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Geländewagen, SUV, Crossover?

Da zahlreiche Fahrzeugbesitzer, von der Industrie, die den Markt mit sog. SUV überschwemmt, geblendet sind, und denken, sie hätten einen Geländewagen vor der Tür und viele Medien zum Thema „4×4“ nur Nonsens verbreiten, hier die fachliche Richtigstellung…
Pkw mit Allradantrieb hat es von vielen Automobilherstellern schon immer gegeben, nur waren diese keine Modeerscheinung, sondern wurden von einer sehr kleinen Käuferschicht gezielt ausgesucht, da für sie der Allradantrieb notwendig, der Geländewagen aber zu teuer oder nicht gewünscht war (z.B. VW Golf II Cross Country, Fiat Panda 4×4, Audi A6 allroad, Subaru, usw.). Optisch waren diese Fahrzeuge aber alle nicht an reinrassige Geländewagen angelehnt, denn diese gab es damals ja noch zu kaufen. Es waren höhergelegte Pkw mit Allradantrieb, heute würde man sie als Crossover bezeichnen.
Ein Geländewagen (Englisch: cross-country vehicle, off-road vehicle, all-terrain vehicle) ist laut Definition ein Mehrzweck-Pkw, der auch zum Gütertransport geeignet und durch seine Beschaffenheit und Antriebsart voll geländegängig ist. Dies setzt u. A. einem Leiterrahmen, zwei angetriebene Starrachsen (im Idealfall mit Sperrdifferentialen), eine Getriebeuntersetzung, ausreichend Bodenfreiheit und möglichst kurze Böschungs-und Rampenwinkel voraus. Die ganze Fahrzeugtechnik soll dem Einsatzzweck möglichst einfach und robust ausgelegt sein. Aufgrund des Einsatzes in ablegenden Gebieten der Erde wird zu Gunsten der Kraftstoffverträglichkeit und Reparaturfreundlichkeit auf aufwendige Motorelektronik verzichtet. Pickups mit Allradantrieb bieten ähnliche Eigenschaften, haben jedoch einen noch größeren Nutzcharakter.
Mitte der 90er Jahre hat man alle reinrassigen Geländewagen als umweltschädliche Spritfresser und gefährliche Umweltgegner verpönt, die eh schon geringen Verkaufszahlen fielen in den Keller, zusätzlich machten Politik und Industrie ihnen den Gar fast komplett aus. Fahrzeugoptiken wurden windkanalgestylt, gut verschränkende Starrachsen wurden durch kostengünstigere Einzelradaufhängungen ersetzt, teils entfiel damit auch der Leiterrahmen, durch strengere Abgasvorschriften erfolgte die Motorsteuerung nun elektronisch statt wie vorher zuverlässig mechanisch. Erstmals entstand der Begriff SUV; diese Sport-Utility-Vehicle waren nicht mehr ganz so robust und geländegängig wie ihre reinrassigen Urväter, besaßen aber durch Allradantrieb und Getriebeuntersetzung immer noch eine recht passable und für die meisten Einsatzzwecke ausreichende Geländegängigkeit; auch konnte man sie tatsächlich noch zum Lastentransport nutzen. Viele Geländewagenmodelle wurden vom Hersteller im Zuge von Modellpflegen zu SUVs degradiert.
Nun hielt der Unfall-, besonders der Fußgängerschutz Einzug; das Nachgeben der Fahrzeugeile war wichtiger als der Schutz des Fahrzeuges im Gelände. Parallel dazu wurden auch die Frontschutzbügel, welche bei artgerechtem Einsatz notwendig waren, gesetzlich verboten. Einen SUV konnte man nicht weiter „ver-pkw-sieren“, es war wesentlich lukrativer einen Pkw zu ver-suv-en. Mit angeblich geringen Kraftstoffverbräuchen konnte man Sparsamkeit, mit Höherlegung und stylisch-hübschen Karosserie-Assescoires Abenteuer und Geländegängigkeit suggerieren. Echter Allrad wäre zu teuer und würde die breite Masse eh nicht benötigen, aufwendige Antriebskonzepte oder gar eine Getriebeuntersetzung waren daher nicht vorgesehen. Wie im Fahrzeugsektor sowieso üblich, stiegen die Außen- aber nicht die Innenabmessungen, Passagiere hatten also gleiche Platzverhältnisse wie in einem handelsüblichen Pkw und es passte auch keine Euro-Palette mehr in den Kofferraum. Die Karosserie wurde einfach nur unübersichtlich, was aber nicht weiter störte, denn für die Stadt gab es ja Einparkhilfen und ins Gelände würde mit diesen Fahrzeugen eh niemand fahren. Zusätzlich hielten nette Gimmicks wie Elektronische Differentialbremse, Bergabfahrhilfe, Fahrerlebnisschalter mit Offraod-Modus, etc. Einzug – elektronische Fahrerassistenzsysteme die zwar keine zuverlässige Mechanik ersetzen konnten, aber das Gefühl vermitteln sollten „wenn man will, könnte man“. Mit einem Sportlichen Nutzfahrzeug (SUV) hatte das dann zwar nichts mehr zu tun, ließ sich aber im allgemeinen Trend gut verkaufen. Warum? McDonalds macht es vor: man nehme einen Burger der nur mittelmäßig läuft, aus dem Programm um ihn dann, teils abgewandelt, mit neuer Vermarktung wieder einzuführen. Das Abenteuergefühl hat den Konsumenten der Automobilindustrie durch Wegfall der Geländewagen lange gefehlt, nun bietet man es ihnen wieder an, nur anders verpackt. Den McFarmer haben einige vermisst, bleibt abzuwarten wann BigXtraBBQ und Kirschtasche wieder auftauchen und man Comprex-Lader oder Wanckel wieder mit neuer Verpackung belebt.
