Autor: Dominik
Das Gatz Cherokee 550 ist ein großes Kanu, und vorwiegend geeignet für kleine Familien und/oder sehr viel Gepäck auf langen Wasserwandertouren.
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1. Produkt
Familien- und Touren-Kanadier
2. Unternehmen
- Gatz Kanu, Bergisch Gladbacher Str. 787, 51069 Köln, Deutschland
- Made in Germany
3. Kauf
- 04/2019: 1.200,-€ (Neupreis ca. 2.600€)
Auf der Suche nach einem großen Touren-Kanu für mindestens 2 Erwachsene + Kind, sowie sämtliche Wildnisausrüstung für 2 Wochen, bin ich beim Cherokee gelandet. Bezüglich Größe, Zuladung und Sicherheit vermittelte es die besten Wert im Gatz-Programm.
4. Spezifikationen
- Variante: GFk-Kevlar-Carbon-verstärkt
- Farbe: Nußbaum
- Länge: 550 cm
- Breite: 95 cm
- Höhe Seite: 39 cm
- Höhe Bug: 63 cm
- Gewicht: 39,5 kg
- Zuladung: 500 kg
Neben der GFK-Varinate ist das Cheerokee auch in Kevlar-Carbon (34,5 kg / ca. 3.600€) sowie Carbon-ultraleicht (29 kg / ca. 4.000€) erhältlich.
5. Praxis
Gatz bezeichnet das beliebte Cherokee 550 als Raumschiff unter den Familiencanadiern, und das trifft es auch sehr gut. Denn mit einer nutzbaren Länge von circa fünf Metern und knapp einem Meter in der Breite bietet es Platz im Überfluss. Mein ausgesuchtes Modell verfügte bereits über die optionale PU-Rammkappe, eine selbstgemachte Persenning aus LKW-Plane war auch mit dabei. Zusätzlich bei Gatz habe ich mir für den hinteren Platz noch den Multifuktions-Sattelsitz bestellt, welcher ein wirklich komfortables Knien im Kanu ermöglichte (Befestigung per Gurtband am Boden des Bootes).
Im großen Cherokee finden bis zu 4 Erwachsene Platz, oder 2 Erwachsene und 4 Kinder. Tatsächlich lässt sich dieses große Kanu aber auch relativ gut allein fahren. Grundsätzlich glänzt es mit einer sehr sicheren Wasserlage und recht hoher Geschwindigkeit.
Von mir wurde es vorwiegend für 2 Erwachsene und 2 mittelgroße Hunde, sowie je nach Tour auch mit entsprechend viel Ausrüstung genutzt. Selbst mit den Hunden, die nicht immer Ruhe gaben, überwog ein äußerst stabiles und ruhiges Fahrverhalten.
Auch längere bzw. Mehrtages-Touren haben im Cherokee immer viel Spass gemacht. An seine Grenzen ist das große Kanu dann allerdings im Wildwasser gekommen. Nicht immer ist auf längeren Wasserwanderungen die Schwierigkeit vorhersehbar, und wo man bei WWII mit voll bepacktem Boot schon sehr zu kämpfen hatte, war bei WWIII dann definitv Schluss. Die für diese Größe relativ gute Manövrierbarkeit ist in schnellem, verblockten Fließwasser nicht mehr ausreichend; womit ich dieses Boot vor allem für ruhigere Gewässer und ohne größere Schwierigkeiten empfehle.
Den Vorteil des großen Stauraumes erkauft man sich natürlich mit dem Nachteil der sehr schlechten Transportfähigkeit. Auf einem normalen Pkw-Kombi ragt das Boot vorn und hinten über das Fahrzeug hinaus. Weil ein Überragen nach vorn laut StVO nicht zulässig ist, muss das Boot so weit nach hinten geschoben werden, dass es nicht nur nicht mehr mittig auf dem Querholm und Süllrand liegt, sonder auch das Heck des Fahrzeugs praktisch nicht mehr zugänglich ist. Man sollte also über ein entsprechend geeignetes Fahrzeug mit einer entsprechend langen Dachfläche verfügen. Dennoch bleibt vor allem das hohe Gewicht von 40kg ein Problem beim Aufladen, vor allem wenn es sich um ein höheres Fahrzeug handeln sollte.
Für mein Expeditionsfahrzeug habe ich mit extra für das Cherokee eine recht aufwendige Transportkonstruktion gebaut. Mit dieser ließ sich das Boot seitlich abklappen, während man gleichzeitig im aufgestellten Dachzelt schlafen konnte. Achten musste man dann allerdings nur auf eventuellen nächtlichen Regen, der das Boot hätte gefährlich füllen können, was die stützenden Streben darunter sicher nicht mehr gehalten hätten.
Diese Art des Transportes gestaltet sich theoretisch relativ leicht. ABER: auf dem Fahrzeug befanden sich bereits ungefähr 200kg Dachlast (massiver V2A-Träger, Dachzelt, 4 Zarges-Kisten voller Ausrüstung, Bergematerial), und das Boot bot nun auch einen erhöhten Windfang. Was nun passieren kann, zeigte die Überquerung der Öresundbrücke auf offener See. Das gesamte Fahrzeug geriet trotz hoher Lasten im Bodenbereich (gefüllte Wassertanks) in gefährliche Bewegungen, bei nur 60km/h gab es durch Windböhen plötzliche Spurversätze von einem ganzen Meter! So viel Schweiß auf der Stirn verlangte dann nach ausreichend Entschädigung auf dem Wasser.
