Autor: Dominik
In diesem Beitrag stelle ich mein Zubehör-Paket für ein vollständig einsatzbereites Tarp, sowie auch einige praktische Aufbauvarianten vor.
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1. Tarp
Ein Tarpaulin (Persenning, Zeltbahn) ist eine Plane, die vor allem bei militärischen Anwendungszwecken als Wetterschutz, Regencape, Behelfstrage, Zelt, und zur Tarnung dient. Je nach Form und Ausführung können mitunter mehrerer solcher Planen (mindestens zwei = „Bundeswehr Dackelgarage“) zur einer größeren zusammen geknöpft werden. Im Rahmen der fortschreitenden Vermarktung der Outddor-Branche wurden neben robusten und schwereren militärischen auch zahlreiche zivile Tarps (Kurzform von Tarpaulin) entwickelt, darunter zunehmend auch Ultraleicht-Versionen mit vergleichsweise geringen Materialstärken.
2. Zubehör
Mit nur einer Plane kann man relativ wenig anfangen, außer diese einfach auf den Boden zu legen, oder sich darin mit einer Decke schützend einzuwickeln. Um einen nutzbaren Aufbau als Schutzunterkunft herzustellen ist weiteres Material notwendig, mindestens jedoch Seile und Heringe, sowie (wenn keine Bäume vorhanden sind) Stöcke, die das stützende Gestänge bilden. Je flexibler man bei den Aufbaumöglichkeiten sein möchte, desto mehr Zubehör ist notwendig, und desto schwerer wird die Gesamtausstattung. Wo zum Beispiel ein mittelgroßes Tarp allein 1kg wiegt, liegt das Gesamtgewicht meiner folgender Ausstattung bereits bei 2,8kg!
- Tarp FronTier One Ranger 3, 70D-Nylon, PenCott Greenzone, 2,80 x 3,30m: 1.051g
- 19x Edelstahl Schlüsselringe (für jede Schlaufe): 85g
- 15x Aluminium Karabinerhaken mit Auge für Abspannleinen: 43g
- 12x Clamcleat Seilspanner für Abspannleinen: 24g
- 15m Edelrid Powerloc 6mm (als Fürstleine): 372g
- 10x Abspannschnüre Paracord 550 inkl. Karabinerhaken (s.o.) und Seilspannern Clamcleat: 210g
- 4x Abspannschlaufen Prusik für Fürstleine: 50g
- 8x Heringe Hilleberg Y-Peg: 120g
- 3x Packbeutel Lixada (3, 5, 8l): 105g
- 1x Bundeswehr Nässeschutzplane 2,20 x 1,00m: 405g
- 2x Leki Makalu Ultralight Carbon Trekkingstöcke: 400g
3. Firstschnur spannen
Die Fistschnur sollte im Durchmesser immer stärker als die einzelnen Abspannleinen, und vor allem auch stärker als die Prusikschlaufen sein. Denn ein Prusikknoten in gleicher Seilstärke wir das Seil um das er gelegt wird, kann nie die gleiche Sperrwirkung gewährleisten.
Ein Ende der Schnur besitzt eine feste Schlaufe, und wird damit als Schlinge um den einen Baum gezogen. Mit dem anderen Ende geht man einmal um den Baum herum, dann über (oder auch unter) die Schnur und in entgegengesetzter Richtung wieder um den Baum zurück, womit die Schnur gespannt wird. Nun wird das Schnurende als Schlinge über die gespannte Schnur gelegt, einmal um sich gedreht, und durch die diese gedrehte Schlaufe wird das Schnurende als Schlaufe durchgezogen. Man zeiht also eine Schlaufe durch eine Schlaufe. Die nun arretierte Schlaufe wird entweder mit einem Stock fixiert, oder um die gespannte Schnur verknotet.
4. Trekkingstöcke nutzen
In der Länge ausziehbare Trekkingstöcke lassen sich universell als Tarpgestänge nutzen. Je nach Konstruktion sowohl mit dem Griff oder mit der Spitze nach oben. Auch an der Handschlaufe kann mit einem Karabinerhaken das Tarp in der Höhe fixiert werden.
4. Einfache Varianten
Auch mit wenig Kreativität lassen sich bereits Aufbau-Varianten erreichen, die eine angemessene Schutzwirkung bieten.
Schräge & Dach
Die einfachste Form ist die Nutzung als gerade Fläche, entweder schräg (als Wind,- Sonnen- oder Sichtschutzschutz) oder waagerecht (als Sonnen,- oder Regenschutz).
Auf Tour nutze ich ein Tarp regelmäßig als Vordach am Fahrzeug oder Zelt, sowie auch als Brücke zwischen Fahrzeug und Zelt.
Schräge mit Vordach
Eine sehr geeignete Variante, möchte man bei vergleichsweise großer Nutzfläche unter dem Tarp möglichst viel Sonnen- als auch Wind- und Sichtschutz haben.
A-Profil
Als reines Dach eignet sich der schräge Giebel, den man sowohl direkt auf den Boden setzen, oder auch mit Spannleinen als „fliegendes“ bzw. hochgesetztes A-Profil nach oben verlängern kann.
Hängematten-Tarp
Je nach Länge des Tarps und der Hängematte kann man dafür das „fliegende“ A-Profil in gerader Spannlinie wählen, oder versetzt dieses über zwei gegenüberliegende Eckpunkte diagonal auf der Firstschnur, um so noch mehr abgedeckte Länge über der Hängematte zu erhalten.
