Autor: Dominik
Vergleich der Beil-Klassiker: handgeschmiedetes Gränsfors Wildmarksbeil vs. industriell hergestelltes Fiskars Norden 7 – traditionelles Schweden vs. modernes Finnland.
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1. Produkt
kompakte Outdoor- bzw. Campingbeile
2. Unternehmen
- Fiskars Oyj Abp (seit 1649), Helsinki, Finnland
- Gränsfors Bruks AB (seit 1902 durch Anders Pettersson), Gränsfors (zwischen Gnarp und Bergsjö auf der Landstraße 758), Gemeinde Nordanstig, Provinz Hälsingland, 82070 Schweden.
3. Kauf
Zwar habe ich diesen beiden Beile im selben Monat gekauft und noch nicht allzu lange in Nutzung, hatte jedoch ähnliche bzw. Vorgängermodelle der beiden Hersteller bereits einige Jahre lang im Einsatz. Insofern fließen diese Erfahrungen indirekt in den Vergleich mit ein, welcher dahingehend interessant ist, dass sich hier nicht selten die Geister scheiden: traditionell-klassisch-teuer vs. industriell-modern-preiswert.
4. Spezifikationen
- Fiskars / Gränsfors
- Gesamtlänge: 386 mm / 345 mm
- Grifflänge: – / 285 mm
- Klingenlänge: 70 mm / 79 mm
- Länge Axtkopf: 138 mm / 125 mm
- Stärke Axtkopf: 32 mm / 25 mm
- Hammer Axtkopf: – / 39 x 18 mm
- Axtkopf: doppelt gehärtet / Stahl, handgeschmiedet
- Finish Axtkopf: antihaftbeschichtet / geschmiedet, Schneide poliert
- Griff: Hickory und und glasfaserverstärkter Kunststoff / Hickory
- Garantie: 25 Jahre / 20 Jahre
- Gewicht Beil: 782 g / 649 g
- Gewicht Beil mit Halfter: 827 g / 690 g
- Halfter: Kunststoff, schwarz / Leder, braun
5. Praxis
Beide Beile sind ziemlich gleich groß bzw. für jeden Rucksack kompakt genug. Allerdings ist die finnische Fiskars knapp 140 Gramm schwerer als die schwedische Gränsfors; ich denke jedoch, dass dieser Unterschied eher vom Stiel als durch den Axtkopf kommt. Während Gränsfors einheitlich und klassisch auf Hickory-Holz setzt, kommt bei Fiskars ein Verbund aus dem sonst typischen glasfaserverstärkten Kunststoff und Hickory zum Einsatz.
Den Griff der Gränsfors habe ich bereits mit Griffband umwickelt, wodurch das Loch im Stil verdeckt ist; der Stil wurde dadurch jedoch nicht nennenswert dicker. Der Fiskars-Stil ist auf seiner gesamten Länge sowohl dicker als auch breiter als der Stiel der Gränsfors; besonders das Griffende der Finnin ist deutlich dicker.
Leider wirkt jedoch genau dies gegenteilig, und als größte Schwäche bzw. sogar Fehler der Fiskars, denn dadurch kann man das Griffende leider nicht sicher genug umfassen. Trotz des ausgeprägteren Haken muss man viel Kraft in den Halt investieren, und dennoch rutscht die Fiskars deutlich aus der Hand, während sich der schmalere Stiel der Gränsfors sicher umfassen lässt; dünner dürfte er jedoch auch nicht sein (Handschuhröße 9 / L).
Beim feinen Schnitzarbeiten wiederum ist bezüglich des Griffes bzw. der Handlage kein großer Unterschied spürbar, beide Beile lassen sich relativ gut unter dem Kopf bzw. nahe der Klinge greifen. Während man mit der Gränsfors etwas besser schnitzen (z.B. feathersticks herstellen) kann, drücken sich die runderen Kanten der Fiskars nicht ganz so unangenehm ins Fleisch. Durch diese Unterschiede gibt es in dieser Griffposition keinen klaren Sieger.
Beide Köpfe als auch Schneiden sind grundverschieden. Bei der Fiskars nachteiligt wirkt sich der Grat am Hammer aus, wodurch sie sich weniger gut zum Hammern eignet. Einen Zelthering bekommt man damit zwar auch in den Boden, präzise oder glatte Hammeraufgaben lassen sich jedoch nicht wirklich verrichten; hier punktet wieder klar die Gränsfors.
