Autor: Dominik
Das Bundeswehr 2-Mann-Schlauchboot der Deutschen Schlauchboot GmbH (DSB) ist ein sehr kompaktes, aber dennoch äußerst robustes Paddelboot für abenteuerliche Einsätze auf dem Wasser.
“Nachtrag vom 20.06.2023: Meine Webseite ist komplett werbefrei, meine Arbeit unabhängig, sämtliche Informationen stelle ich Ihnen uneigennützig nach bestem Wissen und Gewissen kostenlos zur Verfügung. Mit einer Spende helfen Sie mir, Ihnen zu helfen, und unterstützen meine Tätigkeiten. Vielen herzlichen Dank!”
1. Produkt
- kleines Schlauchboot für Noteinsätze
- Laut Recherche wurde diese Boot für das Herr der Deutschen Bundeswehr produziert, mir selbst jedoch war es während meiner Dienstzeit unbekannt; bei uns kamen nur größere Schlauchboote für mehr als 10 Personen zum Einsatz. Gerüchteweise habe ich mal gehört, dass diese Boot bei den Kampfschwimmern im Einsatz gewesen sein soll, hierfür fehlt mir jedoch ein entsprechender Nachweis. Wer mehr zur Geschichte dieses Bootes weiß, darf mir gern einen Kommentar hinterlassen.
2. Unternehmen
- DSB, Deutsche Schlauchboot GmbH (seit 1931), Angerweg 5, 37632 Eschershausen, Niedersachsen, Deutschland
- seit 1981 zur Continental AG, seit 2001 zur Survitec Group (Hersteller von Rettungstechnik)
- Produktion in Eschershausen (Niedersachsen) und bis 2008 auch am ehemaligen Standort Großschönau (Sachsen)
- Made in Germany
3. Kauf
- ungefähr 2008: ca. 150,-€ (neuwertig)
- 03/2013: 130,-€ (unbenutzt)
Damals konnte man dieses Modell für circa 150,-€ bei ebay in neuwertigem Zustand erwerben, und ein paar Jahre später hatte ich mir als Ersatz noch ein zweites für erstaunlich günstige 130,-€,-€ gekauft (Privatauktion). Bereits 7 Jahre später war dieses Boot dann nicht nur nicht mehr erhältlich, sondern wurde gebraucht bis zu stolzen 500,-€ gehandelt.
Nach dem Kauf des ersten Bootes habe ich dieses sporadisch 10 Jahre benutzt, und dann wieder in weiterhin gutem Zustand verkauft. Das Ersatzboot, welches ich nie benutzt hatte (nur einmal zur Funktionsprüfung zu Wasser gelassen), habe ich 2020 mit sämtlichem Zubehör und Ersatzboden nach München verkauft. Der Käufer hatte mir später noch ein Foto seines Paddelabenteuers auf der Inn geschickt, leider konnte ich mich dann dafür jedoch nicht mehr über die bereits geschlossene Nachrichtenfunktion auf dem Kleinanzeigenmarkt bedanken. Sollte er dies zufällig lesen: “Vielen Dank für das Foto, ich hoffe Du hattest viel Freude mit dem Boot”.
4. Spezifikationen
- Material: Polamidgewebe Butylgummi beschichtet
- Länge: 215 cm
- Breite: 105 cm
- Höhe Bug: 40 cm
- Höhe Heck: 26 cm
- Packmaß: 40 x 35 x 20 cm
- Gewicht Boot: 3,3 kg
- Gewicht mit Zubehör: 4,9 kg (Boot, 2 Paddel, Pumpe mit Schlauch, Beutel)
5. Praxis
Fotos von meinen damaligen Einsätzen auf Seen und Flüssen hat es nie gegeben, denn ich war dort meist allein unterwegs, besaß zu dieser Zeit nur ein Mobiltelefon ohne Fotofunktion, und in einen derart kleinen Boot war es mit einfach zu heikel meine damals noch analoge Kamera aus dem wasserdicht verpackten Rucksack zu holen. Erst später waren wir wenige Male zu zweit unterwegs (kurzzeitig sogar zu dritt mit großem Hund!), aber hier ohne jegliche Technik bzw. Elektronik an Bord. Die hier gezeigten Fotos stammen überwiegend vom unbenutzten Boot, welches ich wie beschrieben, als letztes verkauft hatte; zur Konservierung hatte ich es damals ordentlich mit Talkum eingepudert.
