Kauf und Haltung


Autor: Dominik

1. Charakterliche Eignung

Die Anschaffung eines Weimaraners ist nicht mit dem Kauf anderer Hunderassen gleichzusetzen. Das ansprechende äußere Erscheinungsbild täuscht bei sehr vielen Interessenten über den mitunter schwierigen Charakter hinweg und führt zu Fehlentscheidungen auf Kosten der Tiere. Folgende Merkmale sollte man vor dem Kauf eines solchen Hundes verinnerlicht haben: reinrassiger Jagdhund, soziales Familienmitglied, überaus aktiv, sehr intelligent, durch und durch dickköpfig. Diese Eigenschaften kann man nicht ändern, und man sollte auch nicht naiv genug sein, zu glauben, man könne dies. Eher muss man sich und sein Umfeld (familiäre als auch Arbeitsstruktur) prüfen, ob man diesen Ansprüchen gerecht werden und den Weimaraner entsprechend auslasten kann. Dies bedingt auch einen gewissen Charakter; man muss dem Tier gegenüber regelmäßig immer wieder konsequente Disziplin entgegenbringen, dazu bedarf es einem Mindestmaß an Führungskompetentz…andernfalls übernimmt der Hund diese Aufgabe!

Zwei Beispiele für unzureichende Auslastung: 1. Die “Metamorphose” eines Sofas (20er Jahre Chaiselongue) während zu langer Abwesenheit (Berufsalltag) 2. Das “Auspacken” eines neuen gerade gekauften Durchlauferhitzers durch kurzes Alleinlassen (Duschen) und sporadischer Langeweile des Tieres.

einmal zu spät nach Hause gekommen
Sofa-Zustand drei Wochen später
ausrangiert nach weiteren drei Monaten
15 Minuten abwesend im Bad (die neue Therme blieb zum Glück unbeschädigt)

2. Rüde oder Hündin?

Neben dem, bereits oben beschriebenen, unterschiedlichen Erscheinungsbild zeigen Rüde und Hündin auch verschiedene Verhaltensweisen. Er benötigt die erzieherische Konsequenz aufgrund seines nicht seltenen Macho-Gehabes, sie zickt gern mal rum und verlangt nicht wesentlich weniger konsequente Führung. Aufgrund Körpermasse und Muskelstruktur ist die Hündin jedoch etwas leichter zu führen. Beide reagieren auf gleichgeschlechtliche Artgenossen, wie andere Rassen auch, oftmals mit streitigen Auseinandersetzungen. Während Rüden das ganze Jahr über sexuell aktiv sind (und immer einen Weg suchen, eine in der Nähe befindiche, läufige Hündin zu erreichen), tritt die Läufigkeit bei der Hündin für ca. 3 Wochen in der Regel zweimal jährlich auf. In dieser Zeit müssen Lösungen gefunden werden, den blutigen Scheidenausfluss nicht in der gesamten Wohung zu verteilen, wobei sich die Hündin mehr oder weniger auch selbst reinigt.

Der Paarungstrieb des Rüden kennt keine Grenzen

3. Blau oder Grau?

Beide Fellfarben vereinen natürlich die typischen charakteristischen Merkmale eines Weimaraners, dennoch gibt es Unterschiede. Unserer Meinung nach eignen sich blaue Weimaraner eher als reine Familienhunde, während graue den offensichtlich besseren Jagdhund abgeben; wie immer: Ausnahmen bestätigen die Regel. Was jedoch nicht heißt, dass auch eine grauer ein wunderbarer Familienhund und ein blauer ein passionierter Jäger sein können. Dass unserer blauer Rüde der aufmerksamere Wachhund von beiden ist, liegt vermutlich eher am Geschlecht. Unsere Einschätzung entstand im direkten Vergleich beider (Fellfarben) im täglichen Zusammenleben. Lieben tun wir sie natürlich beide von Herzen – für ihren Charakter.

wer die Wahl hat, hat die Qual

4. Ein oder zwei Hunde?

Weimaraner sind überdurchschnittlich soziale Hunde, am gerechtesten werden Sie ihnen als “Paar”. Diese Herausforderung jedoch bedeutet nicht nur doppelt so viel Arbeit, auch die Nerven können hin und wieder übermäßig stark strapaziert werden. Einen Weimaraner unter Kontrolle zu behalten ist nicht immer leicht, er verändert das Leben eines jeden Halters; zwei sich gegenseitig stichelnde Artgenossen zu bändigen, verlangt enorm viel Konsequenz und Ruhe. Ohne bereits ausreichend rassespezifische Erfahrung mit einem Weimaraner gesammelt zu haben, raten wir vom Kauf zweier eher ab. Ausschließlich erfahrene Hundehalter sollten diese hohe Verantwortung übernehmen…und werden mit ganz besonderen Momenten belohnt.

5. Kosten

Allein mit der Anschaffung eines Welpen (ca. 750 – 2.750,-€) ist es natürlich nicht getan, hinzu kommen zahlreiche Spiel- und/oder Arbeitsuntensilien in vielfachen Wert des Tieres selbst. Ein seriöser Züchter/Verkäufer übernimmt noch die ersten tierärztlichen Kosten (Entwurmungen, Impfung, Chippen, EU-Heimtierausweis), darauf folgen jedoch weitere. Zur Grundausstattung gehören Halsbänder, Leinen, Geschirre, Näpfe, Dummys, Hundebett(n), Transporteinrichtungen. In den ersten 2 Jahren kauft man einiges doppelt, weil der Hund recht schnell rauswächst, später kauft man nicht weniger, weil es nun mehr Anwendungsmöglichkeiten gibt (z.B. Spezialgeschirre, Signal- und Rettungswesten, Kleidung, etc.). Zu alle dem kommen nicht selten auch direkte Ausbildungskosten wie Hundeschule und entsprechende Literatur. Krankheiten und Verletzungen erhöhen die jährlichen Ausgaben, Steuern und Haftpflichtversicherung sind Pflicht für alle Hundehalter. Mit einer Aufstellung aller voraussichtlichen Kosten vor dem Kauf ersparen sie sich spätere unangenehme Überraschungen.

Ein Beispiel für eine relativ aufwändige Hundeausstattung war der Bau einer ganz speziellen Hundehütte (ca. 350kg Eigengewicht) vor Einzug unseres ersten Weimaraners. Alle vier Wände, Dach und Boden sind 16cm im Querschnitt (plus Verkleidung mit 2cm Nut&Feder), dazwischen 8cm starke Dämmplatten und diverse Dämmwollen. Das Fenster ist in zwei Stufen anklappbar, die Tür (nicht abgebildet) selbstschließend. Innen gepolstert mit Stroh, Heu, Decken und Fellen, ein wetterfestes Haus, auch für frostige Temperaturen. Und dennoch zieht der Weimaraner unsere direkte Nähe vor, d.h. liegt viel lieber mit uns auf der Decke oder in der Schaukel; nur sehr selten (bei Gartenarbeit während schlechten Wetters) guckt er von innen durch die Scheibe seiner Luxushütte.