Autor: Dominik
Der Optimus Polaris Optifuel ist ein leistungsstarker und wintertauglicher Mehrstoffkocher für Gas- und Flüssigbetrieb.
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1. Produkt
Kompakter Ganzjahres-Flüssigbrennstoffkocher
2. Unternehmen
- Optimus, Schweden (seit 1899)
- Optimus ist seit 2007 eine von vielen Marken der Katadyn Gruppe (Katadyn = Gründungsmarke), welche sich auf autarke Nahrungs- und Trinkwasserversorgung spezialisiert hat. Zu den Kunden der Schweizer Unternehmensgruppe im Outdoor- und Marinebereich zählen Industrie, Kommunen, humanitäre Hilfsorganisationen, und Militär.
- Katadyn Produkte AG, Pfäffikerstrasse 37, 8310 Kemptthal, Schweiz bzw. Katadyn Deutschland GmbH, Hessenring 23, 64546 Mörfelden-Walldorf, Deutschland
- Made in Taiwan
3. Kauf
- 09/2021: 158,-€ inkl. 400ml Flasche (UVP um 230,-€)
Passend zu meinem Optimus Vega, welchen ich zwischen Frühjahr und Herbst nutze, wollte ich nach einigen älteren Petroleumkochern einmal schauen, wie sich ein moderner, druckbetriebener Flüssigbrennstoffkocher macht.
4. Spezifikationen
- Maße (gefaltet): 140 x 80 x 65 cm
- Gewicht Kocher: 327g (Herstellerangabe 330g)
- Gewicht Pumpe: 149g
- Gewicht mit Pumpe: 476g (Herstellerangabe: 475g)
- Gewicht komplett: 569g (inklusive Tasche, Windschutz, Werkzeug)
- Stahlflexleitung: xx cm
- Brennstoff: Gas (Propan, Butan, Isobutan), Reinbenzin, Petroleum, Benzin, Diesel, Kerosin
- Leistung Gas: 1.400W (EN417) / 2.600W (EN521) / 3.700W (in 4-seasons-mode)
- Leistung Benzin: 4.200W
- Brenndauer 230g Gaskartusche bei Maximalleistung: 105 min
- Brenndauer 400ml Benzinflasche: 100min
- Kochzeit für 1 l Wasser (Herstellerangabe): Gas 4 min / Benzin 3,4 min
- Kochzeit für 1 l Wasser (eigene Messung bei 8°C): Gas 12:13 min / Benzin 5:48 min
- Lautstärke: Vorheizen 65 dB, Betrieb 80-90 dB
5. Praxis
Aufbau
Eingeklappt ist der Kocher noch relativ kompakt, sperrigstes Teil ist der weit abstehende Regulierhahn mit einklappbarer Regulierschraube. Beim Gewicht kann man jedoch nicht unbedingt von leicht reden, wiegt der Kocher mit sämtlichem Zubehör im Transportbeutel (aber noch ohne Brennstoffflasche!) knapp 600g.
Zum Öffnen klappt man die drei seitlichen Füße über jeweils einen Federmechanismus hinaus.
Entfaltet bietet der Polaris sowohl einen sicheren Stand auf dem Untergrund, als auch eine obere sichere Aufstellfläche für das Kochgeschirr.
Am Ende das flexiblen Brennstoffschlauches sitzt drehbar der Gewindekopf zur Aufnahme des Brennstoffbehälters, welcher innen mit einem Gummi-O-Ring abgedichtet ist.
Betriebsarten
Als Mehrstoffkocher kann der Polaris Optifuel sowohl mit Gas als auch mit Flüssigbrennstoff betrieben werden, ohne dass dazu eine Düse gewechselt werden muss. Allerdings gilt zu beachten, dass der Flüssigbetrieb mit allen anderen Brennstoffen außer Reinbenzin (z.B. Diesel) die Düse mehr oder weniger schnell verschmutzt.
Die schnelle Düsenreinigung unterwegs bzw. während es Betriebs kann mit dem mitgelieferten Werkzeug vorgenommen werden, welches einen Magneten enthält. Diesen führt man einfach unter dem Kocher hin und her, und man hört, wie sich die Düse dabei bewegt. Natürlich ist dies kein Allerheilmittel gegen eine völlig verkohlte Düse; dann muss das Werkzeug genutzt werden, um den Brenner zur Reinigung zu zerlegen.