Die Ausstattung des Bootes ist übersichtlich: eine Luftkammer für den Schlauch, eine weitere für den Boden, dazu fünf rundherum angebrachte Griffe, das war’s. Heute würde man es als Packraft bezeichnen, damals war mir dieser Begriff noch völlig unbekannt, aber genau als solches hatte ich es genutzt. D.h. ich habe es nicht nur gezielt mit zum Wasser genommen, sondern hatte es auch bei Wanderungen mit dabei, wo ich beispielsweise einen Fluss überquert habe, oder dabei auch mal ein paar Kilometer stromabwärts gepaddelt bin. Somit bin ich bereits ge-packraftet, als es weder Packrafts noch den Begriff dafür gab, und bei der Bundeswehr erfolgte dies natürlich auch schon viel eher. Möglicherweise gibt es heute noch etwas kompaktere Packrafts, aber für damalige Verhältnisse waren Gewicht und Packmaß in Bezug zur Robustheit praktisch konkurrenzlos. Warum man bei der DSB den Trend des Packrafts verschlafen hat, ist mir schleierhaft, war dieser Hersteller in Deutschland doch im Prinzip der Pionier auf dem Gebiet kompakter hochwertiger Schlauchboote.
Man glaubt es kaum, aber dieses Boot ist, dafür, dass es noch relativ leicht ist, sehr robust, und aufgepumpt auch erstaunlich fest. Der Boden ist so stabil, dass man auf diesem im Wasser tatsächlich stehen kann. So etwas ist heute bei keinem Badeboot, und nur bei sehr hochwertigen teuren, aber auch deutlich größeren, Schlauchbooten möglich.
Paddel
Zum Boot gehören zwei sehr kompakte, teilbare Paddel, bestehend aus Aluminiumschaft und aufsteckbarem Kunststoffblatt. Gewicht pro Paddel 460 Gramm, BW-Versorgungsnummer 2040-12-167-3322. Nutzt man das Boot kurzzeitig als Packraft, sind diese Paddel bezüglich ihres Packmaßes nicht zu unterbieten. Möchte man jedoch etwas länger paddeln, sollte man wirklich ein Paddel mit längerem Schaft sowie vollwertigem Handknauf mitführen. Andernfalls kann das Paddeln sehr umständlich und mühsam sein, zudem befindet man sich mit einem derat kurzen Paddel auch zu nah am Wasser, d.h. läuft Gefahr die Wanderkleidung unnötig zu durchnässen.
Blasebalg
Der zum Boot gehörige Blasebalg “Herkules” der Firma Wegu gibt entsprechend seiner Abmaße zwar nicht sehr viel Volumen her, und man benötigt schon eine ganze Weile zum Aufpumpen (ca. 15min), macht jedoch in puncto Haltbarkeit seinem Namen alle Ehre. Denn er ist ist genau so robust wie das Boot selbst, und praktisch unkaputtbar, zudem kann der Boden für Reinigungsarbeiten ganz leicht heraus genommen werden. Auch hier gilt: für die Nutzung als temporäres Packraft ist er bestens geeignet, nutzt man das Boot zum Badespass, oder muss es öfter aufpumpen, sollte man sich eine Pumpe mit mehr Volumen zulegen. Einzig den originalen Gummischlauch der mir deutlich zu kurz, und an den Enden bereits porös war, habe ich gegen einen durchsichtigen Schlauch aus dem Baumarkt ersetzt.
Ersatz-Boden
Nach dem Kauf des zweiten Bootes dachte ich mir, ein neuer Ersatzboden auf Lager könne nicht schaden; 30,-€ empfand ich damals als recht günstig. Allerdings waren alle Ängste übertrieben, hatte ich doch nie Beschädigungen am Boot zu beklagen. Daher habe ich diesen Boden, genau wie auch das zweite Boot, im unbenutzten Neuzustand mit verkauft.
Aus heutiger Sicht ein wenig schade, könnte man diesen doch auch gut als sehr stabile Solo-Luftmatratze nutzen. Wobei ich nicht sagen kann, wie hoch die Traglast dieses doch nur relativ dünnen Bodens gewesen wäre; für einen großen Hund jedoch hätte es sicher ausgereicht.
6. Positives
- kompaktes Packmaß
- leicht
- robust
- relativ viel Stauraum
- preiswert (damals)
7. Negatives
- wird schon lange nicht mehr produziert, und ist auch von privat so gut wie nicht mehr erhältlich
8. Fazit
Das BW-2-Mann-Schlauchboot der DSB GmbH eignet sich nicht nur als militärisches Not-Boot, sondern auch für jeden nur denkbaren Paddelspass auf dem Wasser, inklusive dem immer mehr in Mode gekommenen Packrafting. Eine Person mit großem Rucksack und Hund oder Klapp-Fahrrad passt problemlos ins Boot, und tatsächlich finden mit etwas weniger Ausrüstung auch zwei Personen ihren Platz. Und all dies bei wirklich ausreichender Robustheit, welche die Haltbarkeit der meisten Badeboote deutlich übersteigt.