Autor: Dominik
ThruNite TN4A und LedLenser P7 Core werden beide über Batterien betrieben, sind ähnlich kompakt, kosten um 50,-€, besitzen jedoch eine jeweils völlig unterschiedliche Leuchtcharakteristik.
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1. Produkt
kompakte LED-Taschenlampen für Batteriebetrieb (keine Li-Ion-Akkus!)
2. Unternehmen
- ThruNite (seit 2009), Room A640, Tower A, NO.168 Baoyuan Road, Baoan District, Shenzhen 518102, China
- Ledlenser GmbH & Co. KG (seit 2002 ehem. Zweibrüder Optoelectronics GmbH), Kronenstr. 5 – 7, 42699 Solingen, Deutschland (Unternehmenssitz) bzw. Ledlenser Corporation Ltd., Yangjiang, Guangdong China (Produktionsstandort)
- Made in China
3. Kauf
- Thrunite TN4A (Modell 2014, UVP 50,-€)
- 11/2023: LedLenser P7 Core 53,-€ (Modell 2022, UVP 75,-€)
Die ThruNite kommt ohne, die LedLenser mit eigenen Batterien.
4. Spezifikationen
ThruNite TN4a | LedLenser P7 Core | |
---|---|---|
Seriennummer | BT0304874 | 2207532100 |
Schaltstufen | 6 (Firefly, Low, Mid, High, Turbo, Strobe) | 3 (Low, Mid, High) |
Batterie | 4x AA (LR6, 1,5V) | 4x AAA (1,5V Micro) |
LED | CREE XP-L V6 | ? |
Lichtfarbe | warmweiß | 6.500 Kelvin (kaltweiß) |
Lichtstrom | 0,5 (Firefly) / 15 / 139 / 550 / 1.150 (Turbo) | 40 / 250 / 450 Lumen |
Strobe-Modus | 1.150 lm für 2,5 h | ohne |
Leuchtweite | max. 326 Meter | 100 / 220 / 300 Meter |
Leuchtdauer | 80 Tage / 93 / 14 / 1,5 / 1 Stunde | 25 / 2 / 1 Stunde |
Gewicht | 220 / 310 g | 130 / 175 g |
Abmaße | 112 x 46 mm | 130 x 37 mm |
Gehäuse | Aluminium, schwarz | Aluminium, schwarz |
Betriebstemperatur | ? | -20 bis +40 °C |
Schutzklasse | IPX8 (1m Wassertiefe, laut Hersteller 2m) | IP54 (Spritzwasser) |
Zubehör | Tasche inklusive | Tasche (10,-€), Holster (35,-€) |
Gewichte
5. Praxis
Alle folgenden Bildaufnahmen bei Dunkelheit entsprechen (wie bei mir üblich) der natürlichen Wahrnehmung, d.h. so wie es auch das menschliche Auge sieht, und ohne die Lichtintensität künstlich zu verstärken. Foto-Technik: Nikon D810 mit Nikkor Ai-S Nikkor 35mm f1.4 bei Blende 2.8, ISO100 und Belichtungszeiten 1-10s (Fokus unendlich).
ThruNite TN4A
Die TN4A ist charakterisiert durch für ihren, bei nur kurzer Länge, doch recht dicken Durchmesser. Dennoch liegt die Lampe gut in der Hand, auch sicher durch die rau geprägte Oberfläche der hinteren Hälfte. Der die beiden Teile abdichtende O-Ring ist leicht gefettet, und sollte dies auch während der Benutzung immer bleiben.
Die Befüllung mit Batterien im separaten Batteriekäfig ist kinderleicht, die Bedienung erscheint dies auf den ersten Blick ebenso, bedenkt man jedoch, dass alle 6 Leuchtfunktionen auf nur einem Taster liegen, muss man sich mit diesem erst einmal etwas genauer beschäftigen.
Ein- und ausgeschaltet wird die Lampe mit einmaligem kurzen Tastendruck. Aufgrund der Memory Function startet die ThruNite immer im zuletzt verwendeten Modus, was unnötiges Durchschalten und damit auch den Energieverbrauch minimiert. Um in den jeweils nächsten Leuchtmodus zu gelangen, muss der Taster dann gedrückt bleiben, wobei die Lampe dann alle Modi automatisch durchschaltet, und man beim gewünschten den Taster wieder los lässt. In den niedrigsten Modus mit 0,5 Lumen (Firefly) gelangt man durch langes Gedrückthalten,und in den Turbo-Modus durch schnelles doppeltes Drücken im ausgeschalteten Zustand. Zweimaliges Drücken im eingeschalteten Zustand widerrum aktiviert den Strobe-Modus.