Betrieb
Im Gasbetrieb kann sowohl normale, als auch im 4-seasons-mode, d.h. mit Flüssiggas verbrannt werden. Hierfür ist, wie auch bei einem Gaskocher, keine besondere Vorgehensweise notwendig: einfach Gaskartusche anschrauben, Feuerzeug an den Brenner halten, Regulierschraube aufdrehen, und ausströmendes Gas entzünden. Das klappt nicht immer sofort, aber dennoch relativ zuverlässig.
Der Betrieb als Flüssigbrennstoffkocher erfordert dahin gegen schon ein wenig mehr Übung, sowie auch technisches Verständnis der Funktion. Nachdem die Brennstoffflasche bis maximal zur obersten Markierung mit Flüssigbrennstoff gefüllt wurde, wird die Pumpe eingeschraubt. Dieser Einschraubvorgang sollte mit viel Sorgfalt geschehen, denn nur die kleinste Undichtigkeit kann sowohl zum unbemerkten Auslaufen, als auch zur Nicht-Funktion des Kochers führen.
Als nächstes wird in der Flasche durch Pumpen Druck aufgebaut bzw. das vorhandene Luftvolumen komprimiert. Abhängig vom Füllgrad der Flasche sind dafür weniger oder mehr Pumpbewegungen notwendig; bei maximal aufgefüllter Flasche sind es ca. 20. Dann wird das (bis hierher noch verschlossene) Ventil an der Flasche geöffnet, und diese mit der Kennzeichnung „ON“ sichtbar noch oben waagerecht hingelegt. Nun wird die Regulierschraube sehr kurz (ca. 2-3Sekunden lang) geöffnet und wieder geschlossen. Dadurch strömt Flüssigbrennstoff in den Brenner, welcher dann sofort mit einem Feuerzeug entzündet werden muss. Während der Brennstoff abbrennt, heizt sich der Brenner auf (Vorheizen), dieser Vorgang dauert in etwa 20-30s (je nach Bedingungen). Kurz bevor aller Brennstoff verbrannt ist, und die Flamme droht zu erlöschen, dreht man die Regulierschraube am Kocher langsam auf, erst nur wenig, dann mit besser brennender Flamme bis zur gewünschten Position weiter. Damit ist der Kocher betriebsbereit, und brennt hörbar laut mit unregelmäßigem Puffergeräusch. Durch die hohe Lautstärke ist man weder unauffällig unterwegs, noch kann man während des Betriebes seine Umgebung ausreichend wahrnehmen (ungünstig bei Solo-Wildnis-Touren). Sollte das Vorglühen nicht funktionieren, und die Flamme erlischen, muss dieser Vorgang nach abkühlen des Brenners wiederholt werden (nicht sofort, denn sonst verdampft der dafür zugeführte Brennstoff umgehend auf dem heißen Kocher).
Ja nach Dauer des Kochvorganges und Füllvolumen der Flasche muss ggf. zwischenzeitlich durch Pumpen wieder neuer Druck in der Flasche aufgebaut werden, denn durch abnehmenden Brennstoff dehnt sich die Luft in der Flasche aus, und lässt den Fülldruck sinken; man merkt dies an einer abnehmenden Leistung. Für nur kurze Kochvorgänge von ca. 10min ist dies meist nicht notwendig, bei 30min Kochdauer wird ca. 1-2Mal nachgepumpt. Ausreichend Brennstoff sollte natürlich von vorn herein in der Flasche sind, denn bei heißem Kocher sollte man aus Gefahrenschutzgründen vermeiden, die Flasche zu öffnen. Zum Ende des Kochvorgangs kann man entweder einfach die Flasche um 180° umdrehen (Stellung „OFF“ sichtbar oben), und noch ca. 30s Restbrennstoff im Schlauch nutzen (dies mit einkalkulieren), oder falls dies nicht funktionieren sollte (mal klapp es, mal aber auch einfach nicht), einfach das Ventil an der Flasche zudrehen (das Ventil am Brenner erst danach schließen). Nach dem Herausnehmen der Pumpe aus der Flasche, muss sowohl der Schlauch als auch die Pumpe entleert werden, damit später beim Transport kein Kraftstoff ausläuft (Gefahr der Selbstentzündung!). Hier empfiehlt es sich, die Pumpe in einen Lappen einzuwickeln, den man sowieso benötigt, um hinterher allen Brennstoff von der Flasche zu wischen.
Kochzeit
In einem großen Vergleich habe ich mehrere Kocher bezüglich ihrer Kochzeit miteinander verglichen, siehe ungeschnittenes Video zum Vega.
Laustärke
Der Polaris ist leider alles andere als leise, um nicht zu sagen, der lauteste Kocher, den ich besitze. Je nach Brennstoff variiert die Lautstärke hörbar: 70dB auf Gas, 83dB im 4-Seasons-Mode, 88dB auf Reinbenzin.
