Gustl kaltherzig im Regen stehen gelassen.

Wie seriös es ist, eine mehrjährige Garantie auf eine Bremse zu geben, jedoch auch gleichzeitig dafür zu sorgen, dass es keine Bremsscheiben mehr gibt, sagt so einiges aus. Speziell auch die Sattelhalter waren plötzlich (und sind nach wie vor) das größte Problem, denn allein durch deren Verbannung, konnten etliche Nutzer eine Gustav M nicht mehr verbauen, z.B. an anderen Fahrrädern, oder grundsätzlich bei einem Gebrauchtkauf. 15 Jahre nach dieser Miesere lassen sich heute 2024 viele der damaligen Beschwerden nicht mehr finden, nur noch in sehr wenigen Foren erhält man einen Eindruck (um 2012), wie sich die Kunden bei dieser Geschäftspolitik gefühlt haben (Zitat: “Magura ist für mich gestorben!”)

Nachfolger MT

Die darauf folgenden Festsattel-Bremsanlagen aus Taiwan (MT5 mit 4 Kolben, MT4 & MT8 mit Zweikolben), sowie auch das Topmodell MT7, besaßen nun Bremshebel aus neu entwickeltem Kunststoff (Carbotecture), waren leichter und günstiger, jedoch nicht mehr so leistungsstark, zuverlässig und haltbar wie die Gustav M. In einigen Berichten wurden sogar Totalausfälle der MT5 beschrieben, zu denen es von Magura nie eine Stellungnahme gab.

Eine Bremse, DAS Sicherheitsbauteil schlechthin, muss ohne Einschränkungen zuverlässig funktionieren, und sollte über jeden Zweifel erhaben sein, andernfalls kann es Leben kosten. Fehlerhafte, und vorher ganz offensichtlich nicht ausreichend lange getestete Produkte auf den Markt zu bringen, ist mehr als nur fragwürdig.

Nachdem Magura 2017 das erste ABS für elektrifizierte Fahrräder entwickelt, und dann ab 2023 mit dem IBS auch mehrheitlich verbaut hat, bin auch ich, als Gegner von umweltschädlichen weil Rohstoff- und Energie-verschwenderischen, sowie auch kurzlebigen E-Bikes, kein Anhänger mehr der einst Traditionsreichen Marke; mit all dem Plaste sowieso nicht mehr.

Kauf

Gebraucht gekauft hatte ich mir die Bremsanlage bereits vor dem Besitz meines Scott Genius 40, an welches ich sie dann im Frühjahr 2017 montiert habe. Zu diesem Zeitpunkt war die Gustl bereits seit 6 Jahren nicht mehr in Produktion, und mit über 12 Jahren auch schon doppelt so alt wie das Fahrrad selbst. Der einwandfreien Funktion tat dies dennoch keinen Abbruch, die Bremse läuft seit der Montage durchgehend perfekt. Und auch mir andere bekannte Gustl-Bremsanlagen verrichten selbst nach über 20 Jahren immer noch zuverlässig ihren Dienst. Keine andere Magura-Fahrradbremsanlage dürfte jemals an diese Qualität, Zuverlässigkeit, und möglicherweise auch Leistung heran kommen.

Scott Genius Magura Gustav M
Scott Genius 40 (2010)
Magura Gustav M
Gustav M 210mm vorn
Magura Gustav M
Gustav M 190mm hinten

5. Komponenten

Bremsflüssigkeit

Avid, Sram und Hope verwenden Bremsflüssigkeit auf Polyglykol-Basis (DOT), Magura, Shimano, und mittlerweile auch Trickstuff Mineralöle. Der Vorteil von Mineralöl liegt in der Wartung, der von DOT in der Leistung.

Magura Royal Blood Mineralöl vs. DOT Bremsflüssigkeit
Magura Royal Blood Mineralöl vs. DOT Bremsflüssigkeit

Die übliche DOT-Bremsflüssigkeit besitzt den Vorteil, dass Wasser gebunden wird, und sich somit nicht am tiefsten Punkt der Anlage (Bremssättel) zu Tropfen sammeln, und damit durch Herabsetzung des Siedepunktes die Bremsleistung erheblich beeinträchtigen kann. Leistungsstärkere Bremsanlagen in Kraftfahrzeugen sind, aufgrund ihres Ausgleichsbehälters mit Deckel, offene Systeme, in denen sich Luft sammeln kann, und Metallteile und Dichtungen entsprechend korrodieren können; zudem gibt es viele weitere Bauteile w.z.B. Bremskraftverstärker, ABS und ESP.

Fahrrad-Bremsanlagen hingegen sind geschlossene Systeme, welche unter normalen Umständen keine Luft aus der Umgebung ziehen, den höheren Siedepunkt der DOT-Flüssigkeit nicht benötigen, und wo sich aufgrund der etwas anderen Wartung Lack- und Haut-freundlichere Mineralöle deutlich besser eignen. Allenfalls kann es, durch deren höhere Komprimierbarkeit, zu einem schwammigeren Druckpunkt, sowie auch zu Druckpunktwandern kommen.

MineralölPolyglykol (DOT)
weniger aggressiv auf Lack und Haut, bessere Wartunghöherer Siedepunkt, bessere Leistung
Dichtungen halten meist längerniedere Viskosität, besseres Ansprechverhalten im Winter
offene Gebinde sind lange haltbar, da nicht hygroskopischhärterer Druckpunkt, da weniger komprimierbar, und weniger Wärmeausdehnung
weder Fading noch Rost, da Wasser gebunden wird
Mineralöl vs. Polyglykol

Magura benutzt seit 2002 “Royal Blood”, genauer gesagt, blau eingefärbtes Castrol Vitamol V10 bzw. Aral Vitamol, mit einer Viskosität von 10 wt, und einem Siedepunkt von 230°C. Das zuvor grüne “Magura Blood” war noch etwas dickflüssiger.

Magura Royal Blood Mineralöl
Magura Royal Blood Mineralöl

Bremshebel

An den Bremshebeln sind unschwer die Gene der Motorradbremse zu erkennen. Die massiven Vierfingergriffe aus dickem Aluminium lassen sich auch mit großen Schutzhandschuhen sicher greifen, wobei der Druckpunkt jedoch sehr gewöhnungsbedürftig ist. Über einen langen Hebelweg passiert erst gar nichts bis nicht viel, und dann plötzlich packt der Kolben voll zu; feinfühlig ist anders. Dieser Umstand ist den großen 10,5mm Geber-Kolben geschuldet, welche ja erst einmal bewegt werden müssen; kleinere Kolben hingegen wären feinfühliger im Ansprechverhalten.

Magura Gustav M Bremshebel
Magura Gustav M Bremshebel
Magura Gustav M Bremshebel
Magura Gustav M Bremshebel
Magura Gustav M Bremshebel
Produktionsdatum
Magura Gustav M Bremshebel
Magura Gustav M Bremshebel

So groß wie der Bremshebel, so markant ist auch der oben aufgesetzte Ausgleichsbehälter, Volumen 6ml. Die am Kunststoffdeckel befindliche Gummidichtung war meines Wissens nach nie als Ersatzteil erhältlich, wobei ich allerdings auch noch keine Dichtung verschlissen habe, d.h. alle Deckel noch Dicht sind.

Magura Gustav M Bremshebel
Deckel Ausgleichsbehälter
Magura Gustav M Bremshebel
Magura Gustav M Bremshebel
Magura Gustav M Bremshebel

In jedem Bremsgriff eingeprägt ist sein Herstellungsdatum, in meinem Fall besitze ich Griffe aus den Jahren 2003, 2004 und 2007.

