Autor: Dominik
Das Caravan Keb war das erste Zelt auf dem Markt mit gekoppeltem Innen- und Außenzelt, und wurde konzipiert in den frühen 1970er Jahren von niemandem geringeren als Bo Hilleberg. Und ähnlich wie sämtliche spätere Hilleberg-Designs, wurde (und wird sogar auch heute noch!) das Keb von anderen Herstellern kopiert.
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1. Produkt
Zwei-Personen First-Zelt
2. Unternehmen
- Hilleberg The Tentmaker AB (seit 1971), Önevägen 34, 832 51 Frösön, Schweden
- Link zum Hersteller
3. Besichtigung
Im Oktober 2025 besuchte mich zu Hause ein lieber Youtube-Abonnent, und brachte erfreulicherweise auch ein Urgestein der Zeltgeschichte mit: das erste Zelt mit gekoppeltem Innen- und Außenzelt, das legendäre Caravon Keb, entworfen von Bo Hilleberg um 1973. Genächtigt wurde allerdings im bei Dunkelheit deutlich schneller aufzubauenden, und nur 2kg leichten Hilleberg Anjan 3.

4. Spezifikationen
- Gesamtgewicht Keb 2: 3,5 kg (Gewicht Keb 3: 3,9kg)
- Packmaß: ca. 54 x 20 cm
- Innenzeltfläche: 2,00 x …m
- Apsisfläche: …
- Innenzelthöhe: …
- Innenzeltmaterial: Baumwoll-Polyestergewebe, silikonbeschichtet
- Außenzeltmaterial: Polyestergewebe, silikonbeschichtet
- Bodenmaterial: …
- Lüftung: 2 kleine Lüfter in den Apsiden
- Innenzelttaschen: …
- Abspannleinen: 4
- Heringe: 14
- Gestänge: 2x
- Farbe: grün
5. Praxis
3,5kg Gesamtgewicht waren nicht nur damals, sondern sind auch heute noch ein guter Wert für ein derart stabiles Zelt. Der Packsack ist groß genug, so dass man das Zelt nicht nur ordentlich gefaltet, sondern auch unter widrigen Bedingungen schnell hinein gestopft bekommt. Zum vergleichsweise geringen Gewicht tragen auch die beiden dreiteiligen Zeltstangen aus Aluminium bei.
Beim Keb handelt es sich geometrisch um ein Achteck (Oktadon), mit schrägen Schmalseiten, bei welchem der First versetzt ist, so dass das Innenzelt mehr Liegelänge bietet. Den Außenstoff halten 10 Heringe am Boden, plus jeweils 2 Abspannleinen an den Längsseiten (Kopf- und Fußende).
Das Zelt besitzt zwei gegenüberliegende Eingänge, so dass man flexibel und komfortabel zu beiden Seiten ein- und aussteigen kann. Dieses Prinzip findet man heute auch wieder bei den Kuppelzelt-Modellen Staika und Allak.
Die beiden Apsiden in Trapezform bieten ausreichend Stauraum auch für große Rucksäcke, und damit auch genügend Fläche zum Kochen. Das Außenzelt selbst besitzt eine derart große Grundfläche, dass ohne dem Innenzelt auch 4 Personen Unterschlupf darin finden, was auf engen Flächen aber auch zum Problem werden kann.
Jeder Innenzelteingang besitzt zur Hälfte auch ein Mückennetz, die Innentaschen werden allerdings (ungünstig) mit der Eingangstür hochgebunden.
Die beiden Firstgestänge werden am Dachgiebel in dicken Lederscheiben fixiert, welche auch nach über 40 Jahren immer noch einen sehr robusten Eindruck machen.
Ganz oben besitzt jede der beiden Apsiden einen kleinen Lüfter, welcher, sicher zum Schutz vor Niederschlag, als Schlauch konstruiert ist. Bei heutigen Belüftungssystemen können diese, vergleichsweise nur wenig effizienten Lüfter, nicht mithalten; zur damaligen Zeit gab es jedoch auch noch deutlich schlechtere (zum Beispiel die meines extrem schweißtreibenden DDR-Polyester-Zeltes von Pouch).