Dieser Entwicklung haben wir es zu verdanken, dass nun Fahrzeuge unsere Straßen befüllen, die tatsächlich noch sinnloser sind, als es für einige damals die Geländewagen schienen. Fahrzeuge, die noch weniger Nutzen haben als eine Umweltzone, die über nicht mehr Bodenfreiheit verfügen und in die nicht mehr Ladung hinein passt, als ein 70er-Jahre Pkw, die weniger geländetauglich sind als ein 20Jahre alter Subaru Justy. Sie taugen weder dazu den Bauern bei Schlechtwetter auf sein Feld zu bringen, noch einen größeren Hänger zu ziehen. Eben weil Ihnen sämtliche reinrassigen 4×4-Gene fehlen. Ob dies noch SUV, sind, mag jeder selbst entscheiden. Fakt ist: S(port) – tatsächlich sportlich sind sie nicht, U(tility) – einen überdurchschnittlichen Nutzwert haben sie gewiss auch nicht, V(ehicle) – Fahrzeuge sind es jedoch noch. Durch Unwissenheit wird heute leider alles als SUV bezeichnet, sowohl die echten Geländewagen, als auch eben diese Crossover. Eine konsequente Trennung in 3 Kategorien fällt aber schwer, denn die meisten Hersteller ziehen, um möglichst eine große Käuferschicht anzusprechen, selber keine klaren Grenzen.
Geländewagen werden nach wie vor für zahlreiche Einsatzzwecke weltweit benötigt, sei es für militärische, humanitäre oder ganz alltägliche Dienste, jedoch für Europa aber so gut wie nicht mehr produziert – zum Ärger vieler Jäger, Förster, Landwirte, Grubenarbeiter, Bergwachten, Rettungsdienste, Hilfsorganisationen, Spezialeinsatzkräfte, Wildhüter, Kamerateams, Offroad-Fans und Fernreisenden.
Ist man sich unsicher, was man nun eigentlich besitzt, testet man dies am besten auf einem Offroad-Gelände (in Deutschland ist das Befahren von Wald- und Feldwegen verboten). Muss man schon aus einer der flacheren Schlammpfütze gezogen werden und bleibt man auf der ersten Bergkuppe hängen, fährt man entweder die falschen Reifen oder ganz sicher keinen Offroader. Sind gar irgendwelche Kunststoffteile abgefallen und klappern plötzlich Aufhängungsteile, bleibt man, auch wenn die Geländewagenfahrer dann weniger zu Lachen haben, in Zukunft besser auf der Straße.

Geländewagen
(waschechte Offroader) Typische SUV Crossover
(Pkw mit Abenteueroptik)
Toyota Landcruiser Toyota 4-Runner Toyota RAV4
Landrover Defender Ford Explorer Rover Freelander
Landrover Discovery Ford Excursion Ford Kuga
Nissan Pathfinder Dacia Duster
Nissan Patrol Nissan Terrano Nissan Quashqai
Mercedes G Mercedes ML Mercedes GLA
Volkswagen Touarek VW Golf II Cross Country
Opel Montery / Isuzu Trooper Opel Frontera Opel Mokka
Mitsubishi Pajero / Hyundai Galloper Audi Q7 Audi Q3
Lada Niva Range Rover BMW X1
Jeep (Grand) Cherokee Kia Sportage VW Tiguan
Jeep Wrangler Fiat Panta 4×4
Chevrolet Blazer Chevrolet Tahoe Audi A6 Allroad
Chevrolet Suburban Chevrolet Suburban GMC
Dodge Ramcharger Dodge Durango Subaru
Daihatsu Rocky Daihatsu Terios
Honda CR-V
SsangYong Korando + Musso
Suzuki Samurai Suzuki Vitara