Der Taster beinhaltet auch eine kleine LED zur Anzeige des Batteriestatus, welcher bei leeren Zellen von blau auf rot wechselt, und später rot blinkt kurz bevor die Kapazität komplett erschöpft ist. Damit die Lampe nicht überhitzt gibt es eine Schutzschaltung (ITC), welche ab ca. 80°C in den nächst kleineren Modus herunter schaltet; der Turbo-Modus wird eh nur sehr kurz gehalten. Die auf den Bildern im Vordergrund farbigen Leuchtpunkte ist jene Batteriestatusanzeige, und dass diese trotz neuer Batterien schon nach wenigen Minuten von blau zu rot wechselt, zeigt, dass die eher minderwertigen Zellen (Varta Universal Energie Alkaline, Made in Germany, PD1120 ED0625) nicht für diese Lampe geeignet sind. Bei derart viel Leistung sind qualitativ hochwertige Batterien absolut notwendig! Die Angaben des Herstellers beziehen sich auf NiMh-Zellen mit 2.500mAh.
Gleich Lampeneinstellungen am nächsten Tag noch einmal mit leicht schrägen Blick von der Seite. Trotz nochmals neuer Batterien, wurde der Turbo-Modus (4.Bild) nur für ca. 30s gehalten, und unterscheidet sich zudem auch nur relativ wenig von den zuvor 550 Lumen.
LedLenser P7 Core
Die P7 Core macht trotz ihres nur geringen Gewichts insgesamt einen qualitativ hochwertigen Eindruck. Das Batteriefach ist zwar marktunüblich mit der herausschraubbaren Endkappe fest verbunden, das Wechseln der AAA-Zellen kann dennoch problemlos vorgenommen werden.
Die angedeutete Riffellung kann allenfalls optisch überzeugen, denn für eine rutschhemmende Wirkung taugt sich leider überhaupt nicht. Und ist die Gefahr die recht glatte Lampe aus der Hand zu verlieren relativ hoch; die Handschlaufe quasi Pflicht. Der im Lieferzustand noch trockene O-Ring sollte für eine längere Haltbarkeit bei dauerhafter Abdichtung unbedingt mit ein wenig Silikonfett behandelt werden. Wasserdicht ist die Lampe aufgrund des verschiebbaren Kopfes dennoch nicht; IP54 bedeutet nur Spritzwasserschutz.
Bedient wird die Lampe durch den Endkappenschalter, welches sich mit gutem Druckpunkt auch mit Handschuhen betätigen lässt. Damit eignet sich die P7 Core vor allem auch für schnelles Einschalten w.z.B. bei taktischen Anwendungen, auch weil sie jedes Mal in der höchsten Stufe einschaltet. Bei behördlichen Anwendungen mag dies Sinn ergeben, im zivilen Bereich bedeutet dies, dass man zum Stromsparen in der mittleren und niederen Leuchtstufe zwangsläufig durchschalten muss. Man kann den Schalter auch nur durch-tasten und drückt ihn dann in der gewünschten Stufe fest durch, dies bedingt jedoch, dass man die Funktionen der Lampe bereits intuitiv kennt. Bei aller Bedienerfreundlichkeit des Schalters ans sich, ist dieses Prozedere ziemlich umständlich bis teilweise verwirrend.
Der Lampenkopf wird normalerweise nicht geöffnet, ich musste es dennoch tun, weil ich gehofft hatte, dadurch die Unmengen von Staub im Linsensystem entfernen zu können. So etwas habe ich bis dato noch nie erlebt, dass eine nagelneue Taschenlampe aussieht, wie ein 40 Jahre altes Foto-Objektiv. Leider jedoch war der Kunststoff-Linsenreflektor fest im Aluminium-Kopf verkapselt, ein Herausnehmen hätte ihn womöglich beschädigt. Ganz offensichtlich wurde diese Lampe in einer unsauberen Arbeitsumgebung montiert bzw. die Teile vor der Montage nicht gereinigt. Eigentlich sofort ein Rückgabegrund, aber der Versand wäre zu meinen Lasten gegangen, und vermutlich sähe die nächste Lampe auch ähnlich aus.
Das besondere Merkmal der P7 Core ist sicherlich ihr Advanced Focus System (AFS), bei dem das Licht mit Hilfe einer verschiebbaren Linse entweder gebündelt (Fernlichtfokus z.B. zum Wandern) oder gestreut werden kann (Nahbereichsausleuchtung z.B. im Zelt). Und durch den Rapid Focus kann dies sogar sehr komfortabel einhändig mit Daumen und Zeigefinger geschehen, während man weiterhin das Ziel ausleuchtet.