5. Lagerfeuer-Varianten
Um die Wärme eines Lagerfeuers, vor allem bei tiefen Temperaturen, möglichst effektiv zu nutzen, lässt sich mit einem Tarp eine Art Hitzereflektor aufstellen, welcher dann auch vom Rücken etwas Wärme speichert.
Adirondack Shelter
Hier wird eine Schräge errichtet, bei der die Seiten etwas nach vorn versetzt, und die Rückwand leicht nach hinten abgespannt wird, um damit eine Art Halbkugel zu erreichen. Diese Variante kann man, je nach Größe der Feuers, mit oder ohne kleinem Vordach errichten. Wird dieses nicht benötigt, wird es einfach nach hinten umgeschlagen und an einer hinteren Öse arretiert.
Plow Point Shelter
Hat man nur einen Baum zur Verfügung kann man eine obere Ecke des Tarps mit einer langen Schnur möglichst weit oben an diesem befestigen, und dann, wie auch bei zuvor gezeigten Variante, alle anderen Punkte in Halbkreisform auf dem Boden abspannen. Zum Schutz des Baumes vor dem Feuer ist hier vor allem auf einen möglichst großen Abstand zur Vegetation zu achten. Ohne Feuer, und nur als einfach Notunterkunft (z.B. bei Starkregen) kann das Tarp natürlich weit an den Baum heran gestellt werden.
6. Unauffällige Varianten
Diese sogenannten Tarn- oder Stealth-Aufbauten eignen sich vor allem für militärisch-taktische Anwendungen, wo ein möglichst niedriges Profil im Vordergrund steht.
C-Profil
Das C-Profil ist eine Schräge mit Vordach und Bodenplane, abgestützt an zwei Trekkingstöcken. Die Plane des Vordachs wird dabei nach innen umgelegt, und entweder lose eingehangen (als optionales Staufach für Utensilien) oder mit einem weiteren Prusikknoten straff an der Firstschnur gespannt.
Biwak-Tarp
Dies ist die wohl engste Aufbauvariante mit maximalem Wetterschutz von oben und unten. Die beiden Stücke der Bodenplane werden doppelt übereinander gelegt, und können zusätzlich auch mit den Heringen arretiert werden. Für maximalen Schutz kann man z.B. Ausrüstung in den Fußraum stellen, und dieses Ende miteinander verschließen.
L-Profil
Diese Variante ist ein guter Kompromiss aus Biwak-Trap und C-Profil, und ermöglicht bei ausreichend Schutz auch das Unterbringen von umfangreicher Ausrüstung, zur Not auch einer zweiten Person.
Stealth-Shelter
Folgende Versionen lassen sich sowohl an einer Firstschnur, oder einer Firstschnur mit zwei Trekkingstöcken, oder (wenn kein Baum zur Verfügung steht) mit zwei bis vier Trekkingstöcken errichten.
Bei der einfachen Variante besteht der Nachteil in der nur geringen Liegefläche und der darüber liegenden störenden Schräge. Zwar kann man die Schräge mit Trekkingstöcken nach oben drücken, aber dann wiederum stören die Trekkingstöcke.
Bei der komplexeren Variante werden die Trekkingstöcke als Eckpfosten nach außen gesetzt, womit man deutlich mehr Schutzraum erreicht.
7. Zelt-Varianten
Die zeltähnlichen Aufbauvarianten bieten sowohl eine hohe Schutzwirkung als auch die Möglichkeit des bequemen Sitzens darunter, bedingen jedoch auch eine große Anzahl an Heringen (mindestens 10 Stück).
Tarp-Tipi
Diese relativ einfache Konstruktion kann sowohl an einer Firstschnur aufgesetzt, oder (bei nicht vorhandenen Bäumen) mit ein bis zwei Trekkingstöcken errichtet werden. Konstruktionsprinzip ist immer da gleiche: ein fixer Hochpunkt an der Mitte einer Außenkante des Tarps, und alle anderen Punkte auf dem Boden arretieren.
Tarp-Tent
Dies ist der wohl komplexeste Zelt-Aufbau mit der höchsten Schutzwirkung von allen Seiten. Das Prinzip an sich ist einfach: um einen Trekkingstock herum werden fast alle Seiten mit dem Boden verankert. Aber der Aufbau dauert ein wenig, weil man die Heringe im Boden jeweils neu abspannen muss, wenn andere gesetzt wurden, man muss also oft korrigieren. Je weiter man den Trekkingstock zur Mitte hin setzt, desto höher die mittlere Innenhöhe, und desto flacher der Eingang (empfehlenswert bei Starkregen und/oder starkem Wind). Optional lässt sich die Innenhöhe auch mit einem zweiten Trekkingstock erweitern, allerdings stören diese Stöcke dann auch meist.
8. Fazit
Ein Tarp bietet universelle Einsatzmöglichkeiten und zahlreiche Aufbauvarianten, welche praktisch nur von der Fantasie des Anwenders begrenzt werden. Dennoch kann es die Funktionen, und den Schutz eines Zeltes nicht ersetzen, und eignet sich in erster Linie für temporäre Schutzmaßnahmen als auch für Menschen, die der Natur mit all ihren Charakteren möglichst nahe sein möchten.