Magura Gustav M Bremshebel
Magura Gustav M Bremshebel
Magura Gustav M Bremshebel
10,5mm Geberzylinder
Magura Gustav M Bremshebel Gewicht
Gewicht 154g

Mindestens im Produktionsjahr 2003 gab es zwei verschieden dunkle Beschichtungen der Hebel als auch Sättel, schwarz und eine Art rotbraun.

Magura Gustav M Bremshebel
Magura Gustav M Bremshebel

Bremsleitung

Magura hatte einfache Kunststoffleitungen, sowie auch mit einem Stahlgeflecht umwickelte Leitungen im Angebot. Während bei den Festsattel-Bremsanlagen meist die günstigeren schwarzen Leitungen Verwendung fanden (siehe meine Magura Louise), wurde der Gustav M nicht selten die noch druckfestere Stahlflexleitung spendiert.

Magura Bremsleitung
Magura disc tube
Magura Bremsleitung
Magura Bremsleitung
Magura 0721337
Magura Bremsleitung

Da diese allerdings außen nicht zusätzlich ummantelt waren (für empfindliche Stellen lagen jeweils nur 3 Stück je 10 Zentimeter klare Schrumpfschläuche bei), bestand potentiell die Gefahr von Lackkratzern. Aus diesem Grund habe ich stattdessen lieber zu den Stahlflexleitungen von Goodridge gegriffen, zumal diese zum selben Preis auch noch in verschiedenen Farben erhältlich waren (damals zumindest noch).

Magura Bremsleitung
Magura Bremsleitung
Magura Bremsleitung

Bremssattel

Auf den ersten Blick für eine Fahrradbremse etwas sehr Besonders, sind natürlich die Schwimmsättel. Aber auch deren zwei 18mm große Nehmer-Kolben aus Phenolharz waren ein Novum, denn ihre Wärmeausdehnung ist niedriger als die von Aluminium, im Gegensatz zu Stahl rosten sie nicht, und übertragen auch nur 1/800 deren Hitze. Dauerhaft halten sie Temperaturen bis 260°C, kurzzeitig sogar bis 315°C aus. Die Kolbendichtung im Maß 22 x 18 x 2,54 mm war allerdings, wie auch die Kolben selbst, nie als Ersatzteil erhältlich.

Magura Gustav M Bremssattel
Magura Gustav M Bremssattel
Magura Gustav M Bremssattel
Magura Gustav M Bremssattel
Magura Gustav M Bremssattel
Magura Gustav M Bremssattel
Gewicht leer 140g

Die hier gezeigten Bremssättel stammen aus den letzten Produktionsjahren, sind also das “neuste” Design. Auch bekannt, weil extrem auffällig, sind die Sättel (und Bremsgriffe) zum 10. Jubiläum “10th anni” in leuchtendem Neongelb (sowie Limited Edition), welche in den späten 90ern der absolut letzte Schrei waren, und heute entsprechend selten sind.

Magura Gustav M Bremssattel
Magura Gustav M Bremssattel
Magura Gustav M Bremssattel

Isolatoren

Zur bestmöglichen Hitzeisolierung zwischen Bremsbelag und Bremskolben, gibt es einsteckbare Isolatoren aus Keramik, welche mit entsprechender Vorsicht behandelt werden sollten. Denn hebelt man beispielsweise die Kolben einseitig mit Gewalt zurück, können die Isolatoren leicht brechen. Während diese damals im Paar 20,-€ neu gekostet haben (0721041), wird ein Set gebrauchter heute teilweise schon für den doppelten Preis gehandelt.

Magura Gustav M Isolatoren
Magura Gustav M Isolatoren
Magura Gustav M Isolatoren
intakte vs. defekte Keramik
Magura 0721041
Magura 0721041

Entlüftungsschrauben

Das neben den Isolatoren, mir einzig bekannte weitere Ersatzteil für die Bremssättel , sind die M6x10mm Entlüftungsschrauben (Magura 0720848), welche jedoch überhaupt keinem Verschleiß unterliegen. Und leider fehlen dann auch ausgerechnet noch die dazu passenden Dichtringe, welche man wiederum durchaus gebrauchen kann.

Magura Gustav M Entlüftungsschrauben
Magura Gustav M Entlüftungsschrauben
Magura 0720848
Magura 0720848

Bremsbeläge

Die Magura Gustav M Bremsbeläge besitzen eine Reibfläche von 41x15mm, werden durch eine Federspange auseinander gehalten, und mit einem Gewindestift im Bremssattel zentriert; alle Teile gehören zu einem neuen Satz mit Bremsbeläge dazu. Die Montage im Sattel selbst ist sehr einfach, allerdings muss dieser dafür erst demontiert werden, wozu auch der Sattelhalter vom Rahmen entfernt, und hinterher natürlich wieder neu ausgerichtet werden muss; insgesamt also zeitaufwendiger.

Magura Gustav M Bremsbeläge
originale Beläge
Magura Gustav M Bremsbeläge

Mindestens die alte Spreizklammer sollte dabei immer mit ersetzt werden, wird diese im Lauf der Zeit zusammen gebogen, und verliert damit ihre Rückstellkraft. Die Führungsbolzen (Magura 0720828), welche paradoxerweise auch separat erhältlich sind, können hingegen bedenkenlos mehrfach verwendet werden.

links neue Feder, mitte gebrauchte Feder, rechts verbogene Feder
Führungsbolzen Gustav M
Führungsbolzen
Magura 0720828
Magura 0720828

Mir bekannt sind Bremsbeläge aus den Produktionsjahren 2003, 2007, 2012, und 2021 (s.u.) sowie darüber hinaus zahlreiche Beläge anderer Hersteller, welche jedoch meist nicht besser als die originalen sind.

originale Beläge
Magura Gustav M Bremsbeläge Gewicht
Gewicht
Magura Gustav M Bremsbeläge
diverse Magura Gustav M Bremsbeläge

Typischerweise nutzt sich der innere Bremsbelag (gegenüber der Kolben) im Bereich der Bolzenführung etwas eher, und mit einer Höhendifferenz von 0,35mm, auch minimal schräg ab (Hinterrad hinten, Vorderrad unten). Im Vergleich zu Belägen anderer Bremsanlagen ist dies jedoch absolut nichts Ungewöhnliches.

Magura Gustav M Bremsbeläge
Magura Gustav M Bremsbeläge
Magura Gustav M Bremsbeläge

Damals (z.B. 2005) gab es noch eine Auswahl zwei verschiedener Bremsbeläge:

  • 1.1 Performance Bremsbelag, für maximale Bremspower
  • 1.2 Endurance Bremsbelag, organisch, für extra lange Haltbarkeit

Später allerdings gab es nur noch die 1.2 Endurance. Selbst bin ich die 1.1 Performance nie gefahren, die Erfahrungsberichte anderer Nutzer zeigten jedoch, dass diese zwar maximal gut bremsen, allerdings auch nur sehr kurz hielten (1-2 Tage Bikepark-Rennen).

Magura Gustav M Bremsbeläge
Magura Gustav M Bremsbeläge
Magura Gustav M Bremsbeläge

Bei einem Vergleich von Belägen aus 2012 (in der Magura-typischen Tüten-Verpackung) mit späteren aus 2021 (in einer festen Kunststoffbox) habe ich einen auffälligen Unterschied im Belagmaterial festgestellt. Die alten waren dunkler und mit gröberen Partikeln, die neuen sind heller und feiner. In wie fern sich dies auf Bremsleitung und Haltbarkeit auswirkt, wird sich bei deren späterer Benutzung zeigen.