Ansonsten erscheinen alle Nähte gut verarbeitet und ausreichend robust, nur die Silikonbeschichtung löst sich nach all den Jahrzehnten sichtbar auf, und müsste gewiss erneuert werden. Die einzigen wirklichen Defekte waren zwei am Innenzelt ausgehakte Reißverschlüsse, für deren Reparatur wahrscheinlich die Endnähte geöffnet und wieder neu vernäht werden müssten.
6. Positives
- keine gerade Dachfläche (und damit auch keine Ansammlung von Niederschlag)
- relativ gutes Gewichtsverhältnis
- gekoppeltes Innen- und Außenzelt (damalige Weltneuheit)
- komfortable Eingänge
- großflächige Apsiden
- guter Wetterschutz
- zwei identisch lange Gestänge ohne Verwechslungsgefahr
- ausreichend Abspannpunkte
- unauffällig in grüner Landschaft
7. Negatives
- nur zwei sehr kleine Lüfter (wobei das Baumwoll-Polyester-Gewebe noch atmungsaktiver war, als das heutige Nylon)
- recht große Standfläche
- vergleichsweise schlechte Raumnutzung
- nicht selbsttragend
- vergleichsweise zeitaufwendiger Aufbau
8. Fazit
Verglichen mit den heutigen Konstruktionen, ist das Keb immer noch ein recht interessantes Zelt, vereint es doch die Vorteile des relativ geringen Gewichtes von Firstzelten (w.z.B. dem Hilleberg Anaris), mit der Einstiegs-Flexibilität der beliebten Kuppelzelte Allak und Staika. Weil es jedoch nicht freistehend ist, und viel Standfläche benötigt, empfehle ich es nicht unbedingt zur Nutzung im Gebirge (z.B. Fjell).
9. Fjällräven Räven Alu
Ebenfalls zum „Talking-Tents“ mitgebracht, hatte Stephan ein 1982/83 gekauftes, und noch in Schweden hergestelltes, Fjällräven Ein-Personen-Zelt, mit außergewöhnlicher (und durchaus verbesserungswürdiger) Gestänge-Konstruktion.
Ungewöhnlich ist auch die silberne Farbe, welche zwar sehr gut die Sonnenstrahlung reflektiert und damit unnötige Erhitzung vermeidet, sowie auch den Innenraum vergleichsweise dunkel belässt; das Zelt dadurch in der Vegetation aber auch extrem auffällig macht. Aufgrund der Wärme-Absorbtion sowie der annähernden Unsichtbarkeit im Schnee, sollte man es nicht unbedingt auf Winter-Expeditionen nutzen.
Nicht nur aufgrund der nur sehr geringen Größe, sondern vor allem wegen der locker hängenden Innenzeltwände, bleibt für die eine Person wirklich nur sehr wenig Platz im Zelt. Die starke Licht- und Wärmeabsorbtion läd im Sommer zwar zum Langschlafen ein, ich könnte mir aber auch vorstellen, dass nicht nur der Schlafsack von außen, sondern auch der Nutzer selbst, beim vergleichsweise unkomfortablen Ausstieg, vom Kondenswasser leicht feucht werden dürfte.
Am Zelt selbst hält die silberne Beschichtung auf dem eigentlich grünen Polyestergewebe noch sehr gut, am Gestängebeutel blättert sie jedoch bereits wenig umweltfreundlich ab. Das Gewicht von 2,33kg geht ok, und entspricht einem aktuellen Hilleberg Soulo Black Label, welches allerdings (ähnlich wie das nur 1,7kg leichte Akto Red Label) keine wirkliche Apside besitzt, und damit auch keinen Stauraum für einen großen Rucksack, wie diese einzigartige „Alu-Dackel-Garage“ von Fjällräven.



