Windschutz & Reflektor
Zum Kocher gehören auch ein umlaufender Windschutz, sowie ein unterer Hitzereflektor, beides faltbare Aluminiumbleche. Den zweifach verstellbaren Windschutz sollte man, um Brennstoff zu sparen, möglichst immer nutzen, auch reflektiert er Hitze zum Kochgefäß, und macht den Kocher somit nochmals effektiver. Das runde Blech zum Unterstellen macht zum Beispiel Sinn, will man einen verkohlten Untergrund (z.B. Vegetation) vermeiden, oder dass der Kocher im Schnee einsinkt bzw. diesen zu stark auftaut.
Verschleiß
Nach 6 Wochen kochen mit dem Polaris, auf seiner ersten Tour in Lappland, sieht der Kocher zwar nicht mehr ganz so schön aus, funktioniert aber nach wie vor tadellos. Einzige Verschleißerscheinung ist das Funktions-bedingt angekohlte Flies; hier schadet es gewiss nicht, wenn man so etwas als Ersatzteil bei sich führt.
Ersatzteile
Für den Nova sowie Polaris Optifuel bietet Optimus zwei Ersatzteil-Sets an, ein kleines mit den gängigsten Verschleißteilen (Service-Kit, 25,-€), und ein großes mit zusätzlichen Ersatzteilen (35,-€). Folgend ein Vergleich beider, die Maße der einzelnen O-Ringe (4 x 2.5mm, 2.8 x 1.8mm, 2.2 x 1.7mm) werde ich später den Funktionen zuordnen, sobald das Set bei mir zur Anwendung kommt. Ebenfalls erhältlich sind der Windschutz (Artikelnummer 8018802, 12€), sowie das Multitool (8016365, 15€).
Ersatzteilset light, 8016305 | Ersatzteilset, 8017632 |
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Schmiermittel | Schmiermittel |
Vorheizpad | Vorheizpad |
Pumpenleder | Pumpenleder |
2x Brennstofffilter | 2x Brennstofffilter |
Flachdichtung für Pumpe | Flachdichtung für Pumpenkopf |
1x O-Ring für Bajonettverschluss | 1x O-Ring für Bajonettverschluss |
2x O-Ring für Spindel (blau) | 2x O-Ring für Spindel (blau) |
1x O-Ring für Pumpenspindel | 1x O-Ring für Pumpenspindel |
Pumpenventilgehäuse | |
Pumpenventil | |
Ventilfeder | |
Düse | |
Reinigungsnadel | |
Gumminippel | |
Schutzkappe | |
2x Brennerplatte |
6. Positives
- leistungsstark
- universeller Einsatz
- je nach Brennstoffart vollwertig wintertauglich
- relativ kompakte Transportmaße
- niedriger Schwerpunkt, sehr standfest
- mitgelieferter Windschutz
7. Negatives
- sehr laut
- unsauberer Umgang mit Flüssigbrennstoffen
- keine sichere Bedienung im Zelt möglich
- teilweise umständliche Bedienung
- Funktion nicht immer zuverlässig
- brennstoff-abhängige Wartungsintervalle
- verhältnismäßig teuer
- nicht belegbare Herstellerangaben zur Kochzeit
8. Fazit
Der Polaris Optifuel ist weder leise, noch einfach oder gar sauber zu bedienen. Dafür jedoch bietet er eine sehr hohe Leistung, d.h. ein schnelles Kochen, einen vollwertigen Winterbetrieb, sowie eine gewisse Flexibilität was die Brennstoffe angeht.
Hallo
Wie schützt Du das Gewinde an der Pumpe an das der Schlauch des Kochers angeschraubt wird, während des Transports?
Ich habe dafür aus dem großen Ersatzteil Set den Gummischutz drüber gestülpt,
Danke
Gruß
Robert
Hallo Robert, das ist eine sehr gute Frage, denn hier hat der Hersteller offenbar etwas „vergessen“. Und meine Lösung dafür scheint recht ähnlich zu Deiner zu sein. Für beide Gewindeanschlüsse habe ich aus einem alten Handwerker-Dichtungsset einen halbwegs passenden Stopfen gefunden. Ein Foto davon kann ich leider nicht mehr nachreichen, da ich mich vor meiner Lappland-Tour im Herbst 2022 vom Polaris zu Gunsten des Nova getrennt habe. Dieser hat übrigens solch eine Kappe mit dabei;-)
Beste Grüße, Dominik