Magura Gustav M Bremsbeläge
alt vs. neu
Magura Gustav M Bremsbeläge
Magura Gustav M Bremsbeläge
Magura Gustav M Bremsbeläge

Bremsenaufnahme

IS2000 – Internationaler Standard

Die Verschraubungen quer zur Fahrtrichtung haben einen Lochabstand von 51mm, Gewinde M6. Weil sie bei Rahmen auf 140mm Bremsscheiben spezifiziert wurden, benötigte man für größere Scheiben Sättel mit entsprechend langen Armen, oder eben passende Adapter. An der Gabel vorn waren 160mm Bremsscheiben Standard, Ausnahmen waren z.B. die FOX 40 die mit direkter 8″-Aufnahme 203mm Bremsscheiben ermöglichte, sowie die Rock Shox Boxxer mit eigenem Befestigungsstandard.

Magura Gustav M Sattelhalter
4x IS + 2x PM
Magura Gustav M Sattelhalter
5x IS + 1x PM
Magura Gustav M Sattelhalter

Obwohl es Postmount damals bereits gab, hatte man versucht, IS2000 als Standard durchzusetzen. Tatsächlich jedoch verdrängte Postmount IS2000 immer mehr, anfangs nur bei Gabeln, später dann sogar auch bei Rahmen, wo PM zuerst noch recht selten war.

PM – Postmount

Bei Postmount liegen die Schraubenlöcher ungefähr horizontal (vorn) oder vertikal (hinten) zur Fahrtrichtung. Der Lochabstand beträgt einheitlich 74,2mm, die Einschraubtiefe M6 8,5-10,5mm, welche für maximale Stabilität auch möglichst gut ausgenutzt werden sollte. Man unterscheidet PM5, PM6, PM7, PM8, d.h. welcher Bremsscheibendurchmesser ohne Adapter gefahren werden kann. Kleinere Scheiben sind dann, wie auch bei IS2000 nicht möglich.

PostmountDirektmontage bei Bremsscheiben-DurchmesserAbstand Achsenmitte bis Ende der unteren Aufnahme
PM5140mm47,5mm
PM6160mm55,9mm
PM7180mm64,0mm
PM8203mm73,9mm
Postmount-Varianten
Magura Gustav M Sattelhalter
PM-Sattelhalter Nr. 25, Nr. 9, Nr. 13
Magura Gustav M Sattelhalter
Magura Gustav M Sattelhalter
IS vs. PM

Unabhängig von der Bremsanlage, machen mir IS-Aufnahmen, vor allem am Vorderrad, einen vertrauensvolleren Eindruck, als PM-Gewinde. Während die Schraube bei IS direkt am Sattelhalter sowie quer zur Krafteinwirkung sitzt, bauen PM-Halter entweder nicht selten (mit Unterlegscheiben) hoch auf, wodurch das Verschraubung stärker belastet wird, und wird die Gewindebohrung (unabhängig davon) auch ungünstiger belastet. Ausgerissene IS-Aufnahmen habe ich bisher noch nicht gesehen, abgesehen PM-Aufnahmen hingegen schon einige Male.

Weil bei der Gustav M die korrekte Einstellung des Lüftspiels, d.h. der passgenaue axialen Sitz des Bremssattels, Priorität hat, ist die Gustav M auch am ehesten für IS2000-Aufnahmen geeignet. Hier lassen sich Sattelhalter und Bremsbeläge in kleinen Schritten mit 0,1mm Unterlegscheiben haargenau einstellen. Nachteil ist die nahezu feste radiale Position, die es praktisch nicht erlaubt, den Sattel exakt auf die Breite der Belagfläche der Bremsscheibe einzustellen, was je nach Herstellertoleranzen von Gabel und Rahmen i.d.R. dazu führt, dass die Beläge dort nie optimal sitzen. Während dies widerum bei Postmount gut einstellbar ist, neigt die Gustav dort eher zum Schleifen. Einen von beiden Nachteilen hat man also fast immer, wobei man ähnliche Defizite auch bei Festssattel-Bremsen hat, wo sich Beläge nicht selten ungleichmäßig und Scheiben oft auch nie optimal abnutzen.

MontageIS2000Postmount
Vorteilegenaue Zentrierung parallel (axial) zur Bremsscheibe möglichgenaue Zentrierung in der Höhe (radial) zur Bremsscheibe
Nachteilepraktisch keine Korrektur in der Höhe (radial) zur Bremsscheibenur sehr wenig Einstellung parallel (axial) zur Bremsscheibe möglich (nur bei Langlöchern im Bremssattel)
IS vs. PM an der Gustav M

Sattelhalter

Zum Bremssattel zwingend zugehörig ist ein jeweils passender Sattelhalter, welcher auch die Funktion eines Adapters übernimmt. D.h. mit dem zweiten Teil des Schwimmsattels wird zugleich der Abstand vom Rahmen zur Bremsscheiben-Reibfläche bestimmt.

Magura Gustav M Sattelhalter
Magura Gustav M Sattelhalter

Im Laufe der Zeit wurden diese Halter seltener als die Bremsen selbst, was bei Nichtverfügbarkeit zum kompletten Montageausfall führt. Der heutige Gebrauchtpreis liegt mit knapp 100,-€ bei dem einer Voder- oder Hinterradbremse. Einige Halter waren bereits schon zu Produktionszeiten so rar, dass man sie heute praktisch gar nicht mehr bekommt.

Magura Gustav M Sattelhalter
Magura Gustav M Sattelhalter
Magura Gustav M Sattelhalter
Adapter Nr.Teile-Nr.MaterialGewichtBefestigungGabelBremsscheibe
3?CNC gefräst?IS2000ISHR 180mm
VR 210mm?
50721212
0720941
CNC gefräst55gIS2000Rockshox BoxxerVR 190mm
6?CNC gefräst?IS2000Marzocchi 66VR 210mm
80721211
0720956
geschmiedet28gIS2000ISHR 160mm
100721211
0721330
CNC gefräst?IS2000ISHR 160mm
110721395CNC gefräst54gIS2000ISHR 190mm
VR 210mm
120721644CNC gefräst65gIS2000Rockshox BoxxerVR 210mm
210721395geschmiedet36gIS2000ISHR 190mm
VR 210mm
240721996CNC gefräst?IS2000FOX 40VR 210mm
26820721210geschmiedet30gIS2000 + 30mmdiverseVR 190mm
90721379CNC gefräst50gPostmountManitou PM6
FOX 36 PM7
Rahmen
VR 190mm
VR 210mm
HR 210mm
130721645CNC gefräst61gPostmountPM6VR 210mm
140721604CNC gefräst?PostmountMarzocchi MonsterVR 210mm
200721856CNC gefräst?PostmountManitou DoradoVR 210mm
250721267CNC gefräst26gPostmountPM8VR 210mm
HR 190mm
Magura Gustav M Adapter

Darüber hinaus sind, in entsprechend kreativen Kombinationen, natürlich auch weitere Konstellationen möglich, w.z.B.:

  • Sattelhalter Nr.3 + 2682 = 210mm (180mm + 30mm) = Adapter Nr.13
  • Sattelhalter Nr.8 + Adapter Shimano SM-MA-R203S/S –> IS2000, HR 203mm
  • Sattelhalter Nr.11 (HR 190mm) + Adapter Magura Louise Nr. 16 (0721683, HR 180mm) d.h. +2cm –> HR 210mm
11 + 16
21 + 16
21 + 16 & 11 + 15
Magura Louise Nr.16 + Gustav M Nr.11 mit M6 Schrauben Festigkeit 12.9
No. 5

Magura 0721212, Sattelhalter No.5, Gewicht 55g, IS2000, Rockshox Boxxer VR 190mm.