Scharf sind beide Äxte, im Lieferzustand lässt sich mit beiden Schneiden Papier schneiden. Jedoch unterscheidet sich der Schliff essentiell: die Fiskars besitzt einen Flachschliff, welcher in einen relativ breiten Keil des Kopfes übergeht, und die Gränsfors ist an der Schneide ballig (konvex) geschliffen, während die Form zum Kopf hin einen Hohlschliff (konkav) besitzt. Resultat: die Fiskars besitzt eine größere Spaltwirkung, während die Gränsfors tiefer ins Holz eindringt. Hier kommt es also auf den Anwendungszweck an, wozu das Beil eher genutzt werden soll. Theoretisch besitzt die Gränsfors die stabilere Schneide, tatsächlich jedoch bleibt die Fiskars etwas länger scharf. Der Flachschliff der Fiskars lässt sich unterwegs auf auf einem Stein besser nachschärfen als der ballige Schliff der Gränsfors, welchen man eher zu Hause mit einem Schleifband schärfen sollte.
Während man sich in Finnland augenscheinlich Gedanken zum Halfter der Fiskars gemacht hat, war man bei Gränsfors in Schweden pragmatischer unterwegs. Der Kunststoffholster der Fiskars sieht nicht schön aus, und nimmt auch deutlich mehr Platz in Anspruch, bietet dafür jedoch einen schnellen Zugriff und dennoch einen sehr sicheren Halt, zudem eine vollwertige Gürtelschlaufe. Der Lederhalfter der Gränsfors kann zwar auch am Gürtel befestigt werden, allerdings nur mit dem Riemen, welcher das Beil gleichzeitig auch im Halfter hält; bei starkem Zug oder einer Drehung könnte sich der Druckknopf durchaus öffnen. Zudem schneidet die Klinge bei jedem Einsetzen ins Leder, was nicht gerade zu dessen Haltbarkeit beiträgt.
6. Positives
Fiskars
- unzerbrechlicher Schlagschutz
- scharfe Schneide
- langhaltende Schärfe
- leichter zu schärfen
- sichere Aufbewahrung
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
Gränsfors
- scharfer Schliff
- längere Scheide
- gute Handlage
- klassische, abenteuerliche Optik
- Buch der Äxte mit hilfreichen Tips
7. Negatives
Fiskars
- zu voluminöser Griff
- Hammer(kopf) nur bedingt als solcher einsetzbar
Gränsfors
- schwieriger nachzuschärfen
- spartanischer Lederhalfter
- hoher Preis
8. Fazit
Ungeachtet vom Design, d.h. dem, was zuerst ins Auge fällt, und was sicherlich kein unwichtiger Entscheidungsgrund ist, wäre die Fiskars eigentlich das “bessere” Beil, ihre Vorteile überwiegen einfach. Aber leider katapultiert sie ihr einziger Nachteil, der viel zu dicke und damit unsichere Griff, letztendlich doch auf den zweiten Platz. Nur Menschen mit wirklich großen Händen (ab Handschuhgröße 10-11) könnte sie auf den ersten Griff zusagen. Einzige Abhilfe für alle anderen: Material vom Griff abtragen bzw. das dicke und glatte Holz in eine neue Form schleifen… und dabei am besten auch gleich griffiger machen (Kerb-Muster einarbeiten). Die Gränsfors besitzt keine wirklichen Nachteile, sie ist das ausgereiftere, wenn auch doppelt so teure Beil, mit dazu leider eher unangemessener Scheide.
Hi.
Nette Tests, aber warum schreibst du bei *jedem* ganz normalen Beil – außer beim Gränsfors, der Griff sei zu dick, bzw. gar viel zu dick?
Hast du so kleine Hände? Ich finde das beispielsweise der Giff / Stiel von einer Hultafors-Axt oder auch Beil genau richtig ist, so wie jeder andere den ich kenne auch.
Das ist ein wenig komisch. 🙂
Schöne Grüße
Danke für den Kommentar, jedoch scheint es, als sei er nicht passend zu meinem Beitrag verfasst wurden. Denn was Du dort schreibst, habe ich nicht geschrieben. Ganz im Gegenteil, ich habe meine Handgröße angegeben, und auch die Fotos sind mehr als aussagekräftig. Hast Du Dir dies überhaupt durchgelesen, und die Vergleichsfotos betrachtet, oder auch mal das Fiskars in der Hand gehabt? Über persönliches Empfinden kann man immer diskutieren, meine Reviews jedoch beruhen in erster Linie auf neutralen Fakten, d.h. objektiven Messungen. Und Fakt ist, dass der Griffbereich des Fiskars deutlich zu dick ist, was übrigens auch andere Nutzer mit gleich großen Händen bestätigt haben (Größe 9 = Large, d.h. das sind gewiss keine kleinen Hände.). Beim nächsten Mal bitte erst alles Lesen bzw. sich die Fotos anschauen, damit der Kommentar konstruktiv bleibt, Danke.