Fellfarben Blau & Grau


Autor: Dominik

1. Vorurteile

Eingangsfrage: Wie nennt man einen Menschen, welcher einen anderen, dunkelhäutigen Menschen aufgrund seiner Hautfarbe diskriminiert, diesen nicht als “reinrassig” anerkennt, ob wohl dies wissenschaftlich bzw. genetisch außer Frage steht?

Fakt ist, niemand kann die Herkunft des Weimaraners eindeutig beweisen. Und dennoch gibt es nicht gerade wenig Menschen, die MEINEN, ein blauer Weimaraner wäre kein echter Weimaraner. Ich betone extra “meinen”, weil es nicht das selbe ist, wie “wissen”. Diese Meinung wird vor allem vom Weimaraner Klub vertreten (steht deshalb im Rassestandart beschrieben), genau so wie eine Partei im Bundestag eine Meinung bezüglich eines bestimmten politischen Themas vertritt (welche dann ggf. ein Gesetz definiert). ABER: derartige Meinungen sind nicht immer mit Fakten gleichzusetzen; eventuell enthalten sie welche, Fakten jedoch können immer auch wissenschaftlich und zweifelsfrei bewiesen werden. Wo aber ist dieser eindeutige Beweis beim Weimaraner?

2. Genetik

Genetisch gesehen ist jeder Weimaraner durch das farbbestimmende Gen braun, nur tritt dies nicht phänotypisch in Erscheinung, weil Mutationen des immer vorhandenen Dilution-Gens (dilution=Verdünnung) zu einem Grau (Aufhellung aus der Grundfellfarbe Braun) oder Blau (Aufhellung aus der Grundfellfarbe schwarz) führen. Das Hellbraun anderer Hunderassen wird hingegen kaum beeinflusst. Üblicherweise (und vor allem bei fortgesetzter Inzucht) sind die vom Dilute-Gen-Defekt geprägten Hunderassen (z.B. Labrador, Bulldogge, Dobermann) von Hautkrankheiten betroffen (CDA, Color Dilution Alopecia = Farbmutantenalopezie: helle Pigmentflecken, Ekzeme, Haarausfall, empfindlicher Magen-Darm-Trakt). Warum diese Farbverdünnung beim Weimaraner keine negativen Konsequenzen zu haben scheint, ist noch unklar. Vermutlich aber fehlen dem Weimaraner diejenigen Gene, welche in Interaktion mit dem Dilution-Gen zur CDA führen. Jeder Weimaraner, egal ob blau oder grau, besitzt also eine verdünnte Fellfarbe, er ist nie völlig pigmentiert.

braun beim grauen
braun beim blauen
graue Hündin
blauer Rüde
Fellfarbe blau…
…in Vergrößerung
Sichtbare Genetik beim blauen und grauen Weimaraner: das rezessive Braun unterliegt dem dominaten Schwarz und wird beim grauen aufgehellt. Resultat: beide können mehr oder weniger braun erscheinen.

Die Fotos machen deutlich, wie verwirrend die farbgebende Bezeichnung bei genauer Betrachtung tatsächlich ist: Der “graue” ist eher silbern bis bräunlich, während der “blaue” eher silbern bis gräulich erscheint – Weimaranerneulinge kommen da schoneinmal durcheinander. Frisch geborene Welpen sind übrigens katzenartig getigert; dieses Merkmal tragen zweifelsfrei blaue und graue Weimaraner.

Welpen am tag ihrer Geburt
Welpen im Alter von einer Woche

3. Blaue Weimaraner in den USA

Behauptungen, dass die blauen Weimaraner ursprünglich aus den USA stammen (weil dort sehr populär), wiederlegt der Fakt, dass der erste in die USA eingeführte blaue Weimaraner „Cäsar von Gaiberg“ (geboren 1947 beim Baden Württembergischen Züchter Ludwig Gaul aus Gaiberg) aus deutscher Zuchtlinie stammt. Die ersten Weimaraner in den USA waren grau. Howard Knight (1884-1965), inspiriert vom Weimaraner Klub Mitglied Fritz Grossmann bestellte 1928 (entgegen des eigentlichen Klub-Verbotes der Abgabe ins Ausland) einen Weimaraner Rüden und eine Hündin, welche sich jedoch bei Ankunft als sterilisiert herausstellten. Knight wiederholte den Import und erhielt “Mars aus der Wulfsriede” sowie “Aura von Gailberg” and “Dorle von Schwarsen”. 1939 wurde unter seinem Zwinger „Silver Knight Kennel“ sein erster Wurf im deutschen Zuchtbuch eingetragen. 1942 wurde der WCA (Weimaraner Club of America) gegründet und durch den AKC (American Kennel Club) anerkannt. Aber erst mit der Weimaranerhündin “Heidi” vom 34. Präsident der USA, Dwight Eisenhower (1890-1969), ist der Weimaraner in den 1950ern in den USA in Mode gekommen, auch Grace Kaelly und Frank Sinatra besaßen einen. Er wird dort mittlerweile (noch mehr als Modehund als bei uns) mehr nach Aussehen, als nach Leistung gezüchtet und in erster Linie als Familienhund gehalten, ist aber auch als Rettungshund, Therapiehund sowie als Polizei- und Drogenspürhund gefragt.

4. Langhaar Weimaraner

1935 wurde beim FCI die Vatietät “Langhaar Weimaraner” eingetragen; diese existierte zwar schon vorher, nur war sie nicht sonderlich erwünscht. Ähnlich scheint es sich mit dem Blauen zu verhalten, nur ist dieser (zumindest vom Weimaraner Klub und damit auch beim FCI) heute immer noch nicht erwünscht. Und das obwohl der Blaue dem Wesen des Grauen Kurzhaar wesentlich eher entspricht, als der graue Langhaar dem grauen Kurzhaar. Auf ein offizelles “Geständnis” der blauen Zugehörigkeit zur Rasse warten tollerante Weimaranerfreunde schon lange; entsprechende genetische Untersuchungen stehen seit Jahren angeblich immer noch aus. Oder will man deren Ergebnisse vielleicht gar nicht veröffentlichen, weil sie möglicherweise nicht erwünscht sind?

5. Slovakischer Raubart

Ein Beispiel für das Entstehen einer neuen Rasse: Ab 1944 kreuzte man Weimaraner mit Böhmischem Raubart und Deutsch Drahthaar; diese Würfe wurden beim slowakischen Jagdverband ab 1950 als „Slowakischer Weimaraner Raubart“ geführt. Da diese rauhaarige Form nicht dem FCI-Standart für Weimaraner entsprach und sich der Deutsche Weimaraner Klub 1974 weigerte, diese Form als Weimaraner anzuerkennen, wurde sie nach Antrag der slowakischen Züchter beim FCI 1983 als eigenständige Rasse „Slowakischer Raubart“ anerkannt (FCI-Standart Nr.320, 24.06.1996/DE, Klassifikation FCI: Gruppe 7 Vorstehhunde, Sektion 1.1. Kontinentale Vorstehhunde, Typus Bracke, Mit Arbeitsprüfung).