Magura Gustav M Sattelhalter No.5
Sattelhalter No.5
Magura Gustav M Sattelhalter No.5
Magura Gustav M Sattelhalter No.5
Magura Gustav M Sattelhalter No.5
Magura Gustav M Sattelhalter No.5
No. 12

Magura 0721644, Sattelhalter No.12, Gewicht 65g, IS2000, Rockshox Boxxer VR 210mm.

Magura Gustav M Sattelhalter No.12
Sattelhalter No.12
Magura Gustav M Sattelhalter No.12
Magura Gustav M Sattelhalter No.12
Magura Gustav M Sattelhalter No.12
Magura Gustav M Sattelhalter No.12
Magura Gustav M Sattelhalter No.12
No. 5 vs. No. 12

Im direkten Vergleich die beiden Sattelhalter für die Downhill-Doppelbrückengabel Rockshox Boxxer.

Magura Gustav M Sattelhalter Boxxer
Sattelhalter Rockshox Boxxer
Magura Gustav M Sattelhalter Boxxer
Magura Gustav M Sattelhalter Boxxer
Magura Gustav M Sattelhalter Boxxer
Magura Gustav M Sattelhalter Boxxer
Magura Gustav M Sattelhalter Boxxer
No. 8

Magura 0721211 (auch 0720956), Sattelhalter No.8, Gewicht 28g, IS2000, HR 160mm.

Sattelhalter No.8
Sattelhalter No.8
Magura Gustav M Sattelhalter No.8
Magura Gustav M Sattelhalter No.8
Magura Gustav M Sattelhalter No.8

Beim Halter Nr. 8 handelt es sich übrigens um die ältere geschmiedete Version des später gefrästen Sattelhalters No.10.

Magura Gustav M Sattelhalter No.8
Magura Gustav M Sattelhalter No.8
Magura Gustav M Sattelhalter No.8
Magura Gustav M Sattelhalter No.8

Wie genau man den Sattelhalter ausrichten sollte, zeigen die 8 Unterlegscheiben im Maß von je 0,2mm, mit denen man die Bremsbeläge in den Abstufungen 0,2, 0,4, 0,6 und 0,8mm zur Bremsscheibe zentrieren kann.

Magura Gustav M Sattelhalter No.8
originalverpackt
Magura Gustav M Sattelhalter No.8
Lieferumfang
Montagezubehör
Magura Gustav M Sattelhalter No.8
M6 x 18
Magura Gustav M Sattelhalter No.8
8x 0,2mm
Magura Gustav M Sattelhalter No.8
1,6mm
No. 2682

Magura 0721210, Sattelhalter Nr. 2682, Gewicht 30g, IS2000 + 30mm, VR190mm.

Magura Gustav M Sattelhalter No.2682
Sattelhalter Nr. 2682
Magura Gustav M Sattelhalter No.2682
Magura Gustav M Sattelhalter No.2682
Magura Gustav M Sattelhalter No.2682
Magura Gustav M Sattelhalter No.2682
Magura Gustav M Sattelhalter No.2682
Magura Gustav M Sattelhalter No.2682
Magura Gustav M Sattelhalter No.2682
Magura Gustav M Sattelhalter No.2682
No. 8 vs. No. 2682

Da sich die beiden Halter Nr.8 (HR 160mm) und Nr. 2682 (VR 190mm) doch sehr ähneln, hier einmal der direkte Vergleich miteinander.

Magura Gustav M Sattelhalter No.8 vs. Nr. 2682
Magura Gustav M Sattelhalter No.8 vs. Nr. 2682
Magura Gustav M Sattelhalter No.8 vs. Nr. 2682
No. 9

Magura 0721379, Sattelhalter No.9, Gewicht 50g, Postmount, VR 190mm (PM6, Magura Manitou), VR 210mm (PM7, FOX 36), HR 210mm

Magura Gustav M Sattelhalter No.9
Sattelhalter No.9
Magura Gustav M Sattelhalter No.9
Magura Gustav M Sattelhalter No.9
Magura Gustav M Sattelhalter No.9
Magura Gustav M Sattelhalter No.9
Magura Gustav M Sattelhalter No.9
No. 11

Magura 0721395, Sattelhalter No.11, IS2000, VR 210mm, HR 190mm.

Magura Gustav M Sattelhalter No.11
Sattelhalter No.11
Magura Gustav M Sattelhalter No.11
Magura Gustav M Sattelhalter No.11
Magura Gustav M Sattelhalter No.11
Magura Gustav M Sattelhalter No.11
Magura Gustav M Sattelhalter No.11
Magura Gustav M Sattelhalter No.11
Magura Gustav M Sattelhalter No.11
Magura Gustav M Sattelhalter No.11
Magura Gustav M Sattelhalter No.11
Magura Gustav M Sattelhalter No.11
Magura Gustav M Sattelhalter No.11
Magura Gustav M Sattelhalter No.11
Magura Gustav M Sattelhalter No.11
No. 13

Magura 0721645, Sattelhalter No.13,Gewicht 61g, Postmount 6, VR 210mm.

Magura Gustav M Sattelhalter No.13
Sattelhalter No.13
Magura Gustav M Sattelhalter No.13
Magura Gustav M Sattelhalter No.13
Magura Gustav M Sattelhalter No.13
Magura Gustav M Sattelhalter No.13
Magura Gustav M Sattelhalter No.13
Magura Gustav M Sattelhalter No.13
Magura Gustav M Sattelhalter No.13
Magura Gustav M Sattelhalter No.13
Magura Gustav M Sattelhalter No.13
No. 11 vs. No. 13

Ein beliebtes, und daher recht gefragtes Duo sind die Sattelhalter IS-Nr.11 (HR 190mm) und PM-Nr.13 (VR 210mm).

Magura Gustav M Sattelhalter 11 & 13
Sattelhalter Nr. 11 vs. Nr. 13
Magura Gustav M Sattelhalter 11 & 13
Magura Gustav M Sattelhalter 11 & 13
No. 21

Magura 0721395, Sattelhalter No.21, Gewicht 36g, IS2000, VR 210mm, HR 190mm.

Magura Gustav M Sattelhalter No.21
Sattelhalter No.21
Magura Gustav M Sattelhalter No.21
Magura Gustav M Sattelhalter No.21
Magura Gustav M Sattelhalter No.21
Magura Gustav M Sattelhalter No.21
Magura Gustav M Sattelhalter No.21
No. 11 vs. No. 21

Im Vergleich die beiden IS2000-Sattelhalter für VR210 und HR190mm. Beide Adapter erfüllen den selben Zweck, die ältere Schmiede-Variante ist lediglich 20g leichter, und trägt nicht ganz so wuchtig auf, falls dies gewünscht sein sollte.

Magura Gustav M Sattelhalter No. 11 + 21
Sattelhalter No. 11 + 21
Magura Gustav M Sattelhalter No. 11 + 21
Magura Gustav M Sattelhalter No. 11 + 21
Magura Gustav M Sattelhalter No. 11 + 21
Magura Gustav M Sattelhalter No. 11 + 21

Aufgrund der typischen Kombination 210/190mm, und der dadurch auch vermutlich höchsten Produktionsstückmenge, sind diese Sattelhalter 11 und 21 auch heute gebraucht noch relativ gut erhältlich.

Magura Gustav M Sattelhalter 11 + 21
Sammlung Nr. 11 und Nr. 21
Magura Gustav M Sattelhalter 11 + 21
No. 25

Magura 0721267, Sattelhalter No.25, Gewicht 26g, Postmount 8, VR 210mm, HR 190mm.