Für normale Pkw sicher weniger ein Problem musste ich mit meinem Geländefahrzeug in entsprechendem Terrain natürlich auch auf Kontakt mit Vegetation und Fels achten, was beim Manövrieren in Engpässen oftmals einen Einweiser außerhalb des Fahrzeuges erforderte. Grundsätzlich verlangt ein fast 6 Meter langes Boot auf oder hinter dem Fahrzeug eine sehr umsichtige Fahrweise.
6. Positives
- sehr sicher
- hohe Zuladung
- guter Geradeauslauf
- relativ schnell
7. Negatives
- hohes Gewicht
- großer Platzbedarf (Transport)
- nur mittelmäßige Wendigkeit
- nicht wildwassertauglich
8. Fazit
Hat man den Platz es zu lagern, und kann es entsprechend sicher zum Gewässer transportieren, bietet das größte Cherokee eine Menge Freude auf dem Wasser, und vor allem genau so viel mögliche Zuladung wie auch Sicherheit.
9. Ähnliche Produkte
folgt!
Sehr interessanter Bericht. Sehr schöne Bilder. Die Technischen Daten sind auch sehr interessant.Habe auch einen Volvo Kombi. Und zusätzlich noch einen Pferdehânger . Aber , ich werde es wohl auf dem Dach transportieren, wie bei der Abholung auch.Zur Zeit restauiere ich den Cherokee Canadier. Habe ihn günstig aus einer Hallenauflösung gekauft. . Er war schon mehrfach geflickt, aber dicht. Habe das Unterwasserschiff neu laminiert, schwarz lackiert und mit Polyester Harz nochmals versiegelt. Nun kommt der Rest dran. Bin noch auf der Suche nach einer persenning.
Hallo Gerd, da wünsche ich Dir maximale Erfolge bei der Sanierung, und danach natürlich viel Freude beim Paddeln! Das Cherokee ist ein richtiges Schiff, es gleitet sehr spurtreu durchs Wasser, und kann dabei auch recht schnell werden. Bei gab’s damals eine Persenning mit dabei, und ich denke hin und wieder kann solch ein Stück noch gefunden werden. Selber nähen bei dieser Größe kostet schon einiges an Arbeit…aber das bist Du ja schon gewöhnt;-) Geste Grüße, Dominik
Guten Tag, eine sehr interessante Geschichte. Mir gefällt die Idee mit dem Transportieren des Kanus auf dem Dachzelt. Allerdings habe ich ein wenig Bedenken wegen dem Gesamtgewicht der Konstruktion. Wie sind da deine Erfahrungen damit vor allem mit den Ordnungshütern hier und international? Viele Grüße Arthur
Hallo Arthur,
wichtig ist natürlich, die konstruktive Traglast des Daches nicht zu überschreiten. Bei den alten, noch ausreichend stabil gebauten Geländewagen mit Leiterrahmen und stabiler Karosse, werden die vom Hersteller freigegebenen Dachlasten immer wieder überschritten. In einigen Ländern fahren abenteuerliche Konstruktionen umher, welche Mitteleuropäer verständlicherweise immer wieder in Staunen versetzen. Hierzu sei jedoch erwähnt, dass Länder mit derart vielen Vorschriften und Regeln, sowie Bürokratie, an denen möglichst viele Menschen ihr Geld verdienen, und die damit vor allem dem Nutzer das Leben unnötig schwer machen, meiner Ansicht nach kein Referenzkriterium sein sollten. Was bei uns maßlos mit Sicherheitsbedenken übertrieben wird, daran wird woanders nicht einmal im Traum gedacht.
Ein gesundes Mittelmaß, resultierend aus Fachkenntnis und Verstand, zählt für mich weitaus mehr, als was irgendjemand anderes dazu meint. Meine berufliche Qualifikation sowie die Erfahrung ermöglicht es mir, klarer, und vor allem praktischer zu denken, als es andere tun. Von jemanden, der etwas weder konstruiert hat, noch überhaupt damit ein paar tausend Kilometer unterwegs verbracht hat, lasse ich mir für meine Touren keine Vorschriften machen, zumal deren Anforderungen ja nur ich beurteilen kann. Beipsiel Rammschutzbügel: bei uns verboten, in anderen Ländern jedoch überlebensnotwendig. Läuft mir in Afrika eine Gazelle in den Kühler, bin ich leichte Beute für Kriminelle, im schlimmsten Fall nach Raub sogar tot. Und das nur, weil mir ein Gesetz in Europa diese wichtige Ausstattung verboten hat.
Bisher habe ich beim Transport von Ausrüstung noch nirgendwo auf der Welt Probleme bekommen. Natürlich passiert immer mal wieder irgend etwas, jedoch nichts dramatischeres, als bei gesetzlich geprüften und abgenommenen Konstruktionen, die ebenso kaputt gehen können. In Deutschland jedoch, dem Land wo man sich die Hose mit Gürtel, Trägern und der Kneifzange anzieht, und in dem der Behördenapparat Weltspitze ist, unternehme ich selbstverständlich keine solche Touren. Da würde ich allein schon mit den Fahrzeugen ohne Beladung Probleme bekommen. Und so sehen das nach wie vor viele Fernreisende, weil wir noch oft genug ganz anders leben, als man es hier diktiert bekommt.
Dies ist kein Aufruf zur Gesetztes-Untreue, aber eben nicht jede Regel macht für jeden Menschen Sinn. Ginge ich nach so etwas, wäre nicht nur mein eigenes Leben ziemlich langweilig, sondern ich könnte auch anderen Menschen keine Freude in deren Leben bringen. Außerhalb einem Wald voll Vorschriften findet sich immer eine praxistaugliche Lösung;-)
Beste Grüße, Dominik