Licht durch eine LED strahlen zu lassen, um damit ein bestimmtes Lichtbild zu erzeugen, ist prinzipiell nicht neu. In meinem Opel Manta B hatte ich damals DE-Scheinwerfer aus einem BMW verbaut, wodurch nicht nur die Lichtausbeute deutlich besser wurde, sondern auch noch der Bauraum der Scheinwerfer selbst kompakter. Meine Idee, das Linsensystem mit einem Stellmotor zu bestücken, um somit das Licht bedarfsgerecht anpassen zu können, war damals laut StVZO noch verboten. Mit Einführung von LED-Scheinwerfern im Kfz-Bereich lobbiierte die Autombilindustrie derart stark in der Politik (auf Deutsch: Bestechung & Korruption), dass dann plötzlich sämtliche Spielereien in modernen Kfz gesetzlich erlaubt waren; ähnlich wie sie bei Taschenlampen auch schon Jahre zuvor umgesetzt wurden. Folgend das AFS der LedLenser bei Dunkelheit, jeweils von nah auf fern.
Die Nahfeldausleuchtung ist genau das was der Name vermuten lässt, und eignet sich wunderbar für Tätigkeiten im direkten Umfeld bzw. Armreichweite w.z.B. beim Lesen im Zelt und/oder wenn ein reflektierendes Blenden vermieden werden soll.
Der Fernlichtfokus ist zum Suchen weiter entfernter Ziele geeignet, und darüber hinaus lassen sich durch gefühlvolles Betätigen des Lampenkopfes natürlich auch viele andere Ausleuchtungen zwischen nah und fern einstellen. Gemein jedoch ist allen die markante (harte) Hell-Dunkel-Kante, d.h. es gibt prinzipiell keinen langsam fließenden Auslauf des Lichtkegels (falls man so etwas wünschen würde).
Bei etwas mehr Entfernung zur Lampe sind auch die zahlreichen Lichtringe im Vordergrund besser zu erkennen. Praktisch sind es noch mehr als nur der eine hier auf den Bildern erkennbare Ring, je nach Fokuseinstellung und Helligkeit 3-4. Diese unschönen Ringe allerdings natürlich abzubilden, würde bedeuten, den Hauptkegel unnatürlich überzubelichten. Auf den Bildern sieht es also noch „besser“ aus, als man es mit dem Auge sehen kann. Für den ein oder anderen Nutzer könnte dies durchaus als störend empfunden werden.
Thrunite vs. LedLenser
Trotz unterschiedlicher Gewichte und Durchmesser ist das Handling beider Lampen relativ ähnlich bzw. es gibt hier keinen klaren Gewinner. Man könnte meinen, die schlankere LedLenser lässt sich sicherer halten. Ihre Gehäuseriffellung ist jedoch deutlich zu fein, als dass dieses Muster rutschhemmend wirken würde, und so ist die P7 Core vor allem ziemlich glatt. Die dickere ThruNite lässt sich zwar nicht ganz so komfortabel greifen, ihre partielle Gehäuseriffelung jedoch macht tatsächlich Sinn, und bewahrt die Lampe mehr vom aus der Hand gleiten. Einen deutlichen Unterschied gibt es auch bei der Handschlaufe: während die der LedLenser mit einer einfachen Weite von nur 13cm deutlich zu klein geraten ist (sie passt gerade einmal um mein schlankes Handgelenk), können die 19cm der ThruNite mit einem Stopper zusätzlich im Durchmesser angepasst werden.
Zur Veranschaulichung der Lichtkegel die jeweils drei Grund-Leuchtstufen gegeneinander, d.h. 15 vs. 40, 139 vs. 250, und 550 vs. 450 Lumen; jeweils links die ThruNite und rechts die LedLenser (im Fernlichtfokus).
ThruNite bei 550lm (rechts) vs. LedLenser bei 450lm im Fernlichtfokus (links).
Wie schon zuvor wieder jeweils die drei Grund-Leuchtstufen gegeneinander, d.h. 15 vs. 40, 139 vs. 250, und 550 vs. 450 Lumen; aber diesmal die LedLenser (rechts) in der Nachbereichsausleuchtung.
Beide Lampen auf hoher Leuchtstufe (550lm & 450lm), wobei der Fokus der LedLenser (links) diesmal auf einer der ThruNite möglichst ähnlichen Mittelposition steht. Nur ähnlich, denn die Homogenität der Thrunite kann mit der LedLenser nicht erreicht werden.