Magura Gustav M Sattelhalter No.25
Sattelhalter No.25
Magura Gustav M Sattelhalter No.25
Magura Gustav M Sattelhalter No.25
Magura Gustav M Sattelhalter No.25
Magura Gustav M Sattelhalter No.25
Magura Gustav M Sattelhalter No.25
Louise Nr. 15 & Nr. 16

Für die Magura Louise Zweikolben-Festsättel gab es u.A. die IS2000-Adapter Nr.15 und Nr.16 (beide jeweils in silber oder dunkler Farbe), welche bei Bedarf natürlich ebenfalls mit den Gustav IS-Adaptern kombiniert werden könnten.

Magura Louise Adapter Nr. 15 + Nr.16
Magura Louise Adapter Nr. 15 + Nr.16
Magura Louise Adapter Nr. 15 + Nr.16
Magura Louise Adapter Nr. 15 + Nr.16
Magura Louise Adapter Nr. 15
Magura Louise Adapter Nr. 15
Magura Louise Adapter Nr.16
Magura Louise Adapter Nr.16

Bei der Louise war, je nach Ausführung (kurzer/lange Arme) Nr.15 für HR190mm, VR190mm, VR210mm, und Nr.16 für HR180mm. Daneben gab es noch zwei Postmount-Adapter, Nr.3 für VR180mm (0721643), und Nr.17 für VR210mm (0721606). Eine 160mm Bremsscheibe konnte am Hinterrad direkt ohne Adapter gefahren werden.

Vorderrad: 160mm IS6 oder 203mm IS8

Bremsscheiben

Nach den alten kreisrunden Scheiben der Gustav M (Magura 0721655), welche auch tatsächlich die zuverlässigsten waren, kamen die welligen “Storm” (203mm Freigabe bis 200kg), welche auch zum Schluss mit der Bremse verkauft wurden. Dann folgte, mit der dazugehörigen PR-Schönrederei, ein “am-Kunden-Bremsscheiben-Testen” an welchem ich mich nicht beteilgt habe: “Storm SL” (Reibfläche mit größere Aussparungen) –> neigten zum singenden Schwingen –> “Storm HC” (mit wieder weniger Verbindungsstegen und Aussparungen, dafür mehr Reibfläche).

Gustav Magura M Bremsscheiben & Storm 190 + 210mm
Gustav Magura M Bremsscheiben & Storm 190 + 210mm
Gustav Magura M Bremsscheiben & Storm 190mm + 210mm
Gustav kreisrund

Da mir das Gewicht völlig egal, die Leistung dafür um so wichtiger war, bin ich konsequent nur die größtmöglichen Durchmesser von 190 und 210mm gefahren, nie die 160 oder 180mm. Beide Bremsscheiben wurden einzig für die Gustav M hergestellt, und sonst von keinem anderen Hersteller benutzt.

Magura Gustav M 190mm Bremsscheibe
Magura Gustav M 190mm Bremsscheibe
Magura Gustav M 210mm Bremsscheibe
210mm Bremsscheibe
Stärke 2,0mm
190mm + 210mm

Mit einem Gewicht von 210g (190mm) und 250g (210mm) wiegen die Gustav M Bremsscheiben zusammen bereits stolze 460g!

Magura Gustav M 190mm Bremsscheibe
Gewicht 190mm
Magura Gustav M 210mm Bremsscheibe
Gewicht 210mm
Magura Gustav M Bremsscheiben
Gesamtgewicht 190 + 210mm

Die originale 190mm Scheibe ist heute selbst gebraucht fast gar nicht mehr zu bekommen, neu sowieso überhaupt nicht mehr. In meinem Teilelager habe ich zwei offensichtlich verschiedene Produktionen entdeckt, wobei das aktuellere Modell knapp 10g schwerer war.

190mm Scheiben
verschiedene 190er
alte 190er
neuere 190er

Im Rahmen eines Neu-Aufbau habe ich mir 2024 online vier neue 210mm Bremsscheiben gekauft, Stückpreis knapp 25,-€, später bei einem anderen Verkäufer nochmals 4 Stück für je 18,-€. Die Beschriftung stimmt mit meinen alten gebrauchten überein, die Stärke beträgt ebenfalls 2,0mm, optisch sehen identisch aus, und laut Verkäufer sollen es auch originale Magura-Scheiben sein (Restposten). Kurioserweise sind sie jedoch 12-15g leichter als die damaligen; anderer Stahl, andere Wärmebehandlung?

Ersatzteillager
Magura Gustav M 210mm Bremsscheibe
210mm neu
Magura Gustav M 210mm Bremsscheibe
Magura Gustav M 210mm Bremsscheibe
Gewicht 210mm
Storm

Das sogenannte Wave-Format wurde damals durch die Firma Galfer patentiert, und in der Fahrradindustrie ist Magura der einzige offizielle Lizenznehmer, alle anderen Unternehmen kopieren dies schlichtweg nur. Durch das spezielle Design, wird bei gleichem Gewicht ein höherer Reibring erzielt, Schmutz und Wärme können besser abgeführt, und die Scheibendicke leichter gemessen werden. Durch den sogenannten Stick-Slip-Effekt der inhomogenen Fläche, kann diese allerdings auch zu einem verstärkten Quitschen führen.

Magura Storm 190 + 210 mm
Magura Storm 190 + 210 mm
Magura Storm 190 + 210 mm
Magura Storm 210mm
Magura Storm 210mm
Magura Storm 190mm
Magura Storm 190mm
Stärke 1,9mm
unbenutzte Storm 190mm (1,9mm)
benutzte Storm 190mm (1,8mm)
wenig benutzte Storm 210mm (1,9mm)
benutzte Storm 210mm (1,8mm)
neue Storm 190mm + wenig benutzte 210mm (1,9mm)
benutzte Storm 190 + 210mm (1,8mm)
Gustav vs. Storm

Im Vergleich zur kreisrunden, besitzt die Storm weniger Reibfläche, als auch weniger Löcher. Ihre Verbindungsstege sind dünner, dafür jedoch mehr in der Anzahl (190mm: +4 / 210mm: +2). Statt den vormals 2,0mm Stärke, ist die Storm “nur” noch 1,9mm dick. Während die kreisrunden Scheiben noch 210g (190mm) und 250g (210mm) wogen, zusammen also stolze 460g, wiegen die Storm nur noch 180g (190mm) und 230g (210mm), wurden also jeweils über 30g abgespeckt; Gesamtersparnis 60g.

Magura Gustav M Bremsscheibe rund storm
Magura 210mm Bremscheiben
Magura 210mm Bremscheiben
Magura 210mm Bremscheiben
Magura 210mm Bremscheiben

Als Verschleißteile auf Lager habe ich mir, neben 8 paar Bremsbelägen, gelegt: 3x 210mm kreisung (2x neu, 1x neuwertig), 2x 190mm neuwertig, 1x 210mm Wave neuwertig, 1x 190mm Wave neu = 4x 210mm + 3x 190mm.

Magura Gustav M Bremsscheiben 190mm rund storm
Magura 190mm Bremsscheiben
Magura 210mm Bremscheiben
Magura 210mm Bremscheiben
Magura 210mm Bremscheiben
Brakestuff

Da es keine originalen 190mm Scheiben mehr gab, blieb mir nur der Gang zum Tuner. Fa. Brakestuff bot Scheiben in einem Design-Mix aus den alten runden und den Storm an, optisch also sehr neutral. Statt 2,0mm waren diese stolze 2,2mm stark, und wogen 230g (190mm) bzw. 280g (210mm). Also 20 bzw. 30g mehr als die alten originalen, und 50g schwerer als die Storm. Der mögliche Verschleißt war mit 0,5mm angegeben (Magura 0,3mm), und angeblich gab es auch ein zusätzliches Härteverfahren für noch mehr Standfestigkeit.

