BARF-Kritik


Autor: Dominik

Mein persönlicher, kritischer Standpunkt, zum Thema BARF.

1. Bezeichnung

  • “Bone and Raw Food“, oder „biologisch artgerechtes rohes Futter“ (biologisch im Sinne von ursprünglich)
  • bereits mit der Definition ergibt sich das erste Fragezeichen: wenn heute immer noch niemand mit Sicherheit sagen kann, was der Hund vor seiner Domestizierung vor 10.000-100.000 Jahren gefressen hat, woher will man denn überhaupt wissen, dass Barf ursprünglich ist?
  • Logisch ist nur, dass Hunde im Zusammenleben mit dem Menschen auch deren Nahrungsmittel bzw. Abfälle gefressen haben. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit hat niemand im Mittelalter einen Handel für nach heutigen Vorstellungen artgerechtem Hundefutter betrieben.

2. Vorbild Wolf

  • Barfen lehnt sich an dem Fress- und Beuteverhalten, sowie auch dem anatomischen Aufbau der Wölfe an, d.h. alles wird direkt vom wildlebenden Wolf auf den Haushund projeziert.
  • Barfer gehen davon aus, der Hund sei ein eindeutiger Fleischfresser, weil er u.A. einen nur kurzen Darm und keine Mahlzähne hätte. Als dazu völlig unrealistischer Apfel-Birnen-Vergleich dient eine Kuh mit vier Mägen und überwiegend Backenzähnen. Deutlich sinnvoller als auch seriöser wäre ein Vergleich mit anderen Allesfresser gewesen, denn der Hund ist eben schon sehr lange kein reiner Fleischfresser mehr.
  • Hunde passen ihre Lebensweise und damit auch ihren Speiseplan dem Menschen an, dies ist mittlerweile auch genetisch nachweisbar; sie sind bereits vor sehr langer Zeit vom Fleisch- zum Allesfresser geworden (omnivorer Carnivora).
  • Nahrungsvergleiche mit wildlebenden Wölfen sind relativ absurd, da beide Tiere völlig verschieden leben, ein unterschiedliches Verdauungssystem haben (Hunde können Kohlehydrate umsetzen), und gänzlich andere Dinge frissen (siehe wildlebende Hunde in anderen Ländern).
  • Der Wolf frisst Innereien wie den Magen, weil er sich u.A. dadurch den vegetarischen Anteil in seinem Speiseplan holt. Die im Handel erhältlichen Mägen aus Massentierhaltung (weißer Pansen) sind jedoch bereits gewaschen, und haben fast gar keinen Nährwert mehr (nicht wie etwa grüner Pansen).
  • Beim den Knochen zeigt sich der nächste Widerspruch zu den angeblichen Parallelen des Wolfs. Denn der Hund bekäme überwiegend härtere Knochen von großen Nutztieren wie Rindern und Schweinen (was mehr zu gesundheitlichen Schäden führt), während der Wolf kleinere und weichere (unbedenklichere) Knochen von Wildtieren verspeist, welche er durchaus mit im Kot ausscheiden kann. Es ist zu bezweifeln, dass Barfer nur Wildknochen geben.
  • Auch habe ich noch keinen Wolf beobachtet, oder davon gehört, dass diese Äpfel, Birnen, Aprikosen, Pfirsiche, Bananen, Melonen, Mangos oder Papayas gefressen hätten. Hier biegt sich die Barf-Schule ihre angeblich neue Gesundheit ordentlich zurecht, denn Obst und Gemüse haben viele Hundehalter (wie auch ich) bereits gefüttert, bevor es den Trend BARF überhaupt in Europa gab.

3. Behauptungen

  • Die Fütterung von Getreide sei unnatürlich. Tatsächlich jedoch gibt es für diese These keinen nachweisbaren wissenschaftlichen Beleg, und niemand weiß, was „natürlich“ war.
  • Die Fütterung von rohem Fleisch und Knochen würde den Kot fester machen, und damit die Funktion der Analdrüse verbessern. Dieses Behauptung ist nicht nur falsch, sondern es ist nicht selten sogar genau anders herum, wie die enorm festen Haufen von überwiegend mit minderwertigem Getreidefutter gefütterten Hunden beweisen. Zu viel Fleisch kann sogar zu Durchfall führen, und Knochensplitter werden (zumindest von meinen Hunden) erbrochen, anstatt dem Kot beigement.
  • Die Behauptung „fit und gesund durch frisches rohes Futter“ oder gar “barfen lindert Krankheiten”, ist ein völlig aus der Luft gegriffener Werbeslogan, ohne objektive Beweisgrundlage. Meine Hunde wurden nie gebarft und sind der Inbegriff eines Ironmen-Zehnkämpfers.
  • Barfen lässt absolut keine Rückschlüsse auf die Gesundheit zu, im Gegenteil, rohes Protein richtet mitunter auch Schäden an (z.B. Salmonellen, Bakterien- und Virusinfektionen durch rohes Hühner- und Schweinefleisch), und rohes Fleisch aus mit zahlreichen chemischen Soffen behandelter Massentierhaltung, ist ganz gewiss nicht unbedenklich. Dass Menschen es deshalb unbedingt abkochen sollten, Hunde jedoch bedenkenlos essen können, ist völlig widersprüchlich; als ob dem Hund all die Chemie nichts anhaben würde (siehe Futterunverträglichkeiten!).

7. Probleme

  • Abgesehen von der erhöhten Einkaufs- als auch Zubereitungszeit, die man sich ja vielleicht noch nehmen könnte, den höheren Kosten, die man erst einmal aufbringen müsste, setzt spätestens die Aufbewahrung der Massen benötigter frischer Zutaten definitiv Grenzen.
  • Den Platz für derartig große separate Gefriertruhen (Verwechslungsgefahr mit eigenen Tiefkühlbehältnissen!) muss man erst einmal haben, abgesehen von den dadurch massiv steigenden Stromkosten.
  • Grundsätzlich ist die Idee, frische Nahrungsmittel zu füttern, gewiss nicht verkehrt. In einer industriellen Konsumgesellschaft mit genetisch veränderten, und chemisch vollgestopften Nutztieren in Massenstallhaltung, deren Fleisch mindestens genau so bedenklich ist, wie die Haltungsbedingungen, halte ich es für eher schädlich, so etwas auch noch unseren Hunden zu verabreichen.
  • Unter anderen bzw. längst vergangenen Lebensbedingungen, und mit einer nachhaltig ökologischen Versorgung, wäre BARFen nicht nur deutlich gesünder sondern auch wirklich sinnvoll. Aber wer zieht für solch eine vermeintlich gesunde Lebens- und Ernährungsweise schon auf einen Selbstversorgerhof in der Wildnis?