Gleiche Einstellungen noch einmal am nächsten Tag bei anderem Wetter mit leicht seitlichem Blick von weiter hinten, um auch den Nahbereich zu veranschaulichen. Eindeutig erkennbar ist, dass die LedLenser der Thrunite in puncto Ausleuchtung unterlegen ist, und dies in wirklich jeder Entfernung. Den theoretischen Unterschied von ca. 100 Lumen würde ich hier vernachlässigen, denn die Thrunite wurde mit eher ungeeigneten Batterien betrieben, während die LedLenser mit den originalen lief; zudem wird ähnliches Resultat auch bei jeweils einer schwächeren Leuchtstufe erreicht (Thrunite 140lm vs. LedLenser 250lm).
6. Positives
- ThruNite: relativ homogene Ausleuchtung von Nah- und Fernbereich in jeder Schaltstufe
- ThruNite: angenehm warmweiße Lichtfarbe
- ThruNite: Stromspar- /Tarnlichtstufe von nur 0,5 Lumen
- ThruNite: bezogen auf Leistung und Funktion relativ kompakte Abmaße
- ThruNite: weitenverstellbare Handschlaufe
- ThruNite: einfacher Batteriewechsel
- LedLenser: 3 Leuchtstufen in sinnvollen Helligkeiten
- LedLenser: Endkappenschalter ist leicht zu finden und auch mit Handschuhen zu bedienen
- LedLenser: Lichtkegel sauber verstellbar von nah auf fern
- LedLenser: relativ leicht
7. Negatives
- ThruNite: flacher Schalter muss im Dunkeln teilweise gesucht werden
- ThruNite: Turbo-Modus nur sehr kurz und bei vollen Batterien möglich (überflüssig)
- ThruNite: für hohe Leistungen sind zwingend hochwertige Batterien notwendig
- LedLenser: umständliches bis uneindeutiges Durchschalten der Schaltstufen
- LedLenser: kein Memory, Lampe startet immer mit höchster Leuchtstärke (Energieverschwendung)
- LedLenser: durch kleinere Batterien nur geringe Leuchtdauer
- LedLenser: nur kaltweiße Lichtfarbe erhältlich (ermüdent, kontrastarm)
- LedLenser: Staubeinschlüsse im Linsen-Reflektorsystem (unsaubere Herstellung)
- LedLenser: Gehäuse sehr glatt praktisch ohne Haftreibung
- LedLenser: Handschlaufe deutlich zu klein
- LedLenser: Leuchtbild bzw. Lichtkebel immer mit harten Außenkanten
- LedLenser: bei jeder Fokuseinstellung unschöne Lichtringe im Vordergrund
8. Fazit
Die Led Lenser erzeugt bei Bedarf zwar einen schmaleren Fernlichtfokus sowie auch eine deutlich kürzere Nahfeldausleuchtung (beides mit jeweils harten Kanten), die ThruNite jedoch auf allen Leuchtstufen das eindeutig homogenere Leuchtbild. Während die ThruNite also auf jeder Leuchtstufe immer alles gleich breit leuchtet, bietet die LedLenser den Vorteil, dass man jenen Fernlichtfokus bzw. den eventuell störenden Spot, bei Bedarf auch komplett wegschalten kann. Ein Vorteil ist dies allerdings nur, wenn man diese Funktion auch wirklich benötigt.
Der mittige Fernlichtfokus (nur der Spot!) ist bezüglich seiner Intensität und Form bei beiden Lampen nahezu identisch, hier fällt der Unterschied einzig durch die Lichtfarbe auf. Das kältere Licht der LedLenser wird zwar subjektiv heller empfunden, blendet jedoch auch mehr, schluckt Kontraste und führt schneller zur Ermüdung der Augen; die wärmere ThruNite leuchtet angenehmer, dabei objektiv nicht weniger stark.
Keine der beiden Lampen kann genau das, was die andere kann. Neben dem Leuchtbild entscheiden vor allem auch Abmessungen sowie die Bedienung über den eventuell persönlichen Favoriten. Die ThruNite empfiehlt sich, möchte man flächig, weit und dabei auch hell ausleuchten, sowie ggf. auch mehr verschiedene Leuchtmodi nutzen; sie ist die eindeutig universellere Lampe. Die LedLenser macht eigentlich nur Sinn, möchte man auch nur den unmittelbaren Nahbereich und ohne die Ferne sehen, und/oder aber die Lampe blitzschnell auf Maximalleistung einsatzbereit haben. Was für mich anfangs ganz interessant schien, erwies sich in der Praxis eher als Spielerei, denn der verstellbare Fokus (AFS) macht aus der LedLenser weniger zwei Lampen (Flooder & Spotter), als eher zwei halbe bzw. weder das eine noch das andere perfekt. Sie ist ein Kompromiss, und wie das bei Kompromissen nicht selten so ist, gibt es auch hier deutliche Einschränkungen. Die ThruNite hat mich all die Jahre lang nie sonderlich begeistert, die LedLenser tut es jedoch noch viel weniger.