Brakestuff vs. Magura Gustav Bremsscheibe
Brakestuff vs. Magura Gustav Bremsscheibe
Brakestuff vs. Magura Gustav Bremsscheibe
2,0mm vs. 2,2mm
210mm nach 7 Jahren Nutzung
190mm nach 7 Jahren Nutzung

In der Praxis waren die Scheiben tatsächlich standfest, allerdings die Reibwirkung geringer als die originalen, womit länger gebremst werden musste, und die Scheiben sehr heiß wurden; bis zum Glühen heißer als die originalen. Auch das Einbremsen, sofern man diese Scheiben überhaupt eingebremst nennen kann, dauerte sehr sehr lange, d.h. die Bremswirkung wurde mit der Zeit nur minimal besser. Verwendet habe ich die Scheiben sowohl mit den originalen Endurance Belägen 1.2, als auch zwei Paar Zubehörbelägen, jeweils ohne dabei gravierende Unterschiede festgestellt zu haben.

Magura Gustav M mit Brakestuff 210mm
Magura Gustav M mit Brakestuff 210mm
Magura Gustav M mit Brakestuff 190mm
Magura Gustav M mit Brakestuff 190mm
Nach 7 Jahren Nutzung so gut wie kein Verschleiß erkennbar
Gustav vs. Storm vs. Brakestuff
Gustav vs. Storm
Gustav vs. Brakestuff
Brakestuff vs. Storm

6. Tuning

Aufgrund der vergleichsweise klobigen Motorradbremsgriffe mit ihren relativ großen Geberzylindern, lag es für Bastler nahe, diese durch handlichere Zweifingerbremshebel mit kleineren Zylindern (effektiveres Übersetzungsverhältnis) zu ersetzen.

Shimano

Moderne und ergonomisch sinnvollere Shimano-Bremshebel verfügen nicht nur über kleinere Nehmerkolben, sondern für möglichst kurze 2-Finger-Bremsgriffe, auch über die Servo Wave Action Technik. Bei dieser legt die Kolbenstange zu Beginn der Hebelkennlinie erst einen größeren Weg zurück, verringert sich ab der Mitte, und zu Gunsten der besseren Dosierbarkeit, dann jedoch wieder deutlich. Von ca. 5,8:1ohne Servo Wave, wird die Übersetzung damit auf etwa 7,5:1 erhöht, die Bremskraft um ca. 30% gesteigert.

Shigura

Kombiniert man nun Shimano-Bremshebel (ich: Deore XT BL-M8000, Kolben 10 x 25,4mm) mit den Magura Bremssätteln, erhält man eine sogenannte “Shigura”. Aus wirtschaftlicher Sicht gewiss nicht im Interesse der Unternehmen, das eigene mit einem besseren Konkurrenzprodukt zu mischen, und daher neuerdings auch von Hersteller-eigenen Influencern (Werbenutten) mit Negativmeinungen belegt. Aus technischer Sicht jedoch das beste was man machen kann, und zumindest bei mir funktioniert dieser Umbau (mit 6mm Goodridge Bremsleitungen und Royal Blood) seit über 7 Jahren einwandfrei.

Shigura
Shigura Bremsanlage

Die Bremsleistung meiner Anlage liegt in etwa auf dem Niveau einer Trickstuff Maxima, also mit das Stärkste was der Markt hergibt. Einzig und eventuell noch zu maximieren (dann DIE Stärkste überhaupt), mit einem Trickstuff-Bremshebel mit 9mm Nehmerkolben (“Trigura”). Allerdings ist dessen Leerweg wohl länger als jener der Shimano-Hebel, und das Preis-Leistungs-Verhältnis wäre mit zusätzlichen 1000,-€ auch völlig absurd. Ein durch Sturz abgebrochener Hebel würde dann nicht “nur” wie bei Shimano 20,-€, sondern gleich 100,-€ kosten (sofern erhältlich).

Allgemein

Natürlich kann man auch andere Bremshebel mit anderen Bremssätteln kombinieren, sofern diese Komponenten mit der dann verwendeten Bremsflüssigkeit harmonieren. Mineralöl ist zwar weniger aggressiv als DOT auf Polyglycol-Basis, dafür aber auch dickflüssiger, d.h. während die eine Flüssigkeit dafür nicht geeignete Komponenten und Dichtungen mehr angreifen könnte, besteht bei der anderen die Gefahr, eventuell zu dickflüssig für minimale Öffnungen zu sein. Was zueinander passt, lässt sich einzig durch Versuche ergründen.

Berücksichtigen muss man auch die spezifischen Anschlüsse, sowie das ausreichende Volumen im Ausgleichsbehälter des Bremshebels, damit sich die Bremsbeläge wieder ordnungsgemäß zurück stellen können, und der Behälter bei stark abgenutzten Belägen nicht vollständig leer läuft. Allgemein gilt, je weniger Bremsflüssigkeit im Bremsgriff (und Sattel) enthalten ist, desto weniger standfest ist auch die Bremse. D.h. einem ungeeigneten Bremshebel kann es unter hoher Belastung (z.B. Downhill) zu nachlassendem Bremsdruck und/oder Druckpunktwandern kommen; wobei dies allerdings auch ein Problem von Mineralöl (im Vergleich zu DOT) allgemein ist.

Hinweis: Grundsätzlich sollten Arbeiten an Fahrzeugen, oder gar Modifikationen der Komponenten, nur Menschen mit dem dafür notwendigen Sachverstand vollziehen. Sollte also, bei technisch intakten Bauteilen, irgendetwas dennoch nicht korrekt funktionieren, kann hier nur der Schrauber selbst der Grund dafür sein.

7. Vergleiche

Andere Hersteller

Folgend ein paar technische Daten anderer Bremsanlagen im Vergleich. Die damaligen einzelnen Angaben diverser Fahrradzeitschriften zur Bremskraft bei 80N Handkraft (ca. 400-500 N), veröffentliche ich hier bewusst nicht, da diese “Messungen” teilweise über 10 Jahre auseinander liegen, und solche Berichte zudem auch von Herstellern gesponsort waren, d.h. es sich mehr um Werbung als die Wahrheit handelt. Prinzipiell ist es nämlich so, dass in Berichten von Fahrradzeitschriften- und Foren, das jeweils aktuellste Modell meist am besten abschneidet. Meine Webseite besteht aus Fakten, nicht aus Lügen.

BremsePreisBauartAusgleichsbehälterGeberkolbenNehmerkolbenBremsscheibenBremsbeläge
Meine ShiguraEigenbau2 Kolben Schwimmsattelfolgt nach Messung!10 mm2x 18mm
Phenolharz
190 + 210 mm41 x 15 mm
Magura Gustav M300,- €2 Kolben Schwimmsattel6 ml10,5 mm2x 18mm
Phenolharz
190 + 210 mm
x 2,05 mm
41 x 15 mm
Magura Gustav Pro300,€4 Kolben Festsattel7 ml
(ABS)
12 mm4x 19 mm180 + 203 mm
x 2,5mm
?
Magura MT7350,€4 Kolben Festsattel4 ml10 mm4x 17 mm203 + 220 mm
x 2,0 mm
?
Hope Tech 4500,-€4 Kolben Festsattel?9,5 mm4x 18 mm
Edelstahl mit
Phenoleinsatz
160, 180, 200, 220 mm?
Shimano Saint350,-€4 Kolben Festsattel?10 mm2x 17,2 + 2x 15,1 mm
Keramik
180 + 203 mm
Sandwichbremsscheibe außen Edelstahl, innen Aluminium
mit Kühlrippen
Trickstuff Direttissima1.000,-€4 Kolben Festsattel
(The Cleg)
3 ml9 mm2x 14 + 2x 7 mm
Polyoxymethylen
203 + 223 mm
x 2,0 / 2,05mm
diverse
Trickstuff Maxima1.300,-€4 Kolben Festsattel?9 mm2x 16 + 2x 17 mm203 + 223 mm
x 2,0 / 2,05mm
diverse
Bremsanlagen

Gustav M vs. Gustav Pro

Die meisten erfolgreichen Produkte werden irgendwann wieder neu aufgelegt, bzw. ein anderes neues Produkt unter dem vormals erfolreichen Namen. Geschieht so etwas, sollte man ganz genau hinsehen, denn leider wird der Nachfolger nur selten dem Vorgänger gerecht bzw. erweist sich überhaupt als würdiger Nachfolger.

Dass Die Gustav M irgendwann ein Revival erlebt, war absehbar, denn immerhin steht der Name Gustav im Unternehmen Magura für das in seiner Kategorie technisch jeweils hochwertigste Produkt, eine Bezeichnung welche also Erfolg verspricht. Dass man dafür das im Fahrradbereich einzigartige Konzept des Schwimmsattels beibehält, hätte ich mir zwar gewünscht, war jedoch aufgrund des weltweit fragwürdigen Leichtgewichts-Trends, und der grundsätzlich immer kurzlebigeren Produkte recht unwahrscheinlich. Für Magura dürfte es wichtiger gewesen sein, den starken Bremsen anderer Unternehmen wieder etwas (vermeintlilch) deutlich besseres entgegen setzen zu können, denn das Topmodell MT7 war bereits von Konkurrenten überholt wurden. Zudem benötigten immer mehr elektrifizierte schnellere Fahrräder nicht nur endlich standfestere Bremsen, sondern natürlich auch noch mehr teure fragwürdige Elektronik wie ABS.

Magura Gustav M vs. Gustav Pro
Magura Gustav M vs. Gustav Pro
Magura Gustav M vs. Gustav Pro
Magura Gustav M vs. Gustav Pro
Gustav M vs. Gustav Pro
PR-Argumentation

Die hauseigene PR-Abteilung wird es wahrscheinlich anders sehen, aber als besonders beschämend empfinde ich den Vergleich “alte Gustav M aus 1996 vs. neue Gustav Pro aus 2024” auf der Magura-Webseite selbst (Stand 08/2024), welchen ich folgend einmal auszugsweise kommentieren möchte. Die Zitate sind inkl. der Rechtschreibfehler wortwörtlich übernommen, und über die Tatsache, dass Magura die zweikolbige Gustav M, im eigenen 125jährigen Jubiläumsjahrbuch (77 Seiten pdf) als Vierkolbenbremse bezeichnet, lasse ich einmal unkommentiert.

Die legendäre GUSTAV M ist eigentlich die Mini-Version einer Motorradbremse. Sie besitzt einen schwimmend gelagerten Bremssattel, der sich durch Kontakt zur Scheibe zentriert, war daher aber kaum schleiffrei einstellbar. Ganz anders die GUSTAV PRO. Sie setzt auf einen Festsattel mit vier großen 19 mm Kolben und großem Luftspalt zwischen Belag und Scheibe. Einteilig geschmiedet.

–> Damals hieß es noch recht arrogant, gegen eventuelles Schleifen hilft eine genaue Ausrichtung, und wer dies nicht geschafft hatte, der würde etwas falsch machen. Heute, wo ein anderes Produkt damit glänzen soll, wird dieser schon immer bekannte Nachteil plötzlich ganz anders bewertet, wobei diese Eigenschaft erheblich von der Bremssattelaufnahme abhängig ist, und bei IS2000 sehr gut korrigiert werden kann. Der damals schmale Luftspalt sorgte für zügiges Zupacken der Bremsbeläge, während hingegen ein größerer Luftspalt auch eines längeren Hebelweges bedarf. Zudem werden in dieser Werbeaussage weder die Vorteile des alten Schwimmsattels, noch die Nachteile des neuen Festsattels genannt; natürlich auch nicht darauf hingewiesen, dass auch schon die alte Gustav M einteilig geschmiedet war, und aber größere Bremsbeläge besaß. Das bewusste Weglassen von bekannten Tatsachen, zum Erwecken eines falschen Eindrucks, wird umgangssprachlich übrigens als lügen bezeichnet.

Während die GUSTAV M auf einen axialen Bremsgriff setzt, hat die GUSTAV PRO einen radialen Bremsgriff mit senkrechter Kolbenansteuerung zum Lenker. Das reduziert die Reibungsverluste und sorgt für ein besonders direktes Bremsgefühl. Der Ausgleichsbehälter ist heute formschön und platzsparend in den Griff integriert. Auch die EASY LINK Leitungskupplung ist unsichtbar integriert. So viel Technologie auf so wenig Bauraum ist nur möglich durch die heutige CARBOTECTURE Technologie des Bremsgriffs.

–> Der neue Bremsgriff ist noch hässlicher, noch klobiger, und besteht zudem auch noch aus zerbrechlichem Kunststoff (mit Sollbruchstelle), und nicht wie der alte aus solidem Metall. Der radial statt achsial angebrachte Bremsgriff dürfte dem ABS bzw. der Elektronik geschuldet sein (auch der größere Ausgleichsbehälter), und hat nichts mit einem angeblich besonders direkten Bremsgefühl zu tun. Im Gegenteil, der daraus resultierende weite Abstand zum Griff ist deutlich unkomfortabler, zudem Plastegewinde zur Montage alles andere als langlebig sind. Dass der neue Geberkolben im Durchmesser nun 1,5mm größer ist als der alte, und dadurch natürlich auch nicht mehr Bremskraft entstehen kann als damals, wird hier elegant weggelassen; ebenso, dass eine Steckkupplung nicht so haltbar wie eine Verschraubung ist.

An den GUSTAV M Modelle diente eine Aluminium-Scheibe als Reibpartner. Weil sich dieses Material jedoch stark ausdehnte, setze man auf ein zweiteiliges Scheibendesign. So konnte sich die Scheibe ausdehnen ohne zu deformieren. Heute nutzt man eine Stahlscheibe in 2.5 mm Dicke. Diese nimmt die Hitze besser auf und erhitzt sich später. Zusätzlich verringert die Masse Schwingungen und damit auch Geräusche. Der Lochkreisabstand der 6-Loch Aufnahme lag schon früher bei 44 mm. Manches ändert sich eben doch nicht.

–> Nur die allererste Gustav M besaß die aufwendigen zweiteiligen Scheiben, schon kurz darauf folgten die gängigen Stahlscheiben, welche bis zum Produktionsende und über den längsten Zeitraum verbaut wurden; das Material Stahl ist also keineswegs neu für die Gustav M. Dass die Scheibendicke von damals 2,05 auf nun 2,50mm angestiegen ist, dürfte den vierteiligen Belägen geschuldet sein, welche natürlich ein höheres Risiko des Verzugs der Bremsscheibe mit sich bringen als die damaligen. Das für die Bremskraft wichtigere Maß jedenfalls ist (schon vor längerem) gesunken, der Scheibendurchmesser von 210mm auf 203mm. Laut Magura entsprechen die 203mm der Gustav Pro, der Bremsleistung der MT7 mit 220mm Scheiben (später neues Maß), und diese war ja bekanntlich schon schwächer als die der Gustav M.

Wer kennt es noch? Als die GUSTAV M auf den Markt kam, gab es diverse Befestigungsarten für Bremssättel an Rahmen & Gabel. Im Jahr 2000 etablierte sich dann der Internationale Standard (IS). Heute ist die Ausrichtung deutlich einfacher möglich dank Postmount (PM) und die Zange wir deutlich schlanker befestigt.

–> Es gab nicht diverse, sondern lediglich zwei Befestigungsarten: PM und IS, wobei Postmount weder nach IS auf den Markt kam, noch einfacher zu montieren ist, ganz im Gegenteil. Postmount war für die Fahrradhersteller schlichtweg billiger und einfacher zu bauen, weil es ihnen mehr Toleranzen ermöglichte, brachte jedoch auch aufwendigere und teilweise weniger stabile Bremssatteladapter mit sich. An einem IS-Rahmen konnte nicht die Bremssattelhöhe, und an einer PM-Gabel nicht die Breite eingestellt werden. Dass die Gustav Pro schlanker ist, liegt nicht allein an der Befestigungsart sondern an ihrer Baurart eines Festsattels, während in der Argumentation einfach ausgelassen wird, dass die Gustav M eine Schwimmsattelbremse und deshalb etwas breiter war.

Erste Eindrücke

Laut den ersten Fahrberichten von Fachzeitschriften aus 06/2024 (Markteinführung voraussichtlich 10/2024), wird einzig die konstante Bremsleistung gelobt, welche es bei den MTs ja so schon nicht mehr gab, bei der Gustav M jedoch immer obligatorisch war. Die Bremskraft allerdings soll dennoch nicht höher als die der MT7 sein, was nichts anderes heißt, dass diese unter den Gustav M liegt. Bemängelt wurde auch der, durch die ABS-Tauglichkeit vorgegebene, viel zu große Abstand der Bremshebel vom Lenker; für kürzere Finger wohl sehr problematisch. Als Novum wurde das Easy Link System beschrieben, mit dem die Bremsleitung einfach und schnell ohne schrauben in den Bremsgriff gesteckt werden kann; vorausgesetzt die Leitung ist mit dem dafür notwendigen Spezialwerkzeug entsprechend vorkonfiguriert.

Fazit

Heißt also, die Gustav Pro lässt sich bei der Fahrradmontage des Herstellers (Magura nennt hier Bulls, Canyon, Conway, Cube, Rotwild) nun schneller anbringen, was zwar eine Kostenersparnis bei der Arbeitszeit, jedoch überhaupt keinen Vorteil für den Nutzer ergibt. Denn wer bitteschön wechselt regelmäßig seine Bremsleitung oder die Griffe? Das wesentlichste Merkmal der Gustav Pro, welches es so zuvor noch nirgendwo anders gab, dient also einzig der Gewinnmaximierung durch Kosten- bzw. Zeitoptimierung der Hersteller.

Das einzige was die neue Gustav Pro mit der alten Gustav M gemeinsam hat, ist tatsächlich ihr Name “Gustav”. Technisch gesehen haben beide Bremsanlagen absolut rein gar nichts miteinander zu tun. Die Gustav Pro kommt demzufolge auch nicht an die Leistung, Zuverlässigkeit und Lebensdauer der Gustav M heran. Schade in gleich doppelter Hinsicht: Die Gustav M hat keinen wirklichen Nachfolger, und wenn die Gustav Pro die aktuell innovativste Fahrradbremse des Herstellers sein soll, dann hat im Vergleich auch die Innovationskraft deutlich nachgelassen. Einfach nur schade und traurig zugleich, was aus den einstmals guten Produkten heute gemacht wird.

8. Positives

  • hochwertige Verarbeitung sämtlicher Einzelteile
  • ultimative Bremsleistung (vor allem durch Tuning mit anderen Bremshebeln)
  • maximal standfest und zuverlässig (auch unter Dauerlast immer konstanter Druckpunkt)
  • bauartbedingt sehr lange Lebensdauer
  • extrem wartungsarm (einzige Verschleißteile sind Scheiben und Beläge)
  • der einteilig geschmiedete Bremssattel ist maximal robust (Beschädigung und Korrosion)
  • durch nur 2 nebeneinander, statt 4 gegenüberliegende Bremskolben, muss keine Bremsflüssigkeit um den Sattel herum geleitet werden, und wird somit auch nicht unnötig aufgeheizt
  • der 18mm große Durchmesser der Nehmerkolben erzeugt maximalen Bremsdruck
  • die vergleichsweise größere Länge der Nehmerkolben führt weniger zum Verkanten (Lebensdauer)
  • das Material Phenolharz der Nehmerkolben besitzt weniger Wärmeausdehnung als Aluminium, und im Gegensatz zu Stahl überträgt es nur 1/800 der Hitze und rostet nicht (Temperaturbeständigkeit 260°C, in Spitzen sogar bis 315°C)
  • Keramik-Isolatoren zwischen Kolben und Bremsbelag verhindern unnötige Wärmeübertragung
  • der einteilig große Bremsbelag erzeugt maximale Reibung
  • die originalen kreisrunden Bremsscheiben sind äußerst zuverlässig und lange haltbar
  • Mineralöl ist deutlich wartungsfreundlicher als Polyglykol (DOT)
  • angemessen gutes Preis-Leistungsverhältnis

9. Negatives

  • die langen 4-Finger-Bremshebel sind vergleichsweise unergonomisch und besitzen einen sehr langen Leerweg (ermüdende Bremshaltung)
  • die Bremsbeläge neigen (unabhängig von Belag und Scheibe) zu vergleichsweise mehr Quitschen
  • zum Bremsbelagwechsel (oder Reinigung) muss der komplette Bremssattel demontiert werden
  • zur Montage der Bremssättel sind spezielle (teilweise seltene) Sattelhalter erforderlich
  • einige CNC-Sattelhalter tragen optisch sehr dick auf, wirken klobig, und harmonieren nicht mit dem Rahmen
  • Bremssattel und Sattelhalter benötigen mehr Bauraum und sich vergleichsweise schwer (Gesamtgewicht über 1kg!)
  • eine technisch gut erhaltene Bremsanlage ist heute, 13 Jahren nach Produktionsende, nur noch schwierig gebraucht erhältlich, einige Sattelhalter dann noch viel schwieriger
  • die 190mm Bremsscheiben sind, außer in teurer Einzelanfertigung, nirgendwo mehr erhältlich
  • dieser Bericht wird höchstwahrscheinlich nicht zu einer besseren Verfügbarkeit auf dem Gebrauchtmarkt beitragen (es sei denn, jemand legt das Ganze wieder neu auf, ohne Sparmaßnahmen selbstverständlich)

10. Fazit

Bezüglich Leistung, Zuverlässigkeit und Haltbarkeit gibt es weltweit immer noch keine bessere Fahrradbremse. Wie auch, denn die Magura Gustav M ist keine marktübliche Fahrrad-Festsattel, sondern nichts anderes als eine verkleinerte Motorrad-Schwimmsattelbremse.

Einerseits schade (auch für das Unternehmen), dass es solche Entwicklungen heute nicht mehr gibt, andererseits freue ich mich heute immer noch über jeden einzelnen Bremsvorgang meiner Shigura. Mit minimalem Kraftaufwand (1-Finger) erreiche ich selbst mit hoher Last (80kg Anhänger), oder entgegen der Zugkraft meines muskulösen Hundes, eine brachiale Bremswirkung. Für keine andere Fahrradbremse passte folgende Weisheit jemals besser: “Wer später bremst, ist länger schnell”:-)

Anmerkung: Keine meiner Gustav-Teile stehen aktuell zum Verkauf oder Verleih, auch nicht gegen Höchstgebot.

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